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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zu weit gegangen ist, nimmt ihn jedoch nicht zurück, was noch mehr schmerzt.
    Sie drängt an mir vorbei und zieht sich ihre Jacke an.
    »Wohin gehst du?«
    »Weg.«
    »Wohin?«
    »Wohin?«

    »Weg von dir.«
    Die Tür fällt zu, und ich sage mir, dass sie mir irgendwann verzeihen und begreifen wird, was geschehen ist. Und dann wird mir klar, dass ich nicht will, dass sie es versteht. Ich will nicht, dass sie weiß, was Gordon Ellis gesagt hat und wie sehr ich ihn töten wollte. Ich will verhindern , dass sie solche Dinge weiß.
    »Kann ich fernsehen?«, flüstert Emma.
    Sie steht in der Tür. Wie viel hat sie gehört?
    »Komm rein, Schätzchen. Ich such dir was, was du gucken kannst.«

    Ein paar Stunden später mache ich einen Spaziergang mit Emma und suche Charlie. Als ich in unserem alten Haus vorbeischaue, sehe ich, dass ihre Reitstiefel nicht in der Küche stehen. Sie ist gegenüber in Haydon Field, wo ihre Stute eine Box in der Scheune hat.
    Ich schlüpfe durch das Tor und beobachte, wie Charlie eine Polsterunterlage auf Peggys Rücken glatt streicht. Ich helfe ihr, den Sattel vom Zaun zu heben und aufzulegen. Charlie duckt sich unter Peggy und zieht den Riemen fest.
    Sie setzt ihren Fuß in den linken Steigbügel, schwingt sich auf das Pferd und blickt auf mich herab.
    »Was ich gesagt habe, tut mir leid.«
    »Ich hab es verdient.«
    Ein geflochtener Pferdeschwanz hängt aus ihrem Reithelm. »Du musst dir wegen mir und Jungs keine Sorgen machen.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich hab ein Pferd.«
    Sie lacht, gibt ihrem Pferd die Sporen und schießt davon. In ihrer eng an ihrem jungen Körper klebenden Reithose galoppiert sie über das Feld und lässt mich mit dem Gefühl zurück, dass sie sich in jeder Beziehung weiter von mir entfernt.

34
    Norman Mailer hat gesagt, dass es in einer Ehe vier Stufen gibt. Zuerst die Affäre, dann die Heirat, dann Kinder und schließlich die vierte Stufe, ohne die man eine Frau nicht wirklich kennen kann, die Scheidung.
    An jenem Abend besucht Julianne mich und überreicht mir die Papiere. Ich habe gerade zwei Beruhigungstabletten genommen und einen großen Scotch getrunken, um endlich schlafen zu können. Der Alkohol und das Valium beginnen zu wirken, als sie auftaucht, sich an mir vorbeidrängt und in die Küche marschiert. Sie entdeckt die Flasche Scotch, was ihren Verdacht zu bestätigen scheint.
    Ruhig und leidenschaftslos teilt sie mir ihre Entscheidung mit. Sie möchte, dass ich weiß, dass sie sich das sehr sorgfältig überlegt hat. Vielleicht verwendet sie auch die Formulierung »lange und gut«, aber mein Kopf fühlt sich an wie Watte, und ich habe das Gefühl, als würde ich an der Decke schweben, mich selbst betrachten und meinen eigenen Erklärungsversuchen zuhören.
    »Gordon Ellis ist hier eingebrochen und hat Dinge über Charlie gesagt – schreckliche Dinge –, und ich bin einfach irgendwie ausgerastet.«
    »Ausgerastet?«
    »Ja.«
    »Du rastest nicht aus, Joe. Du rastest nie aus.«
    »Ich weiß, aber das war etwas anderes.«
    »Wolltest du ihn töten?«
    Ich zögere. »Ja.«

    Sie schweigt lange und starrt ins Leere, die Lippen fest aufeinandergepresst. Ich warte darauf, dass sie etwas sagt. »Denkst du so wenig an uns?«
    »Was?«
    »Bedeuteten wir dir so wenig?« Ich sehe Zorn in ihrem Gesicht aufsteigen. »Du hast versucht, jemanden zu töten. Was, wenn du ins Gefängnis kommst? Was für ein Vater wirst du dann sein? Wir leben nicht im Mittelalter, Joe, Männer fordern sich nicht zum Duell. Sie schlagen sich nicht gegenseitig den Schädel ein.«
    Sie schnippt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich kann die beiden parallelen Fältchen über ihrer Nase erkennen. Charlie hat sie auch. Ich will mich verteidigen, aber die Medikamente haben mein Gehirn in Sirup verwandelt.
    Julianne seufzt und gibt mir die Scheidungspapiere. »Es wird Zeit, nach vorne zu schauen, Joe.«
    »Was genau soll das heißen?«
    »Was soll was heißen?«
    »Nach vorne schauen.«
    »Weißt du, ich hab das Gefühl, wir treten auf der Stelle, während die Welt sich unter unseren Füßen weiterdreht. Tage, Wochen, Monate gehen so vorbei.«
    »Du willst sagen, wir sind wie Hamster in einem Rad?«
    »Es hat keinen Zweck.«
    Julianne meint höhnisch, ich solle erwachsen werden. Sie schaut mehr auf ihre Hände als in meine Augen, als sie mich bittet, die Papiere zu unterzeichnen, und etwas davon sagt, dass wir beide Schuld hätten. Wir hätten uns zu jung und schnell verlobt – sechs Monate und

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