Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
behauptet, ein Buch darüber zu schreiben, wie die Scheidung seiner Eltern sein Leben versaut hat, obwohl ich länger schwanger als verheiratet war.
Und jetzt liegt ein Mann, den ich geachtet habe, tot im Schlafzimmer seiner Tochter, und das Mädchen ist so traumatisiert, dass es keinen Mucks herausbringt. Sie sehen also, Professor, von mir dürfen Sie kein Mitleid erwarten, aber ich gebe Ihnen einen Rat.«
Ihre Zigarette verlöscht zischend in der Spüle.
»Werden Sie endlich erwachsen.«
5
DCI Cray sitzt hinters Steuer geklemmt ganz vorn auf ihrem Sitz, damit sie mit den Füßen an die Pedale kommt. Die Augen stur geradeaus, Kaugummi kauend, fährt sie, als würde sie rasen, aber das gibt der Land Rover nicht mehr her.
Sie hat eine brennende Zigarette in der Faust und bläst den Rauch aus dem Mundwinkel. Sie berichtet mir nur die nackten Fakten, das blanke Gerippe. Vor acht Jahren ist Ray Hegarty in den vorzeitigen Ruhestand gegangen und hat ein Sicherheitsunternehmen aufgebaut – Montage von Alarmanlagen und Überwachungskameras, Wachdienst und Personenschutz, mit Büros in Bristol, Birmingham und Manchester.
Am Montagnachmittag hatte er einen Termin in Glasgow und dort übernachtet, bevor er am nächsten Tag nach Manchester fuhr. Dort sollte er ebenfalls übernachten, um am Mittwoch für zwei Tage nach Dublin zu fliegen, aber die Termine wurden abgesagt. Stattdessen fuhr er zurück nach Bristol, wo er sich mit einem Geschäftspartner zu einem späten Mittagessen traf.
»Kurzum: Er wurde nicht vor Freitag zu Hause erwartet – jedenfalls laut seiner Frau.«
»Wo war Helen?«
»Sie hat im St. Martin’s Hospital in Bath gearbeitet. Ihre Schicht begann um sechs.«
Wir halten vor einem Haus am östlichen Rand des Dorfes. Zwischen dem Eingangstor und zwei Kirschbäumen im Vorgarten ist blau-weißes Polizeiband gespannt worden, das im Wind flattert wie die vergessene Dekoration einer Geburtstagsfeier.
In der Einfahrt parkt ein großer Van der Spurensicherung, die Heckklappen stehen weit offen. Im Wagen stapeln sich Metallkästen.
Ein Techniker der Spurensicherung kniet auf dem Pfad zum Haus und macht Fotos. Er trägt einen blauen Plastikanzug mit Kapuze und Schuhschoner und sieht aus wie ein Statist aus einem Science-Fiction-Film.
Er stellt ein Plastikschild zur Beweisnummerierung auf, hebt die Kamera an die Augen, drückt auf den Auslöser und steht auf. Als er sich umdreht, erkenne ich ihn. Dr. Louis Preston – Gerichtsmediziner mit einem Birminghamer Akzent, der ihn auf ewig schlecht gelaunt klingen lässt.
»Ich hab gehört, man hat Sie geweckt, Ronnie.«
»Ich schlafe nie besonders tief und fest«, antwortet sie.
»Waren Sie mit irgendjemand Bestimmtem zusammen?«
»Mit meiner Wärmflasche.«
»Was für eine Verschwendung.« Der Pathologe sieht mich an und nickt mir zu. »Professor, lange nicht gesehen.«
»Meinetwegen hätte es nicht pressiert.«
»Das höre ich dauernd.«
Preston ist berühmt dafür, seine Pathologiestudenten zu terrorisieren. Laut einer apokryphen Geschichte hat er seinen Studenten einmal erklärt, dass bei einer Obduktion zwei Dinge vonnöten sind. Erstens Furchtlosigkeit. Daraufhin steckte er einen Finger in den Anus des Toten, zog ihn heraus und schnupperte daran. Dann forderte er die Studenten auf, seinem Beispiel zu folgen, was sie allesamt taten.
»Das Zweite, was man braucht, ist eine scharfe Beobachtungsgabe«, erklärte er ihnen. »Wie viele von Ihnen haben bemerkt, dass ich meinen Mittelfinger in den Anus dieses Mannes gesteckt, aber an meinem Zeigefinger geschnuppert habe?«
Maßlose Übertreibung? Wilde Gerüchte? Wahrscheinlich beides. Jeder, der zum Lebensunterhalt Tote aufschneidet, muss sich einen Sinn für Humor bewahren. Sonst wird er verrückt.
Er geht zum Transporter und holt ein Stativ. »Hätte nie gedacht, dass ich Ray Hegarty mal so sehen würde. Ich dachte, der Kerl ist unverwüstlich.«
»Waren Sie Freunde?«
Preston zuckt die Achseln. »So weit würde ich nicht gehen. Wir haben uns gegenseitig respektiert.«
»Wie ist er gestorben?«
»Jemand hat ihn von hinten niedergeschlagen und dann seine Halsschlagader durchgeschnitten.« Der Pathologe streicht mit einem Finger über seine Kehle. »Sie suchen nach einer Rasierklinge oder einem Teppichmesser. Im Schlafzimmer ist es nicht.«
Cray hilft ihm, ein silbernes Behältnis zu bewegen. »Wann können wir rein?«
»Suchen Sie sich einen Schutzanzug. Bleiben Sie auf den Laufbrettern und fassen
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