Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
was du anhattest. Du warst aufgeregt. Nervös vielleicht.
Gordon ist Fish & Chips holen gegangen. Du wartest. An was erinnerst du dich?«
»Im Radio lief ein Song von Lily Allen.«
»Das ist gut.«
»Und ich hatte vergessen, Gordon zu sagen, dass er mir Ketchup mitbringen soll. Ich mag keine Pommes mit Essig.«
»Bist du ihm nachgelaufen, um es ihm zu sagen?«
»Nein. Er hat gesagt, ich soll im Auto bleiben.«
»Was ist mit deinem Handy?«
»Das musste ich abschalten.«
»Was hast du vor dem Fenster gesehen?«
»Ein Geschäft für Bilderrahmen… und einen Laden mit Salamis im Fenster.«
»Was noch?«
»Auf der anderen Straßenseite war ein Pub mit einem Schild vor der Tür, auf dem stand: ›Hunde willkommen‹. Ich habe gelacht und es Gordon gezeigt, weil ich mir die ganze Zeit vorgestellt habe, wie die Hunde reinspazieren und sich an der Bar einen Drink bestellen.« Sie öffnet die Augen und sieht mich an. »Ich schätze, das wird Ihnen nicht viel nutzen.«
»Du wärst überrascht.«
Ich gehe den Rest der Reise mit ihr durch und entlocke ihr kleine, oft wahllose Details. Sie erinnert sich an Songs im Radio, ein großes Hinweisschild für einen Golfplatz und den Geruch einer Geflügelfarm.
»Danach bin ich, glaube ich, einfach eingeschlafen.«
»Wie lange?«
Sie runzelt konzentriert ihre Stirn. »Gordon hat gesagt, ich hätte eine Lebensmittelvergiftung.«
»Irgendwann musst du doch aufgewacht sein.«
»Gordon hat gesagt, ich hätte mich auf meine Kleidung übergeben, deswegen hätte er sie mir ausgezogen. ›Ich hab einen Schlafanzug dabei‹, erklärte ich ihm, aber er sagte, den hätte ich auch vollgekotzt.«
»Du warst nackt?«
Sienna wird rot, und die erinnerten Details zerbröseln in ihrem Mund zu Staub.
»Erzähl mir von dem Wohnwagen.«
Wieder runzelt sie die Stirn. »Es gab ein Bett, ein kleines Waschbecken und einen Tisch, den man wegklappen konnte.«
»Vorhänge?«
»Schwarze, sie waren festgeklebt.«
»Hast du kein einziges Mal rausgeguckt?«
»In der Nacht bin ich aufgewacht, weil ich solchen Durst hatte. Zuerst hatte ich Angst, weil ich mich nicht erinnern konnte, wo ich war, und weil es so dunkel war.«
»Wo war Gordon?«
»Er muss ausgegangen sein. Ich hatte einen wirklich schweren Kopf. Ich hab einen Finger unter das Klebeband am Fenster geschoben und eine Ecke hochgeschoben. Ich konnte bunte Lichter sehen und Musik hören. Kinder haben gekreischt. Es war ein Jahrmarkt. Es hat mich daran erinnert, wie ich mit elf nach Blackpool gefahren bin. Lance hat für mich einen Stoff-Panda am Schießstand gewonnen, und ich habe einen Jungen aus Maidstone geküsst, von dem Mum behauptet hat, er wäre mein Cousin, aber er war bloß ein Freund der Familie.«
Sienna lächelt schüchtern.
»Was für Karussells konntest du sehen?«
»Ich glaube, ein Kinderkarussell. Ich konnte die bunten Lichter auf der Markise sehen. Ist das wichtig?«
»Es könnte sein.«
47
Die erste blasse Andeutung der Dämmerung ist als grauer Streifen am Horizont aufgetaucht. F. Scott Fitzgerald hat einmal geschrieben, dass es in der dunkelsten Nacht der Seele immer drei Uhr früh ist, aber das stimmt nicht. Die dunkelste Stunde der Nacht ist die direkt vor der Dämmerung, wenn wir aufwachen, durch die Vorhänge spähen und uns fragen, wohin die Welt verschwunden ist.
Autoscheinwerfer tauchen auf der M32 auf und verschwinden wieder. Ein Müllwagen setzt rückwärts in eine Gasse. Ein Schichtarbeiter hastet über den Bürgersteig. Der Tag beginnt.
Auf der Toilette presse ich den letzten Tropfen Urin aus meiner Blase und nehme noch ein paar Pillen, bevor ich mich auf die Suche nach Ronnie Cray mache. Ich finde sie in der Parkgarage, wo sie mit einer unangezündeten Zigarette im Mund auf und ab läuft. Sie hat Ticks und Marotten wie ein Zwangsneurotiker. Sie klopft die Zigarette auf ihr Handgelenk und saugt dann wieder daran.
Heute Vormittag wird der Novak-Brennan-Prozess fortgesetzt. Ich habe sie nicht gefragt, was sie wegen der Fotos und des Obmanns der Jury unternehmen will.
»Und was haben Sie für mich?«, fragt sie mich erwartungsvoll. Ich spüre ein ätzendes Brennen im Magen.
»Ellis wird nicht zusammenbrechen. Er kennt das alles – Festnahmen, Verdächtigungen, Vernehmungen –, er wird sich nicht zu irgendwelchen Geständnissen verlocken lassen. Er glaubt, dass er mit dem Mord an seiner ersten Frau davongekommen und deshalb schlauer ist als die Polizei.«
Ich blicke auf meine Notizen. Oben
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