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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Frau.«
    Harry blinzelt mich an, sprachlos. Sein Gesicht läuft dunkel an. Ich will weitermachen. Es kostet mich all meine Willenskraft, nicht zu sagen, was ich ihm sagen will. Ich will ihm erklären, dass er nicht Frank Lloyd Wright oder Norman Foster ist und dass er nicht dafür geadelt wird, dass er für irgendeinen Telemarketing-Millionär ein Ski-Chalet in Val d’Isère entworfen hat. Genauso wenig, wie es ihn dünner aussehen lässt, wenn er seine Hose hochzieht, oder jünger, wenn er sich die Haare gelt, und dass das klobige Silberarmband, das er trägt, eher Gangster-Chic als Beleg für sein selbstverständliches Verhältnis zu Schmuck ist.
    Ich will ihm all diese Dinge sagen, aber ich tue es nicht, weil ich nicht einmal daran interessiert bin, Harry so zu hassen, wie ich sollte. Ich bin nicht richtig wütend. Ich bin traurig und einsam und habe es satt, den Menschen, die mich brauchen, nicht helfen zu können.
    Julianne taucht neben ihm auf.

    »War das nicht toll?«
    »Fantastisch«, antworte ich.
    »Ich frage mich, was mit Annie Robinson war«, sagt Julianne und sieht mich an. »Sie hat alle Kulissen und Kostüme gemacht und ist nicht zur Aufführung gekommen.«
    »Vielleicht hatte sie etwas Wichtigeres vor«, sage ich, ohne selbst daran zu glauben.
    »Charlie geht noch auf die Premierenparty.«
    »Ist Gordon Ellis auch da?«
    »Es ist nur für die Schüler. Eine der Mütter bestellt Pizza für alle. Kannst du sie später abholen?«
    Sie nennt mir die Adresse. »Ich hab ihr gesagt, elf Uhr. Ich weiß, dass sie eigentlich Hausarrest hat, aber sie war heute Abend so gut, dass ich es nicht übers Herz gebracht habe, den bösen Bullen zu spielen.«
    »Ich will mit Daddy fahren«, verkündet Emma.
    »Nein, Schätzchen, wir fahren mit Harrys Auto nach Hause.«
    »Ich will aber mit Daddy nach Hause fahren.«
    Julianne versucht, sie davon zu überzeugen, dass Harry ein wirklich schickes Auto hat. »Mit Ledersitzen, die so schön riechen, weißt du nicht mehr?«
    Harry legt eine Hand auf ihren Kopf. »Ich mache auch das Sonnendach auf, wenn du willst.«
    Emma entwindet sich seinem Griff und schwingt ihre Arme. Eine ihrer Fäuste kollidiert mit Harrys Unterleib. Er klappt vornüber und saugt schmerzhaft Luft ein. Noch immer vornübergebeugt stöhnt er, das heißt, von Weitem hört es sich an wie ein Stöhnen, während er von Nahem deutlich vernehmbar »Verdammte Scheiße!« knurrt.
    Emma hat es auch gehört. »Harry hat ein böses Wort gesagt. «
    Julianne sagt ihr, sie soll sich entschuldigen.
    »Aber Mummy, es war wirklich ein böses Wort.«

    »Sag Harry, dass es dir leidtut.«
    »Es war aus Versehen.«
    »Ich weiß, dass es ein Versehen war, aber du solltest dich trotzdem entschuldigen.«
    Harry kann sich noch immer nicht ganz aufrichten. »Das ist schon okay. Es spielt keine Rolle.«
    »Er hat SCHEISSE gesagt«, wiederholt Emma.
    »Du sollst dieses Wort nicht sagen!«, erwidert Julianne.
    Emma zeigt auf Harry. »Und was ist mit ihm?«
    »Er hat es nicht so gemeint.«
    »Warum wird er nicht ausgeschimpft?«
    »Lass sie einfach mit ihrem Vater fahren«, geht Harry dazwischen.
    »Nein«, widerspricht Julianne. »Es geht darum, Grenzen zu ziehen. Emma muss lernen zu tun, was man ihr sagt.«
    Emma hält sich den Bauch. »Mir ist schlecht. Ich glaube, ich muss gleich spucken.«
    »Unsinn«, sagt Julianne, die Emmas Talent für dramatische hypochondrische Anfälle gut kennt (genau wie ihr noch dramatischeres Talent des Zielkotzens).
    »Vielleicht sollte sie in Joes Wagen mitfahren«, sagt Harry, besorgt um seinen Lexus mit Ledersitzen. »Er könnte sie zu Hause absetzen.«
    Julianne feuert einen wütenden Blick auf ihn ab.
    Derweil hat Emma sich auf den Boden geworfen und legt einen ihrer berühmten »Ihr-müsst-mich-hier-rausschleifen«-Anfälle hin. Julianne gibt sich alle Mühe, sie nicht zu beachten, aber Emmas Glieder scheinen flüssig geworden zu sein, sodass man sie unmöglich packen kann.
    Wir locken keine Menschenmenge an, wir vertreiben sie – Eltern hasten zu ihren Autos.
    Julianne sieht mich an. »Bitte geh einfach.«
    »Was habe ich denn gemacht?«
    »Gar nichts, aber du machst es nur noch schlimmer.«

    Als Letztes höre ich Harry murmeln: »Warum konntest du sie, Scheiße noch mal, nicht mit ihrem Vater fahren lassen?«, und sehe, wie sie ihm einen tödlichen Blick zuwirft.
    Er tut mir fast leid. Harrys Chancen, heute Abend zu landen, haben sich soeben in Luft aufgelöst.
    Annie Robinson hat ihr Handy

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