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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Unordnung könnte pubertätsbedingt sein. Ich habe selbst einen Teenager zuhause – chaotisch, mürrisch, selbstbezogen – , aber dies hier sieht eher aus wie eine hastige Plünderung. Eine Suche.
    »Fehlt irgendwas?«, frage ich.
    »Nicht auf den ersten Blick«, antwortet Cray. »Genau wissen wir es erst, wenn wir die Familie befragt haben.«
    »Wo ist Helen?«
    »Bei Sienna im Krankenhaus.«
    Ich hocke mich neben die Leiche und bemerke die Blutflecken, manche groß, andere kaum sichtbare Spritzer bis an die Decke. Neben der rechten Hand des Toten liegt ein Hockeyschläger, glänzend lackiert und mit einem Frotteegriffband in den Farben der Schule.
    Ich hocke regungslos in der Mitte des Zimmers und versuche, mir einen Reim auf das Ganze zu machen. Ray Hegarty wurde von hinten niedergeschlagen und fiel nach vorn. Es gibt keine Anzeichen für einen Kampf, keine entsprechenden Verletzungen oder zerbrochenes Mobiliar.
    Als ich mich umdrehe, sehe ich einen ovalen Standspiegel, der ein weißes Rechteck aus Licht auf das Bett wirft, das die kleinen blauen Stickblumen auf dem Laken hervortreten lässt.
    Ich sehe mein eigenes Spiegelbild und die Tür in meinem Rücken. Ich steige über die Leiche und stelle mich hinter die halb geschlossene Tür. Als ich zum Spiegel blicke, sehe ich Cray im Türrahmen stehen.
    Unsere Blicke treffen sich.

    »Was ist?«
    »Hier haben sie gestanden. Im Spiegel haben sie Ray durch die Tür kommen sehen.«
    »Das ist aber sehr eng.«
    »Die Tür war halb geschlossen.«
    »Eine kleine Person.«
    »Vielleicht.«
    Praktisch im selben Moment fällt mir Siennas Gesicht im blassen Schein der Taschenlampe wieder ein. Etwas lag in ihrem Blick… ein schreckliches Wissen.
    Louis Preston kommt aus dem Bad. Er sieht aus wie ein Chirurg, der sich auf eine OP vorbereitet.
    »Wir haben Blutspuren im Ablaufrohr des Waschbeckens gefunden.«
    »Jemand hat sauber gemacht.«
    »Heutzutage weiß im Grunde jeder, wie man Spuren verwischt«, knurrt Preston. »Daran sind all diese amerikanischen Polizeiserien schuld, wenn Sie mich fragen. Die geben regelrechte Anleitungen, wie man es machen soll. Wie man Spuren am Tatort beseitigt, die Tatwaffe entsorgt und mit einem Mord davonkommt …«
    Cray zwinkert mir zu. »Was ist los, Preston, hat irgendein cleverer Strafverteidiger Ihre Arbeit madig gemacht?«
    »Mit Strafverteidigern hab ich kein Problem. Einige meiner besten Freunde sind Blutsauger. Es sind die Geschworenen, die ich nicht ausstehen kann. Wenn man ihnen keine Fingerabdrücke, Fasern oder DNA-Spuren präsentiert, kommen sie nie zu einem Schuldspruch. Sie wollen den sprichwörtlichen rauchenden Colt, aber manchmal gibt es eben keine gerichtsverwertbaren Spuren. Sie sind weggeschrubbt oder vom Regen fortgespült oder von Dritten verwischt worden. Wir sind Naturwissenschaftler, keine Zauberer. «
    Preston kratzt sich an der Nase und betrachtet seinen Zeigefinder, als habe er etwas Faszinierendes entdeckt.

    Derweil schlendere ich über den Flur ins Bad. Unter dem Waschbecken steht ein geflochtener Wäschekorb. Der Toilettensitz ist heruntergeklappt. Auf den Regalen über dem Waschbecken reihen sich ordentlich Zahnpasta, Zahnbürsten (drei), flüssige Seife und Mundwasser. Das Handtuch neben dem Becken hängt sauber gefaltet über der Stange.
    »Sie haben aufgeräumt«, sage ich laut.
    Cray taucht hinter mir auf.
    »Ergibt das irgendeinen Sinn?«
    »Kaum.«
    »Hat Ray Hegarty sich in seinem Job Feinde gemacht?«
    »Wir machen uns alle Feinde.«
    Das ist keine Antwort.
    »Irgendwelche Leichen im Keller?«
    Ihre Stimme wird härter. »Er war ein guter Polizist. Ehrlich.«
    Ein weiterer Mitarbeiter der Spurensicherung taucht am Fuß der Treppe auf und ruft Preston zu: »Ich hab im Schuppen einen Stapel Pornos gefunden. Soll ich die auch einpacken?«
    »Was für Pornos?«, fragt der Gerichtsmediziner.
    »Hefte, DVDs …«
    »Irgendwas Außergewöhnliches?«
    »Zum Beispiel?«
    »Vergewaltigungsszenen, gewalttätige Fantasien, irgendwas mit Kindern.«
    Cray versteift sich spürbar. Schon jetzt will sie Ray Hegartys Ruf schützen. Eine Mordermittlung ist ein wahres Zirkusspektakel, die Manege so grell ausgeleuchtet, dass jeder Makel und Fehler ans Licht kommt. Auch dem Opfer wird der Prozess gemacht, und manchmal stirbt es im Gerichtssaal ein zweites Mal — dann nämlich, wenn üble Nachrede betrieben und so getan wird, als sei der Betreffende letztlich selber schuld, dass er erstochen, erwürgt oder erschossen

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