Todeswald
Diele, sah aber nur mich und Wuff.
„War das grade nicht Papa?“
„Ist mir doch scheißegal!“
Mama stöhnte laut.
„Oje, was ist denn jetzt schon wieder? Habt ihr euch gestritten …“
Ich hörte nicht mehr zu, sondern fuhr herum und rannte die Treppe hinauf. Plötzlich begann es im Bauch zu rumoren und zu schmerzen. Das Hallenbad konnte mir gestohlen bleiben. Sollte er doch machen, was er wollte.
Verdammter Idiot!
KAPITEL 33
„Svea!“
Ich wachte von Mamas Ruf auf.
Im Zimmer war es dunkel. Es war schon fast fünf. Ich musste eingeschlafen sein.
Sofort überfielen mich die Gedanken wieder. Die Freude. Und die Enttäuschung.
Dieser Idiot! Ich würde nie mehr mit ihm ins Hallenbad gehen, da konnte er noch so sehr bitten und betteln.
„Sveeeee-aaaa!“, rief Mama noch lauter.
Gleichzeitig läutete es an der Tür. Wuff brach in wildes Gebell aus.
Mit der Vorahnung, dass es Halloween-Gespenster sein würden, begab ich mich unwillig nach unten. Wahrscheinlich wollte Mama, dass ich neben ihr in der Tür stehen und mich mit Tränen in den Augen daran erinnern sollte, wie ich selbst mich früher verkleidet hatte. Manchmal ist sie echt so was von peinlich!
Vor der Tür standen keine Gespenster.
Dort stand Linus.
„Süßes oder Saures?“, fragte er.
„Du musst Stunden gebraucht habe, um so gruselig auszusehen“, sagte ich.
Mama blieb stehen. Mit ihrem neugierigen Mamablick fing sie jedes Wort auf, registrierte sie jede Einzelheit.
„Komm rein“, sagte ich.
„Wollt ihr was …?“, begann Mama.
„Nein.“
„Ach, übrigens, Schätzchen, Papa hat erzählt, dass du …“
Ich war entsetzt. Sie würde doch nicht etwa vor Linus laut verkünden, dass ich meine Tage bekommen hatte!
„Sei still!“, schrie ich.
„Entschuldige, entschuldige.“ Mama kicherte. „Willkommen im Club!“
Ich schielte verstohlen zu Linus rüber, um festzustellen, ob er kapierte, worüber wir redeten, aber er trabte einfach die Treppe nach oben, ohne eine Miene zu verziehen.
Als wir oben ankamen, fiel mir ein, dass es besser gewesen wäre, unten zu bleiben. Es war einige Zeit her, seit ich zuletzt aufgeräumt hatte.
Ich lief schnell voraus, riss das Fenster sperrangelweit auf, kickte die Kleiderberge auf dem Fußboden aus dem Weg und zerrte Pullis und Jeans vom Stuhl und vom Schreibtisch. Typisch, dass ganz oben auf einem Haufen ein gebrauchter Schlüpfer lag! Ich verscharrte ihn schnell unter den anderen Klamotten.
„Hab gerade geschlafen“, murmelte ich.
„Bist du krank?“
Nein, ich hab meine Tage gekriegt!
„Bloß ein bisschen müde.“
„Ferien sind echt stressig.“
„Mhm.“
Erst da begriff ich, dass das wohl ein Scherz sein sollte.
Ich lachte kurz auf.
Er sah mich erstaunt an.
Vielleicht war es trotz allem doch kein Scherz.
Ich sah, dass ihn etwas bedrückte.
„Hör mal“, begann er zögernd, „vielleicht war es nicht besonders schlau von uns, über diese Liga auf Stormalm zu quatschen.“
„Warum?“
„Mein Vater hat heute mit Kalle gesprochen, und Kalle vermutet, dass es diese Typen waren, die eine Benzinbombe auf sein Auto geworfen haben.“
„Warum das denn?“
„Als Warnung, wenigstens glaubt Kalle das. Sie vermuten vielleicht, Kalle hätte sie verpfiffen. Die Polizei war bei ihnen in der Garage und hat dort herumgeschnüffelt.“
„Shit! Ein Glück, dass sie nicht wissen, dass ich das war!“
„Ja, solange dieser Roy Gräs die Klappe hält.“
Das Zimmer schien sich um mich zu drehen.
„Am besten, wir machen einen großen Bogen um Stormalm“, sagte Linus. „Das findet Papa auch.“
„Hat er wegen der Tasche angerufen?“
„Ja.“
Er trat an meine CD-Sammlung und begann sie zu durchstöbern. Das ging schnell.
„Ich hab nicht so viele wie du“, entschuldigte ich mich.
Er zog eine Scheibe heraus, steckte sie in den DVD-Player im Computer.
Schon beim ersten Ton wusste ich, welche CD er ausgesucht hatte. Die Latest Hits, aber vom letzten Jahr.
Das erste Stück war so richtig schön schmalzig-traurig. Ich weiß nicht, ob es an der Musik lag oder ob Linus schon vorher down war. Jedenfalls kam er mir ungewöhnlich ernst vor.
„Sind deine Eltern glücklich?“, fragte er.
„Ja.“
Ich antwortete schnell, ein bisschen zu schnell. Die Antwort war das, was ich wollte . Aber verhielt es sich tatsächlich so?
Ich sah ihn an. Er runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe. Er wollte eine ehrliche Antwort, keine Vermutungen.
„Glaube ich
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