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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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abgeschaltet und geht auch nicht an ihr Festnetztelefon. Ich fahre über vertraute Straßen und versuche, Gründe zu finden, warum sie das Musical verpasst haben könnte. Sie hätte auf der Bühne stehen sollen, um ihren Applaus entgegenzunehmen.
    Ich probiere es noch einmal auf ihrer Festnetznummer. Nach acht Mal Klingeln springt der Anrufbeantworter an.
    Hi, tut mir leid, dass wir uns verpassen. Hinterlassen Sie uns eine Nachricht nach dem Piep.
    Sie ist eine alleinstehende Frau, die alleine lebt, deshalb wahrscheinlich das »wir«.
    Piep!
    »Annie, hier ist Joe, ich war in der Schule. Ich dachte, ich würde dich heute Abend sehen …« Ich mache eine Pause in der Hoffnung, dass sie vielleicht abnimmt. »Die Vorstellung war toll … wirklich gut. Und die Kulissen waren fantastisch … Wenn du da bist, Annie, nimm ab … ich hoffe, es ist alles in Ordnung … ruf mich zurück, wenn du das abhörst …«
    Ich biege in ihre Straße und sehe ihren Wagen vor ihrem Haus stehen. Sie antwortet nicht auf das Klingeln. Auch in der anderen Haushälfte reagiert niemand. Ich gehe zurück zur Straße und folge dem Bürgersteig bis zu einer kleinen Gasse, die zwischen den Häusern zum Kanal führt. Ich taste mich am Grasufer entlang und zähle die Häuser, bis ich Annies ummauerten Garten erreicht habe.
    Ich hangele mich über die Mauer und lande krachend in einem Rosenstrauch. Dornen verfangen sich in meiner Kleidung, und ich muss die Ranken einzeln lösen. Der blau-weiß
gekachelte Tisch steht noch auf der Terrasse. Die beiden Stühle sind so gekippt, dass sie kein Regenwasser sammeln.
    Ich presse mein Gesicht an die Glasschiebetür und spähe in das dunkle Wohnzimmer und die offene Küche. Ich sehe die blinkende Neonanzeige der Uhr über dem Ofen. Das einzige andere Licht dringt durch einen Spalt von Annies Schlafzimmertür. Es glänzt eigenartig und haftet am Boden. Warum? Wasser. Das Zimmer ist überflutet.
    Ich sollte draußen bleiben. Ich sollte die Polizei anrufen. Was, wenn Annie ausgerutscht ist? Sie könnte sich verletzt haben, womöglich bluten. Ich hämmere an die Terrassentür und rufe ihren Namen.
    Das ist verrückt. Ich sollte irgendwas unternehmen. Ich nehme den nächsten Stuhl und schlage ihn gegen die Scheibe. Sie birst nicht. Ich versuche es noch einmal. Härter. Die Scheibe zittert und zerbröckelt dann zu einem Mosaik aus Scherben.
    Im Wohnzimmer sieht alles normal aus. Auf dem Sofa liegt ein aufgeschlagener IKEA-Katalog. Annies Schuhe stehen unter dem Couchtisch. Die Arbeitsplatte zur Linken ist sauber gewischt. Tassen und Teller stehen auf dem Abtropfständer. Auf dem Tresen liegt eine glänzende Geschenkverpackung neben einer Flasche Wein. Offen. Halb leer.
    Wasser bedeckt den Fußboden. Es kommt aus dem Schlafzimmer. Ich klopfe an die Tür und rufe Annies Namen. Ich drücke die Klinke hinunter und stoße die Tür auf. Eine Nachttischlampe brennt. Neben einem Bastkorb liegen abgelegte Klamotten auf dem Boden. Ein Slip mit passendem BH. Mauve. Auf dem Bett liegen frische Kleider für heute Abend bereit.
    Von meiner Nacht mit Annie erinnere ich mich an das Bad. Es ist weiß gekachelt und riecht nach Parfüm und Kräutersträußchen. Eine Milchglasscheibe verdeckt die Wanne und die laufenden Wasserhähne. Blumenblätter sind über den Rand gespült worden und haben den Abfluss im Fußboden verstopft.
    Annie liegt in der überlaufenden Wanne, eine Hand über den
Rand gelegt, darunter das zerbrochene Weinglas auf dem Boden. Das Wasser ist von Blut und Erbrochenem verschmutzt.
    Sie lebt. Sie würgt.
    Ich hake meinen Arm unter ihre und versuche, sie hochzuheben. Wasser schwappt auf meine Kleider. Ich hieve sie auf die Knie und rede dabei die ganze Zeit auf sie ein, sage ihr, dass sie durchhalten soll, versichere ihr, dass alles gut wird.
    Halb trage, halb schleife ich sie zu ihrem Bett, lege sie auf die Seite und decke sie zu. Dann rufe ich 110 an. Krankenwagen. Polizei. Name, Adresse. Telefonnummer.
    »Ich glaube, sie wurde vergiftet«, erkläre ich der Frau in der Zentrale.
    »Was hat sie zu sich genommen?«
    »Ich weiß es nicht. Es könnte in dem Wein gewesen sein.«
    »Ist sie betrunken?«
    »Nein… ich glaube nicht… ich weiß nicht genau.«
    »Können Sie mir ihre ungefähre Größe und ihr Gewicht angeben. «
    »Oh, äh, 1,65 Meter. Knapp sechzig Kilo.«
    »Haben Sie auch von dem Wein getrunken?«
    »Nein, ich habe sie gefunden.«
    »Rühren Sie den Behälter nicht an.«
    Ich gehe in den Flur und

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