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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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würde, mit allem Drum und Dran, inklusive Todesfolge?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand ein Schweigen. Dann sagte Véronique leise: »Um Gottes willen, Maurice, ist dieser Fall eingetreten?«
    »Ja. Wir wissen noch nicht, ob es einen Zusammenhang mit den sogenannten Sprayerfrauen und dem Mord durch Kastration an einem Mann gibt, der letzte Nacht stattfand. Aber wir gehen dieser Spur nach.«
    »Und diese Christine Payan soll damit zu tun haben?«
    »Auf jeden Fall scheint sie in Kontakt mit diesen Sprayerfrauen zu stehen. Ich will einfach wissen, wer sie ist.«
    »Ich kann mich ja mal im Kollegenkreis umhören. Wie alt ist sie denn?«

    »Sechsundvierzig.«
    »Ist Payan ihr Mädchenname?«
    »Keine Ahnung, ob sie verheiratet ist oder war. Auf jeden Fall hat sie einen halbwüchsigen Sohn. Au ßerdem unterrichtet sie als Dozentin am Psychologischen Institut der Uni.«
    »Das könnte helfen. In der Uni habe ich sehr gute Kontakte. Vielleicht kann mir da jemand Auskunft über sie geben. Aber versprich dir nicht zu viel davon.«
    »Wichtig wäre zu wissen, wie sie dort eingeschätzt wird. Was man von ihrer Arbeit hält und so weiter.«
    »Verstehe. Du hörst von mir, Maurice.«
    »Danke, Véronique. Bis bald!«

8. KAPITEL
    Fünf Minuten bevor die Talkrunde begann, rief Jenny ihren Vater übers Handy an.
    »Hallo, Chérie? Wo bist du denn?«, fragte LaBréa. »Ist eure Kinovorstellung zu Ende?«
    Im Hintergrund waren laute Verkehrsgeräusche zu hören. Autos hupten, die Sirene eines Krankenwagens ertönte. LaBréa konnte seine Tochter nur schwer verstehen, als sie antwortete: »Ja, wir sind jetzt auf der Rue St. Antoine, vor der Videothek ›Vedette‹. Wir wollen uns eine DVD ausleihen und bei uns zu Hause angucken. Dürfen wir?«
    Bei der Erwähnung des Namens »Vedette« kamen in LaBréa dunkle Erinnerungen hoch.
    Hier hatte er vor einem halben Jahr die Besitzerin der Videothek, Francesca Dauchet, wegen Mordes an dem Filmproduzenten Jacques Molin verhaftet. Seitdem hatte er den Laden nicht mehr betreten, der nun von Francesca Dauchets Sohn weitergeführt wurde.
    »Was für einen Film wollt ihr euch denn ausleihen?«, erkundigte sich LaBréa ein wenig misstrauisch. »Und wer ist eigentlich ›wir‹?«
    »Na ja, Alissa, ich, Yannick und Pierre-Michel. Und
den Film müssen wir uns erst noch aussuchen. Pierre-Michel kennt sich super mit Filmen aus.«
    »Aber bloß nicht irgend so einen Mist, Jenny! Fragt doch mal, ob es Auf Wiedersehen, Kinder als DVD gibt. Du hast doch damals in Marseille in der Schule gefehlt, als eure Klasse sich den Film im Kino ansah. Das soll ein sehr guter Film sein.«
    »Ja, wir fragen, ob sie den haben.« Es klang nicht sehr überzeugend. »Also, Papa, ich bin dann mit den anderen bei uns zu Hause. Wann kommst du denn?«
    »Sicher spät. Warte nicht auf mich, und schick die anderen gleich nach Ende des Films nach Hause!«
    »Mach ich. Wir holen uns jetzt noch’ne Pizza bei Bruno.«
    LaBréa hatte kaum das Gespräch beendet, als seine Mitarbeiter das Büro betraten.
    Franck war kaum wiederzuerkennen. Er hatte sich rasiert, seine Haut glänzte frisch, und er roch nach einem aufdringlichen Aftershave. Seine verschmutzten Jeans hatte er gegen eine Bundfaltenflanellhose getauscht. Unter einem dunkelblauen Pullover mit V-Ausschnitt trug er ein grün gestreiftes Button-down-Hemd.
    LaBréa konnte sein Erstaunen kaum verbergen. Jean-Marc bemerkte dies und flötete mit künstlich hoher Stimme: »Ja, ja, die Liebe, die Liebe ist’s allein …«
    Franck gab ihm einen unsanften Stoß in die Rippen und knurrte etwas, das LaBréa nicht verstand. Claudine, die als Letzte den Raum betrat, grinste vielsagend
und wedelte sich mit der Hand den Duft in die Nase, den Franck so verschwenderisch verströmte.
    Jeder dachte sich seinen Teil, und LaBréa forderte Franck sogleich auf, von seinem Besuch in der Santé zu berichten.
    »Also, zuerst …«, begann Franck, doch er kam nicht weiter, weil der Paradiesvogel ihm ins Wort fiel.
    »Zuerst bist du nach Hause gefahren und hast dich feingemacht.«
    »Halt’s Maul, Jean-Marc! Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Du selbst läufst wie ein Zirkuspferd rum …«
    LaBréa verkniff sich ein Schmunzeln und schnitt ihm das Wort ab.
    »Schluss jetzt! Tragt eure modischen Differenzen nach Dienstschluss aus, wenn ich bitten darf. Zur Sache, Franck.«
    Franck hatte sämtliche diensthabenden Wärter in der Santé befragt, ein weiteres Gespräch mit dem

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