Todeswatt
bitte die Depotauszüge sehen?«
»Die was?«
Tom zeichnete mit seinen Händen ein Rechteck in die Luft. Matthiesen zuckte mit den Schultern.
»Die Zettel von der Bank, auf denen aufgelistet ist, welche Aktien Sie besitzen.«
»Ach so«, der Groschen schien endlich gefallen zu sein. »Die hab ich aber nicht. Lorenzen hat das Geld von mir bekommen und damit die Papiere gekauft. Die Unterlagen hat er alle behalten.«
Tom kniff die Augen zusammen. »Sie haben keine Dokumente?«
»Nee, aber hätte ich mal besser welche gehabt. Dann hätte ich nämlich gesehen, was dieser Arsch mit meinem Geld angestellt hat.«
»Sie wissen, dass er tot ist?«
»Und?« Matthiesen zog genüsslich an seiner Zigarette. »Is’ nicht schad drum.«
7. Kapitel
Thamsen schloss die Wohnungstür auf und warf seine Reisetasche unter die Garderobe im Flur.
Arne Lorenzen war das Opfer einer Gewalttat. Das jedenfalls hatte der Obduktionsbericht ergeben. Der Banker war zwar ertrunken, aber die äußeren Verletzungen sowie eine starke Hirnblutung ließen darauf schließen, dass ihm zuvor jemand einen gewaltigen Schlag auf den Kopf verpasst haben musste.
Ein Freitod war also definitiv auszuschließen.
Thamsen hatte sofort die Kollegen der Kripo verständigt. Sie würden den Fall nun übernehmen. Doch so einfach wollten sie ihn nicht gehen lassen.
»Du bleibst bitte auf Pellworm, bis wir da sind. Dann können wir eine ordentliche Übergabe der bisherigen Ermittlungsergebnisse machen.«
»Da gibt es nicht viel zu übergeben«, hatte Thamsen geantwortet und darauf bestanden, noch heute aufs Festland zu fahren. Funke konnte den Beamten selbst das Protokoll von Bendixens Befragung und die Fotos überreichen. Dafür musste er nicht eine weitere Nacht auf der Insel verbringen.
»Dann fängst du aber gleich morgen mit den Ermittlungen im Umfeld des Opfers an«, hatte der Kriminalkommissar in einer Stimmlage gefordert, die keinen Widerspruch duldete.
Dirk Thamsen war der Personalmangel der eigenen Dienststelle in den Sinn gekommen. Hinzu kamen zahlreiche unbearbeitete Akten auf seinem Schreibtisch. Das Wochenende mit seinen Kindern zu verbringen, konnte er sich abschminken.
»Na gut«, hatte er schließlich nachgegeben, denn immerhin konnte er dann sofort abreisen.
Er ging ins Schlafzimmer und nahm aus dem Schrank ein frisches Hemd und eine saubere Hose. Die Sachen, die er trug, waren durchgeschwitzt und total zerknittert. So wollte er seinen Eltern nicht entgegentreten. Sein Vater würde ansonsten wahrscheinlich sofort wieder vermuten, der Sohn sei mit seinem Leben total überfordert. Damit hatte er vielleicht nicht einmal ganz unrecht. Momentan wuchs Thamsen alles ein wenig über den Kopf. Er ließ sich auf sein Bett fallen und streckte sich der Länge nach aus. Nur kurz ausruhen, dachte er und schloss die Augen.
*
Marlene war mit dem Wagen nach Hause gefahren, hatte ihre Tasche ins Büro gebracht und sich dann in Richtung Wehle auf den Weg gemacht. Die Luft war frisch und klar und sie atmete tief durch.
Eine grundlegende Traurigkeit hatte sie erfasst. Durch das Gespräch über den vermutlich ermordeten Bankangestellten waren die Bilder ihrer toten Freundin wieder an die Oberfläche gedrungen. Beinahe drei Jahre war es nun her, seit man Heikes Leiche aus der Lecker Au geborgen hatte. Die Zeit hatte zwar den Schmerz über den Verlust der Freundin gemildert – ganz würden die Wunden jedoch nie verheilen.
Sie versuchte, sich mit den Gedanken an die bevorstehende Hochzeit abzulenken. In wenigen Wochen würde sie mit Tom vor den Traualtar treten.
Sie war froh, einen Mann wie ihn gefunden zu haben. Auch wenn es in der vergangenen Zeit einige Probleme in ihrer Beziehung gegeben hatte, war sie sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Seit ihrer Verlobung waren sie sich noch nähergekommen, die Gefühle zwischen ihnen intensiver als je zuvor. Natürlich hätten sie auch ohne Trauschein weiter zusammengelebt, aber Marlene schien es, als schweiße eine Ehe zwei Liebende noch enger zusammen. Wenngleich die aktuelle Scheidungsrate etwas anderes besagte. Und auch ihr Freund Haie war diesbezüglich kein gutes Beispiel. Als sie ihn kennenlernte, waren er und Elke bereits kein Paar mehr gewesen. Nach dem Trennungsjahr hatten sie sich scheiden lassen. Aber das war mit ihrer Situation nicht zu vergleichen. Für Haie gab es gute Gründe, sich von seiner Frau zu trennen. Marlene war jedenfalls davon überzeugt, mit Tom den Rest
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