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Todeswald

Todeswald

Titel: Todeswald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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See und ließen das Wasser auffunkeln, das sich schwach im Wind bewegte.
    Ich war zu weit entfernt, um etwas deutlich erkennen zu können, sah aber immerhin, dass das Auto ein heller Kombi war.
    Dann erlosch das Licht.
    Eine Autotür wurde geöffnet. Bald darauf noch eine. Aber nur eine Tür schlug wieder zu.
    Waren sie zu zweit? Oder hatte der Fahrer zwei Türen geöffnet und nur die eine wieder geschlossen? War der Fahrer mit der Person mit dem bleichen Gesicht verabredet?
    Mehr Fragen als Antworten …
    Ich presste mich enger an den Baumstamm und war dankbar, dass ich wenigstens meinen mutigen Hund dabeihatte.
    Wuff?
    Sie versteckte sich hinter meinen Beinen und gab ein dumpfes Knurren von sich.
    Ich bedeutete ihr, still zu sein. Sie durfte auf keinen Fall bellen!
    Meine Neugier hielt mich fest. Ich spähte weiterhin hinüber zum anderen Ufer. Neben dem Auto sah ich einen dunklen Schatten. Erschleppte etwas Großes zu dem höchsten Punkt über dem See und schwang es dann über den Felsrand. Klatschend fiel es ins Wasser.
    Prompt folgte Wuffs Gebell, wie ein Echo.
    Der Fahrer stürzte zum Auto, schlug die Tür zu und gleichzeitig dröhnte der Motor auf. Das Auto schoss rückwärts auf den Fahrweg zu.
    Zuerst seufzte ich erleichtert auf. Doch dann fiel mir ein, dass der Fahrer vielleicht so überstürzt davongefahren war, um mir im Wald den Weg abzuschneiden. Die Person mit dem bleichen Gesicht hatte die Jagd womöglich schon aus der anderen Richtung aufgenommen.
    Ich legte Wuff an die Leine und begann eine halsbrecherische Flucht nach Hause.
    Es war unmöglich, sich lautlos zu bewegen. Wie ein angriffslustiger Elefant stürmte ich durch das raschelnde Laubmeer, von meiner eigenen Angst vorwärtsgepeitscht.
    Meine verdammte Neugier, die mich dazu gebracht hatte, stehen zu bleiben, anstatt sofort kehrtzumachen, nachdem ich Wuff gefunden hatte!
    Keuchend lief ich den Hang zu unserem Garten hinauf und umrundete das Haus zur Haustür. Ich zitterte so heftig, dass ich den Schlüssel kaum aus der Tasche herausbrachte, aber schließlich gelang es mir, mit bebenden Fingern aufzuschließen und mich in die Sicherheit hineinzuwerfen.
    „Mama! Papa!“
    Keine Antwort.
    Sie waren noch nicht nach Hause gekommen.
    Ich lief durchs Haus und vergewisserte mich, dass ich sämtliche Türen ordentlich abgeschlossen hatte. Dann hastete ich nach oben in mein Zimmer, ließ die Jalousie herunter und zog die Vorhänge zu, bevor ich mich traute, Licht zu machen. Ich legte mich aufs Bett. Erst jetzt begann ich die Ereignisse der letzten Stunde in meinem Kopf Revue passieren zu lassen.
    Was hatte ich gesehen? Jemanden, der im Wald umherschlich. Ein Auto auf einem Waldpfad. Etwas Großes, das in den See geworfen worden war.
    Trotz der Dunkelheit hätte ich schwören können, dass das Auto ein heller Kombi war. Außerdem war ich fast sicher, dass es sich um einen Volvo handelte.
    Aber konnte ich im Dunkeln tatsächlich den Unterschied zwischen den verschiedenen Kombis erkennen? Linus gelang es ja nicht einmal tagsüber, sie zu unterscheiden.
    Dann fiel mir etwas ein.
    Wenn Papa nach Hause kam, geriet Wuff jedes Mal ganz aus dem Häuschen, lange bevor das Auto auf unserer Einfahrt zum Stehen gekommen war. Aber sie schlug auch an, wenn Samuel Wester nach Hause kam. Und bei Linus’ Vater ebenfalls. Dagegen zuckte sie nicht mal mit dem Schwanz, wenn andere Nachbarn angefahren kamen.
    Sie reagierte auf das Motorengeräusch!
    Das hatte ich auch getan. Das Auto klang eindeutig nach einem Volvo.
    Außerdem war es hell, aber es konnte genauso gut weiß wie hellgrau oder metallic gewesen sein.
    Aber was hatte der Fahrer in den See geschleudert?
    Was warfen die meisten Leute besonders gern in die Natur?
    Einfach alles!
    Es konnte eine alte Autobatterie gewesen sein, aber ebenso gut ein Motor. Ich habe schon alles Mögliche – von alten Kaffeeautomaten, Kleidern und Matratzen bis zu Windeln, Kaffeefiltern und Teppichen – im Wald herumliegen sehen. Viele benehmen sich in der Natur wie die Schweine, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Tiere sich an Glas und Nägeln verletzen können.
    Genau das war jetzt wieder passiert. Jemand hatte eine alte Autobatterie oder etwas Ähnliches zum Verrosten in unseren schönen, verwunschenen Waldsee geworfen.
    Aber warum hatte er es nicht einfach in den Graben geworfen? Es musste etwas sein, das besser nicht aus Versehen gefunden werden sollte.
    Nur Leute aus der Umgebung kannten den See. Es gab keine

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