Todessymphonie (German Edition)
von Kreuzkümmel und vergorenem Kohl war gerade noch erträglich. Genau wie die Miete des Ladens. Er könnte nicht bei jemandem angestellt sein. So wie jetzt, war es auf alle Fälle besser.
Zu fotografieren war seine Berufung, es war schwierig, allein mit seiner Kamera den Lebensunterhalt zu verdienen. Er hatte durchaus Fähigkeiten, aber sein Auge konnte es nicht mit jemandem wie Tommaso aufnehmen. Also hatte er sich darauf konzentriert, seine Dienste als Grafikdesigner anzubieten. Inzwischen setzte er nicht nur Kataloge, sondern entwickelte auch Webseiten. Seine Arbeit war sehr begehrt, und bald schon hatte er einige Prominenz erlangt. Er war als der sonderbare Grafiker bekannt, der nicht mit Kunden sprach, seine Aufträge nur online entgegennahm, nicht zurückrief, aber dafür viele E-Mails schickte und niemals, nie eine Deadline verpasste. Er sprach nicht gerne mit Leuten und tat es auch nicht, wenn es sich vermeiden ließ. Er sah keinen Sinn darin. Er hatte nicht viel zu sagen, konnte nicht gut erzählen. Um ehrlich zu sein, fand er, gab es nur sehr wenig, was sich nicht auch in einer E-Mail ausdrücken ließ.
Er war gut in seinem Job, und die Menschen erkannten sein Talent an. In wenigen Jahren hatte er sich eine wundervolle Nische erarbeitet, in der er ausreichend Geld verdiente und die es ihm erlaubte, in Kunstwerken aus aller Welt zu schwelgen – er setzte Kataloge für Museen. Er hatte klein angefangen und den Einstieg über Websites, die er für die Museen erstellte, gefunden. Nachdem er sich einmal etabliert hatte, designte er nun Kataloge für Ausstellungen und Sammlungen im ganzen Land. Vor ein paar Jahren war er groß genug gewesen, um seine Tätigkeit auch auf Catalogues raisonnés auszuweiten, die großen Monografien, die sich mit dem Werk eines einzigen Künstlers beschäftigten. Letztes Jahr hatte er mit einer Picasso-Monografieeine ganz wundervolle Arbeit abgeliefert und sich inzwischen für weitere beworben.
Das erinnerte ihn daran, dass er nach dem Status von Millais schauen wollte. Er suchte in seinen E-Mails, aber es gab keine Nachricht von der Tate Britain Gallery in London. Verdammt. John Everett Millais war einer seiner Lieblingskünstler. Diesen Job wollte er unbedingt haben.
Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Sein derzeitiger Job für Wilhelmina war ein wahr gewordener Traum. Derzeit war das Frist Center dabei, eine einmalige Ausstellung zu organisieren. Eine ganze Anzahl Bilder aus Florenz, der Kunsthauptstadt der Welt, würde nach Nashville kommen, und Gavin war beauftragt worden, den Katalog zu erstellen. Was bedeutete, dass er Unmengen von atemberaubend schönen Bildern aus den drei berühmtesten Kunstgalerien der Welt erhielt: die Uffizien, der Palazzo Pitti und der Palazzo Strozzi.
Er zwang sich, mit seiner Arbeit anzufangen und sich auf die Strozzi-Bilder zu konzentrieren. Nach kurzer Zeit bemerkte er, dass eines der Bilder nicht korrekt heruntergeladen worden war. Gavin dachte, dass es ein Zeichen von oben sein musste. Er könnte eine E-Mail an Wilhelmina schreiben und sie bitten, den Fotografen zu kontaktieren, damit er das Bild noch einmal schickte. Oder … Gavin spürte, wie sein Herz ein wenig schneller schlug. Warum nicht? Er war schon immer ein Bewunderer von Tommaso gewesen. Es gab keinen Grund, warum er ihn nicht direkt kontaktieren könnte. Oder doch? Sicher, der Mann lebte sehr zurückgezogen – das ging sogar so weit, dass er jedes Interview verweigerte, bei dem ein Foto von ihm gezeigt werden sollte. Gavin fragte sich, ob er auf irgendeine Weise entstellt war. Er könnte den Wunsch verstehen, die Arbeit für sich sprechen zu lassen.
Da er niemals einen Zug machte, ohne ihn vorher gründlich durchdacht zu haben, lehnte Gavin sich in seinem Stuhl zurück. Wenn er Tommaso anschrieb, gäbe es den Hauch einer Möglichkeit, seine eigene Arbeit anzusprechen. Das könnte vielleicht ein paar weitere Türen öffnen; der Italiener arbeitete immerhin überall. Tommaso war auf der ganzen Welt bekannt. Es könnte Gavins Chance sein, über Nashville hinauszuwachsen. Sie könnten vielleicht sogar Freunde werden.
Mit einem Seufzen kam er auf den Boden der Tatsachen zurück. Als wenn das jemals passieren würde. Seine Freunde waren alle Dungeonmaster.
Aber bevor ihn der Mut verließ, erstellte er eine neue E-Mail, füllte die notwendigen Felder aus und schickte eine kurze Nachricht an Tommasos Adresse:
Lieber Tommaso,
ich bin ein großer Bewunderer deiner Kunst. Die
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