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Todeswatt

Todeswatt

Titel: Todeswatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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ihre Augen schimmerten rot. Beinahe, als ob sie geweint hatte. Auf der Arbeitsplatte neben dem Waschbecken stand eine Rolle Haushaltstücher. Er riss eines ab und wischte damit über die Kacheln.
    »Lassen Sie das!« Inken Matthiesen riss ihm das Küchentuch aus der Hand. »Sie wollen bestimmt zu meinem Mann. Der ist im Wohnzimmer.« Sie drehte ihm den Rücken zu und rieb die Flecken von der Wand.
    Tom stand unbeholfen da. »Entschuldigen Sie noch einmal vielmals. Ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken.« Er wartete kurz, doch Inken Matthiesen widmete sich weiter kommentarlos der Reinigung der Küche. Wieso ist sie so griesgrämig?, wunderte er sich. Natürlich war der an Schränken und Wänden klebende Schokoladenteig ein Ärgernis, aber so schlimm war es auch wieder nicht.
    Er räusperte sich, was die Hausfrau geflissentlich ignorierte. Dann eben nicht, dachte Tom und verließ die Küche.
    Er wusste nicht, hinter welcher der Türen entlang des engen Flures sich das Wohnzimmer befand. Systematisch öffnete er eine nach der anderen, bis er bei seinem dritten Versuch endlich auf Sönke Matthiesen stieß. Auf einem niedrigen Tisch standen zwischen mehreren Stapeln von Zeitschriften und Prospekten ein überquellender Aschenbecher und eine leere Bierflasche. In Matthiesens rechter Hand verglimmte gerade eine weitere Zigarette, während er mit geschlossenen Augen zurückgelehnt auf einem alten Cocktailsessel saß. Der massive Körper wirkte riesig auf dem zierlichen Möbel.
    »Herr Matthiesen?«
    Wie auf Knopfdruck hoben sich die Lider und der Spediteur wandte seinen Kopf zu ihm um.
    »Herr Meissner.« Weder an Matthiesens Stimme noch an seinem Ausdruck konnte Tom erkennen, ob der Spediteur überrascht war, ihn zu sehen. Der Mann wirkte auf ihn einfach nur teilnahmslos. Ganz anders als bei seinen letzten Besuchen. Da hatte Sönke Matthiesen begeistert gleich alle seiner angedeuteten Möglichkeiten zur Firmenrettung umsetzen wollen. Er hatte ihn förmlich bekniet, möglichst schnell einen Sanierungsplan zu erstellen.
    Nun hingegen schien es Tom, als habe der Unternehmer bereits aufgegeben. Oder hatte er vielleicht nur zu viel Bier getrunken?
    »Ich war schon in der Spedition, aber da war niemand.«
    »Nee, nichts los«, begründete Matthiesen und drückte seine Zigarette aus. Mit der freien Hand deutete er auf das Sofa, das seitlich von ihm an der Wand stand. »Setzen Sie sich.«
    Tom trat nun weiter in den Raum. Der in der Luft hängende Zigarettenrauch nahm ihm fast den Atem. Er hustete. »Ich habe da noch ein paar Fragen wegen der Bilanzen und ein oder zwei Belege scheinen auch zu fehlen«, erklärte er sein Erscheinen, noch während er sich setzte. Er wollte den dichten Rauchschwaden nicht länger als unbedingt nötig ausgesetzt sein.
    »Was für Belege?«
    »Sie haben vor circa vier Monaten eine größere Summe vom Firmenkonto abgehoben. Ich kann aber keine Nachweise finden, was mit dem Geld passiert ist.«
    Matthiesen schluckte. »Ist das wichtig?«
    Tom traute seinen Ohren kaum. Die Spedition war so gut wie pleite. Und der Inhaber fragte ihn allen Ernstes, ob es wichtig war, was mit dem Geld geschehen war?
    »Ja, ich glaube sogar, es ist ausschlaggebend für die Fortführung des Betriebes, wofür Sie es ausgegeben haben.«
    Matthiesen rutschte auf dem schmalen Sessel ein Stück vor und zog aus seiner Hosentasche eine zerdrückte Zigarettenschachtel. Umständlich fingerte er an der Packung herum und erweckte bei Tom den Eindruck, als wolle er Zeit gewinnen. Vermutlich suchte er nach einer plausiblen Ausrede.
    »Also?«, hakte Tom nach, um ihn unter Druck zu setzen. Er wollte keine Lügenmärchen hören. »Wo ist das Geld?«
    »Ach, was soll’s. Sie kriegen es ja eh raus«, gab Matthiesen sich geschlagen und warf die Zigarettenschachtel auf den Tisch. »Ich kann Ihnen nichts vormachen. Das Geld ist weg.«
    »Weg?« Tom verstand nicht. War der Spediteur vielleicht spielsüchtig? Trank er? Oder beides? Er hatte oft Firmen den Bach runtergehen sehen, weil ihre Inhaber die Einnahmen lieber in eine Spielhalle trugen, anstatt davon Rechnungen zu bezahlen.
    »Ich habe Wertpapiere gekauft. Der Bankberater hat sie mir empfohlen. Angeblich ein todsicherer Tipp.«
    »Neuer Markt?« Tom schwante nichts Gutes.
    »Keine Ahnung. Auf jeden Fall sind sie jetzt nichts mehr wert.« Der Spediteur griff erneut zur Zigarettenschachtel und zog die letzte Zigarette heraus. Die leere Packung knüllte er kräftig zusammen.
    »Kann ich

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