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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gemacht?«
    »Nein.«
    Dann legte er seine Hände auf meine Schultern und schob mein Kleid die Arme hinunter. Ich wollte etwas um mich legen, aber er sagte, ich müsse mich nicht schämen …
    Als Sienna in Tränen ausbricht, unterbricht Monk die Befragung und gibt die Uhrzeit an. Nach einer Pause auf dem Band höre ich wieder ihre Stimme – die nächste Runde beginnt.
    Im selben Moment nehme ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Sienna ist aufgewacht und blinzelt.
    »Was hören Sie da?«, fragt sie.
    »Deine Vernehmung.«
    Sie schlägt verlegen den Blick nieder.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Als ob ein Elefant auf meiner Brust gesessen hätte.«
    Ich ziehe ihr einen Stuhl heran. Sie setzt sich und schlingt die Arme um ihre Knie. »Ziemlich bescheuert, was?«
    »Du musst nicht so streng mit dir selbst sein.«
    »Wird er jetzt verhaftet?«
    »Ja.«
    Die Polizistin bringt ihr eine Tasse Tee. Sienna hält sie mit beiden Händen und wärmt ihre Finger. Ich erkenne das Mädchen von unserer ersten Begegnung kaum wieder. Ihr freches unbekümmertes Selbstbewusstsein ist verschwunden.
    Wie wird sie sich von all dem erholen? Es ist möglich. Sie ist intelligent und sensibel. Mit den richtigen Vorbildern und guter psychologischer Betreuung kann sie immer noch etwas aus ihrem Leben machen. Ansonsten wird sie in den Armen eines prügelnden Ehemannes oder Freundes landen, der erkennt,
dass Ray Hegarty und Gordon Ellis die schwere Arbeit, sie zu brechen, schon für ihn erledigt haben.
    Ich frage sie nach dem Haus, zu dem Gordon Ellis sie gebracht hat, nach dem Mann, mit dem sie schlafen musste. Sie zögert und will das alles nicht noch einmal durchgehen.
    »Weißt du noch, wie wir es schon mal gemacht haben? Wenn du eine Frage nicht beantworten willst, musst du nur deine rechte Hand oder deine Finger heben. Das ist unser spezielles Zeichen.«
    Sienna nickt.
    »An was in dem Haus kannst du dich erinnern?«
    »Es gab jede Menge alte Sachen. Möbel. Antiquitäten. Und eine von diesen großen Uhren, die jede Stunde schlägt. Sie hat geschlagen, als er … als er … Sie wissen schon.«
    »Hat er dich mit nach oben genommen?«
    »Ja.«
    »Hingen Bilder an den Wänden?«
    »Irgendwelche gerahmten Toten.«
    »Was hatte er an?«
    »Einen Morgenmantel. Und ein paar Schlappen, wie sie mein Großvater trägt. Die beim Gehen hoch- und runterflappen.«
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Er war nett. Er hat nach meinem Namen gefragt. Als ich ihn gesagt habe, meinte er: ›Ich nehme an, das ist nicht dein richtiger Name.‹ Ich hätte mir einen ausdenken sollen.«
    »Hat er dir seinen Namen gesagt?«
    »Nein.«
    Sienna beobachtet meine Reaktion, um zu sehen, ob ich jetzt schlechter von ihr denke.
    »Zuerst dachte ich, er wäre bloß einsam, wissen Sie, ein alter einsamer Mann, aber dann habe ich entdeckt, dass er verheiratet ist.«
    »Wie?«
    »Ich hab einen der Kleiderschränke aufgemacht. Ich habe
Kleider und Schuhe gesehen. Und ich glaube, dass er vielleicht eine Tochter in meinem Alter hat, weil er mich einmal mit einem anderen Namen angeredet hat.«
    »Mit welchem Namen?«
    »Megan.«
    Ich weiß, dass ich Sienna weitere Details entlocken könnte, wenn ich sie zu jenem Abend zurückführen und eine richtige kognitive Befragung durchführen würde, bei der sie sich auf Geräusche, Gerüche und Bilder konzentriert. Aber was würde sie das kosten? Ich würde das Risiko eingehen, ein Mädchen zu traumatisieren, das schon genug durchgemacht hat.
    Stattdessen konzentriere ich mich auf ihren Wochenendausflug mit Gordon Ellis. Es war im Herbst, kurz nach den Sommerferien.
    »Danny hat mich von der Schule abgeholt und an einem Parkplatz an der A26 abgesetzt. Gordon wollte sichergehen, dass uns niemand zusammen sieht, deshalb musste ich mich auf die Rückbank legen und zudecken.«
    »Wo war Billy?«
    »Er saß neben mir in seinem Kindersitz. Er dachte, es wäre ein Spiel, wie Verstecken.«
    »Hat Gordon gesagt, wo ihr hinfahrt?«
    »Ans Meer. Ich glaube, er hat gesagt, der Wohnwagen stünde in Cornwall.«
    »Das ist aber weit.«
    Sienna zuckt die Achseln.
    Ich frage sie nach der Fahrt, aber sie kann sich an keine Straßenschilder oder Ortsnamen erinnern. Irgendwann meinte Gordon, er hätte Hunger, und sie hielten, um Fish & Chips zu kaufen. Sienna musste im Wagen warten, während Gordon mit Billy in den Imbiss ging.
    »Ich möchte, dass du die Augen schließt und zurückdenkst. Du bist alleine im Wagen. Erinnere dich daran, wie es gerochen hat und

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