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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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zurück. Genau wie die Pfotenabdrücke des Hundes. Daneben gibt es weitere Abdrücke, die undefinierbar und plump wirken. Sie sehen aus, als hätte jemand seine Füße umwickelt oder die Schuhe auf andere Weise geschützt. Vielleicht mit Überziehschuhen, wie man sie in Chemielabors oder auf Intensivstationen benutzt.«
    »Und das Auffallende ist«, fügte Jean-Marc ergänzend hinzu, »dass diese Abdrücke, die meines Erachtens vom Mörder stammen, nur in eine Richtung führen: nämlich vom Gebäude und dem Liegeplatz der Leiche quer über den Hof Richtung Straße. Es gibt keine Spuren in umgekehrter Richtung.«
    LaBréa schritt das Terrain ab und überzeugte sich selbst. Dann drehte er sich abrupt zu seinen Mitarbeitern um.
    »Das hängt möglicherweise mit dem Schneefall letzte Nacht zusammen. Weiß jemand von Ihnen, wann es heute Nacht aufgehört hat zu schneien? Denn sämtliche Fußabdrücke können erst danach entstanden sein.«
    »So gegen elf.« Jean-Marc war sich ganz sicher, weil er um diese Zeit nach Hause gekommen war. »Ich rufe mal Méteo-France an, ob es danach noch einmal geschneit hat.« Zwei Minuten später konnte er das verneinen.

    »Das heißt also nichts anderes«, schloss LaBréa daraus, »als dass der Mörder vor dreiundzwanzig Uhr gekommen sein muss und seine Fußspuren zuschneiten. Und er verließ diesen Ort, nachdem es aufgehört hatte zu schneien. Auf irgendeine Art machte er seine Fußabdrücke unkenntlich. Die Frage ist auch, ob der Mörder zusammen mit seinem Opfer hierherkam, oder ob er den Mann im Gebäudeinneren überraschte.«
    »Ich würde sagen, Letzteres«, meinte Franck. »Der Täter hat das Opfer gezielt aufgesucht, genau wie er das bei Masson getan hat. Er muss gewusst haben, dass er den Mann hier finden würde.«
    Ein Kombi fuhr in den Hof. Die Männer der Spurensicherung und der Fotograf trafen ein.
    »Kommen Sie«, sagte LaBréa zu seinen Mitarbeitern. »Wir sehen uns da drinnen einmal um, während die Kollegen und Dr. Foucart hier draußen ihre Arbeit erledigen.«
     
    Sie folgten der angetrockneten Blutspur und betraten im fahlen Licht der aufgehenden Sonne eine weitläufige Fabrikhalle. Altertümliche Maschinen standen in der Mitte des Raumes sowie jede Menge Gerümpel, Schutt, Eisenteile.
    »Eine alte Spinnerei«, stellte Jean-Marc fest und ließ den Strahl seiner Taschenlampe tanzen. Riesige, verstaubte Garnspulen waren zu sehen. »Sieht aus wie eine Kammgarnspinnerei. Es muss allerdings Jahrzehnte
her sein, dass diese Maschinen in Betrieb waren.« Er schob seine Pelzmütze aus der Stirn, ein fuchsfarbenes Modell, das in schreiendem Kontrast zu Jean-Marcs feuerroter Flauschjacke stand. Eine blau karierte Flanelljeans und grüne Pelzstiefeletten vervollständigten das flippige Outfit.
    Ihre Schritte hallten auf dem Steinfußboden, als sie den Raum durchquerten. Die Blutspur, die jetzt deutlicher wurde, führte zu einer Eisentür an der linken Stirnseite. Von dort aus gelangte man über eine Steintreppe in den ersten Stock. Ein langer Korridor war zu sehen, von dem mehrere Türen abgingen, ebenfalls aus Metall.
    Die erste war verschlossen. Hinter der zweiten Tür gab es einen alten Wasch- und Toilettenraum. Die Toilettenschüssel war völlig verschmutzt, offenbar funktionierte die Wasserspülung nicht. Es roch nach Kot und Urin, modriger Luft und nach einem Hauch Eau de Javel, als hätte jemand versucht, dem Gestank eine erträglichere Note zu geben. Neben dem Waschbecken aus altem Speckstein hing ein Handtuch am Haken. Auf einer Holzkonsole daneben lagen ein Stück Seife, eine Zahnbürste, Rasierschaum und ein altertümlicher Nassrasierer. Das Handtuch wies zahlreiche dunkle Flecken auf.
    »Blut«, stellte LaBréa fest. Der Strahl seiner Taschenlampe wanderte zum Waschbecken. »Vielleicht finden die Kollegen auch hier Blutspuren. Auf den ersten Blick kann ich nichts entdecken.«

    Sie gingen den Korridor weiter entlang. Nach etwa zehn Metern kamen sie zu einem dritten Raum, dessen Tür offen stand.
    Es war ein großer Raum mit einem Kanonen öfchen, rohen Backsteinwänden und schweren Eisenträgern unter der Decke. Neben dem Ofen ein Stapel Briketts. In der Mitte ein Tisch, auf dem die Reste einer Mahlzeit standen. Der Schluck Rotwein in einem angeschlagenen Wasserglas ähnelte in seiner Farbe dem angetrockneten Blut auf dem grauen Zementboden. Alles deutete darauf hin, dass hier eine einzelne Person lebte oder gelebt hatte. Unter dem Fenster, das zum Nachbargrundstück

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