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Todestrieb und Seelenheil

Todestrieb und Seelenheil

Titel: Todestrieb und Seelenheil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John K. Carson
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erst mal Johannes die Möglichkeit ab, etwas zu erwidern. Sie ging zu Sascha. „Wir sortieren erst mal nach den Opfern. Und wenn wir das rum haben, machen wir ein neues Lagerfeuer.“ Lagerfeuer war ihr Synonym für das gemeinsame Erarbeiten eines Profils, das Besprechen der Daten und Fakten, das Zusammenbringen der Gedanken und Eindrücke.

Kapitel 5
    „Wir sollten jeden Fall einzeln durchgehen.“ schlug Sabine vor. Hans und Sascha nickten, „Dann fang doch gleich mal an.“ sagte Johannes zu ihr. Nur Martin zeigte noch keine Regung. Er sah aus, als ob er mit seinen Gedanken gerade woanders wäre und alles um sich herum ausgeblendet hatte. Johannes schaute ihn an und versuchte ihn aus seiner Lethargie zu reißen „Maddin….Aschebescher…Hallo, jemand da?“ „Ja…ja, ich hab`s schon mitbekommen, ich bin grad im Kopf alles durchgegangen. Nur das erste Opfer lag, der Obduktion nach, kurz im Wasser. Das muss doch irgendwas zu bedeuten haben.“ Mitten im Satz war Martin aufgesprungen und hatte die Unterlagen ‚Ivanka Dobra‘ aufgeschlagen. Sabine war einerseits erleichtert, andererseits wollte sie sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. „Vielleicht war die erste Tat gar keine Geplante. Vielleicht hat er es im Affekt getan und diese Tat war wie so oft Auslöser für die folgenden.“ „Mach weiter, das ist ein guter Ansatz.“ Martin setzte sich zurück auf seinen Stuhl. Sabine suchte den Obduktionsbefund. Sie studierte ihn kurz „Laut dem Bericht muss das Opfer direkt nach der Tat in ein Gewässer verbracht worden sein. Die Hämatome und gebrochenen Rippen im Bereich des Solar Plexus deuten darauf hin, dass die Tote mit etwas beschwert worden ist, damit sie unter Wasser bleibt.“ „Das steht in dem Bericht und das hatten wir schon.“ Martin versuchte so wenig wie möglich resigniert zu klingen. Sabine schaute ihn an. Sie hatte den Unterton dennoch bemerkt. „Wurde das Wasser, das in den Körperöffnungen gefunden wurde, analysiert? Vielleicht ist das ein Hinweis, wenn wir herausbekommen könnten, um welches Gewässer es sich gehandelt hat. Dort müsste auch der erste Tatort sein. Alle weiteren Tatorte befanden sich direkt am oder neben dem Leichenfundort.“ Johannes schnappte sich den Ordner mit der Beschriftung ‚Hammer #1 - Dobra, Ivanka‘ und blätterte wild. „Eine Wasserprobe wurde zwar sichergestellt, aber scheinbar nicht untersucht. Ich rufe schnell Schubert an. Er soll versuchen, etwas über das Wasser herauszufinden.“ Johannes nahm sein Blackberry aus der Tasche und wählte die Kurzwahl. „Am besten geh ich rüber und schau ihm über die Schulter. Vielleicht haben wir gleich einen Treffer.“ schlug Hans vor. Martin nickte zustimmend „Gute Idee, wir machen hier inzwischen weiter.“
    *
    „Neunmal. Wie viele brauche ich noch?“ Immer wieder brauchte er Nachschub, neues Fleisch mit dem Geruch. Der Duft der Genesung, der Duft der Heilung. Eben hatte er seine Trophäe präpariert und in seiner Vitrine ausgestellt. „Jetzt nur noch um meinen Körper kümmern“, dachte er.
    Der Schweiß rann ihm bei seinen täglichen Fünfzig Klimmzügen aus den kurz geschorenen Haaren ins Genick. Das war immer der Abschluss seines Trainings. Seit er aus der Klinik entlassen wurde, hatte er die Übungen immer weiter ausgebaut und seinen 1,93 m großen Körper zu einem durchtrainierten, sehnigen Monument geformt. Erst nach seinem Unfall wurde ihm bewusst, dass er nur dieses eine Leben hatte und er seine Gesundheit aufrechterhalten musste. Das Physische konnte er selbst durch sein scharfes, hartes Training beeinflussen. Seine neuronalen Schädigungen durch den schweren Motorradunfall würden nicht mehr besser werden, hatten die Ärzte gesagt. Er wusste es besser. Am Anfang hatten die Ärzte in der Klink auch gesagt, er würde vermutlich nie wieder sehen können, nie wieder richtig laufen können und wohl zum Pflegefall werden. „ Und wie ist es gekommen? Ich bin wieder fit! Und mit deren Hilfe wird der Rest von mir auch wieder normal!“ triumphierte er. Er blickte auf die luftdichten Glasbehälter in den Vitrinen. Dort war auf kleinen Metallgittern die Achselhaut seiner Opfer aufgespannt. Mit einem Lächeln stellte er sich vor den großen Wandspiegel und betrachtete seinen geschwitzten, glänzenden Körper. Er war fast perfekt, für ihn zumindest. Die Narben am linken Arm und in der linken Gesichtshälfte sah er nicht, wollte er nicht sehen. Er musste wieder „normal“ werden, dann würden

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