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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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führte, stand ein verrostetes Eisenbett mit einer Schaumstoffmatratze. An den vier Bettpfosten entdeckte LaBréa die durchtrennten Enden der Fesseln. Das schmutzigweiße Laken und die Matratze waren durchtränkt von geronnenem Blut. Eine helle Militärhose, wie sie bei Wüsteneinsätzen üblich ist, feste Arbeitsschuhe, Socken und eine Unterhose lagen in einer Ecke neben dem Bett. Auf dem Fenstersims stand eine leere Wodkaflasche, eine Billigmarke.
    »Der Tatort«, sagte Franck. Er deutete auf Hose und Schuhe. »Das sind anscheinend die Klamotten, die der Mörder dem Opfer ausgezogen hat.«
    Claudine ging zum Ofen und legte prüfend die Hand auf das Abzugsrohr. »Kalt. Eiskalt. Hier ist in den letzten Stunden nicht geheizt worden.«
    »War der Mann ein Hausbesetzer?«, fragte LaBréa.
»Ein Illegaler?« Er winkte seinen Mitarbeitern. »An die Arbeit, wir stellen alles auf den Kopf.« Er knipste die Stehlampe an, die neben dem Bett stand. »Gott sei Dank, es gibt Strom. Franck, besorgen Sie zusätzliche Scheinwerfer. Wir brauchen hier oben auch sofort die Leute von der Spurensicherung. Die sollen sich aufteilen oder ein zweites Team anfordern.«
     
    Das blutrote Licht der Morgendämmerung kämpfte sich durch die schmutzigen Fensterscheiben. Bevor LaBréa dünne Gummihandschuhe überstreifte, rief er Ermittlungsrichter Couperin an. Dieser befand sich auf dem Weg in sein Büro und wollte sofort dazukommen. Direktor Thibon war telefonisch weder auf seinem Handy noch über seinen Büro- und Privatanschluss zu erreichen.
     
    Eine halbe Stunde später traf der Ermittlungsrichter ein. Während Franck, Jean-Marc und Claudine mit der Durchsuchung des Tatortes fortfuhren, nahm LaBréa die Musikkassette, um sie zusammen mit Couperin in dessen Wagen abzuhören. Sie enthielt das, was LaBréa bereits geahnt hatte: den gleichen Ausschnitt aus Ravels Boléro wie die Kassette, die bei Masson gefunden worden war. Nach Ende des Stücks sagte zunächst keiner der beiden Männer ein Wort. Couperin brach dann als Erster das Schweigen.

    »Tja, Commissaire, was soll ich dazu sagen? Ich befürchte, dass dies nicht das letzte Opfer sein wird. Wie viele Männer sind auf dem Camerone-Foto zu sehen?«
    »Sechs«, antwortete LaBréa.
    »Zwei davon hat der Mörder bereits erwischt, und zwar innerhalb von achtundvierzig Stunden! Das ist doch kein Zufall, dass dieser Unbekannte und Masson gemeinsam auf diesem Foto abgebildet sind und auf die gleiche Weise umgebracht wurden. Möglicherweise hat der Mörder die anderen vier ebenfalls im Visier. Sehen Sie zu, dass Sie mit denen Kontakt aufnehmen. Das Foto scheint mir der Schlüssel zu den Morden und zum Motiv zu sein.«
     
    Die Durchsuchung des Tatortes hatte keine Erkenntnis über die Identität des Ermordeten gebracht. Weder dort noch bei der Leiche im Hof waren Ausweispapiere, Kreditkarten oder Ähnliches gefunden worden. Der Tote hatte keinen Namen, keine Nationalität, keinen Lebenslauf. Nur zwei Gesichter, die unterschiedlicher kaum sein konnten: ein lachendes auf einem Foto, das vor vielen Jahren irgendwo anlässlich einer Camerone-Feier aufgenommen worden war, und ein durch Kälte und Totenstarre erstarrtes Antlitz als Momentaufnahme seines grausamen Todes.
    In der ärmlichen Behausung wurde kein Notizbuch gefunden, keine Uhr, keine Zeitung, keine wie immer gearteten Rechnungen oder sonstige Unterlagen, kein Festnetztelefon und kein Handy. Sofern der Tote Letzteres
besessen haben sollte, konnte der Mörder es auch mitgenommen und damit eine weitere Spur verwischt haben.
    Jean-Marc hatte in einer halb kaputten Zigarrenkiste Geld gefunden. Es waren siebenhundertachtzig Euro, kein kleiner Betrag für jemanden, der in einer solchen Umgebung hauste. War der Mann vielleicht Drogendealer gewesen? Es gab keinen Hinweis darauf.
    Brigitte Foucart hatte die Leiche in Augenschein genommen und teilte LaBréa ihre erste Einschätzung mit.
    »Der Mann ist seit etwa neun bis zehn Stunden tot. Die Totenstarre ist voll ausgebildet. Der Temperaturabfall in der Leiche ist erheblich. Wenn der Mann gleich nach dem Exitus in den Hof geschafft wurde, erklärt sich das durch die niedrigen Außentemperaturen. Sie beeinflussen das Absinken der Körpertemperatur und die Blutgerinnung gleichermaßen.«
    LaBréa blickte auf seine Uhr und rechnete zurück. »Jetzt ist es kurz vor halb neun. Der Mann muss demnach zwischen dreiundzwanzig Uhr dreißig und null Uhr dreißig letzte Nacht gestorben sein. Gegen dreiundzwanzig

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