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Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa

Titel: Todesträume am Montparnasse - Ein Fall für Kommissar LaBréa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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warf LaBréa hin und wieder ein herablassendes Lächeln zu.
    LaBréa kannte diese Spielchen. Jedes Mal, wenn Thibon ihn in sein Büro zitierte, ließ er ihn erst einmal warten. Das geschah natürlich mit voller Absicht. Machtspielchen, weiter nichts. LaBréa beschloss, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
    Nach einer guten Viertelstunde wurde die Tür schließlich geöffnet, und Thibon bat LaBréa mit einer wedelnden Handbewegung in den Raum. Die Geste wirkte ungeduldig und abwehrend, als scheuche man einen Hund vor sich her.
    Thibon bot seinem Untergebenen keinen Platz an. Während er sich selbst hinter seinen Schreibtisch setzte, blieb LaBréa in der Mitte des Raumes stehen.
    »Wieso haben Sie mich nicht informiert, LaBréa?« Die Stimme des Direktors klang leise und unterkühlt. Fieberhaft dachte LaBréa nach. Was meinte Thibon?

    »Ich meine damit, nicht persönlich informiert? Nicht Sie, sondern Leutnant Lagarde, der Paradiesvogel, wie er aus gutem Grund von allen genannt wird, hat mir von dem zweiten Mord in der alten Fabrik berichtet.«
    »Ja, und, Monsieur? Ich verstehe nicht …«
    Thibon unterbrach ihn und beugte sich vor.
    »Ich bin es nicht gewohnt, dass ich über einen solchen Vorgang von einem Ihrer Untergebenen erfahre, LaBréa. Der zweite Mord, vom Modus Operandi her identisch mit dem ersten, bringt uns in echte Schwierigkeiten. Was glauben Sie, was passiert, wenn das morgen in der Presse steht?«
    »Ich weiß es nicht, Monsieur«, erwiderte LaBréa. »Ich habe strikte Anweisung gegeben, die Presse nicht zu informieren.«
    »Irgendetwas sickert immer durch, das wissen Sie so gut wie ich. - Wie weit sind Sie? Was kann ich dem Präfekten präsentieren, wenn er mich heute Abend löchert?«
    »Leider noch keinen Täter, aber eine Menge Einzelheiten. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist der Mörder in beiden Fällen derselbe. Die beiden Toten kannten sich, haben vermutlich eine gemeinsame Vergangenheit. Wir stehen noch am Anfang, aber es besteht Grund zur Hoffnung.«
    › Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. ‹ Das sagte schon Ovid.« Thibon blickte selbstgefällig und arrogant. LaBréa fühlte Zorn in sich aufsteigen, und seine Stimme wurde einen Ton schärfer.

    »Falls Sie meinen, dass wir nichts anderes tun als Däumchen drehen, Monsieur, so muss ich das weit von mir weisen! Meine Leute und ich tun, was wir können.«
    Beschwichtigend hob Thibon seine sorgfältig manikürten Hände. »Seien Sie nicht gleich beleidigt, LaBréa, so habe ich das nicht gemeint!«
    Wie hast du es denn gemeint?, war LaBréa versucht zu erwidern, doch er beherrschte sich.
    »Ich stehe enorm unter Druck, Commissaire.« Thibon strich sich übers Kinn. »Der Präfekt drängt mich, er will Resultate sehen. Sie wissen ja, er peilt den Staatssekretärsposten beim Innenminister an. Und da bin ich der Nächste in der Reihe, der den Druck abbekommt.«
    Und du peilst den Posten des Präfekten an und gibst den Druck an mich weiter, fügte LaBréa in Gedanken hinzu.
    »Wir können nicht zaubern, Monsieur le Directeur«, sagte er laut und zuckte mit den Achseln. »Es gibt durchaus ein paar Ansatzpunkte, die uns entscheidend weiterbringen könnten. Aber wir brauchen etwas Zeit.«
    »Ja, ja, das ist mir schon klar! Doch Sie kennen vielleicht das alte französische Sprichwort ›Die Zeit, am besten angewandt, ist die, die man verschwendet‹. Eine Weisheit, die ich mir nicht zu eigen mache. Und Sie und Ihre Leute sollten das ebenfalls vermeiden.«

    Zwei Minuten später befand sich LaBréa wieder auf dem Weg in sein Büro. Zornesröte hatte seine Stirn überzogen. Dass Thibon ihm und seinen Mitarbeitern den guten Ratschlag gab, bloß keine Zeit zu verschwenden, empfand er, gelinde gesagt, als Frechheit. Was bildete sich der Kerl ein? Erst allmählich beruhigte sich LaBréa. Auf der Toilette wusch er sich gründlich die Hände und kühlte seine Stirn mit einigen Spritzern Wasser.
    Auf dem Korridor rief er kurz seine Tochter an. Sie war bereits zu Hause und fragte, ob sie schon heute bei Alissa übernachten dürfe. Sie hatte ihrer Freundin den neuesten Harry Potter- Band als Geburtstagsgeschenk gekauft.
    »Ich hab’s jetzt doch nicht mehr mit dir besprochen, was ich ihr schenke, Papa. Erstens hast du sowieso nie Zeit, und zweitens wusste ich ja, dass Alissa sich das Buch wünscht.«
    »Meinetwegen kannst du bei ihr übernachten. Aber geh nicht zu spät los! Es friert, und vielleicht fängt es auch wieder an zu schneien.«
    »Ich

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