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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Sie nichts an.«
    An der Fassade des geteilten, zweistöckigen ehemaligen Farmhauses rankt eine Glyzine. Ohne Laub wirkt der graue Stamm knorrig und uralt und sieht aus, als wollte er das Haus erwürgen. Neben der Garage stapeln sich alte Dachziegel.
    Zwei Dinge fallen auf. Es ist die Sorte Haus, das eine lange gewundene Auffahrt haben sollte – alle Proportionen legen es nahe. Zweitens ist es durch eine hohe, efeubewachsene Mauer von der Straße aus halb verdeckt. Jenseits des Schieferdachs und der Schornsteine ragen hohe Bäume auf. Die Vorhänge im Erdgeschoss sind offen. Jeder hätte das brennende Licht gesehen.
    »War die Tür abgeschlossen?«
    »Sie stand offen«, sagt Cray. »Sienna ist weggerannt. Sie hat die Tür nicht mal hinter sich zugezogen.«
    Ich trete auf das erste von einem Dutzend Laufbrettern und folge ihr durch die Haustür in den Flur.

    Leise sprich, leise geh,
Störe sie nie,
Wachsen hört unterm Schnee
Maßliebchen sie.
    Cray sieht mich an. »Von wem ist das?«
    »Oscar Wilde.«
    »Ein paar von diesen Iren konnten wirklich schreiben.«
    Orangefarben fluoreszierende Täfelchen sind über die ganze Treppe verteilt. Sie markieren Blutspuren. Im ersten Stock blitzt eine Kamera, ihr Licht flackert zwischen den Geländerstäben auf.
    Ich drehe mich um und betrachte die Haustür. Keine Alarmanlage. Einfache Schlösser. Für einen Berater in Sicherheitsfragen hat Ray Hegarty privat nicht viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    »Wer wohnt nebenan?«
    »Ein alter Witwer.«
    »Hat er irgendwas gehört.«
    »Ich glaube, der hat seit der Krönung der Königin nichts mehr gehört.«
    »Irgendwelche Spuren von gewaltsamem Eindringen?«
    »Nein.«
    »Wer hatte Schlüssel?«
    »Nur die Familie selbst. Es gibt noch eine andere Tochter, Zoe. Sie studiert in Leeds. Sie ist mit ihrem Freund auf dem Weg hierher. Und Lance. Er ist zweiundzwanzig und arbeitet für einen Motorradmechaniker in Bristol. Er hat eine eigene Wohnung. «
    Wohn- und Esszimmer sind geschmackvoll eingerichtet. Ordentlich. Sauber. Es gibt so vieles, das man in Unordnung bringen könnte – Pflanzen in Töpfen, Fotos in Rahmen, Bücher in Regalen, Kissen auf Sofas, aber alles scheint an seinem Platz.

    Die Küche ist aufgeräumt. In der Spüle steht ein einzelner Teller neben einem mit Brotkrumen bedeckten Schneidebrett. Helen hat sich zu Mittag oder für die Arbeit ein Sandwich gemacht. Auf dem Kühlschrank hat sie eine Nachricht für Sienna hinterlassen, auf der steht, dass sie sich zum Abendessen die Lasagne in der Mikrowelle warm machen soll.
    Durch die Küche kommt man in einen Anbau, der wahrscheinlich einmal ein Wintergarten war, nach dem Angriff auf Zoe jedoch in ein Schlafzimmer umgewandelt wurde, mit einem Einzelbett, einem Schreibtisch, einem Kleiderschrank, Chintzvorhängen und einer Rampe in den Garten. Das angrenzende Bad hat eine große Dusche und Handläufe an den Wänden. Auf der Kommode steht ein Foto von Zoe beim Korbball spielen. Auf einem Bein balancierend wirft sie den Ball.
    Als ich durch den Flur zurückgehe, fällt mir auf, dass die Tür unter der Treppe aufsteht. Ich schiebe sie mit dem Fuß auf und sehe eine Reisetasche auf dem Boden stehen. Ray Hegartys Mantel hängt an einem Holzhaken. Er ist nach Hause gekommen, hat seinen Mantel aufgehängt und seine Tasche abgestellt. Und was dann?
    Irgendetwas hat ihn nach oben gelockt. Ein Geräusch. Eine Stimme.
    Cray steigt behutsam über die Beweistäfelchen, als sie, ohne das Geländer zu berühren, vor mir die Treppe hinaufgeht. Das Elternschlafzimmer liegt geradeaus. Zwei Türen auf der linken Seite führen ins Bad und in ein weiteres Zimmer. Siennas Zimmer befindet sich auf der rechten Seite des Flurs. Ray Hegarty liegt bäuchlings auf dem Teppich neben ihrem Bett, die Arme ausgestreckt, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen offen. Blut ist durch den Teppich in die Ritzen zwischen den Holzdielen gesickert. Sein Hemd ist mit blutigen Handabdrücken befleckt. Kleine Hände.
    Siennas Zimmer ist ein einziges Chaos, Kleider quellen aus Schubladen auf das Fußende ihres ungemachten Bettes. Die
Bettdecke ist an die Wand geknüllt, unter dem Kopfkissen lugt ein Glätteisen für die Haare hervor.
    Mir fällt ein Schuhkarton ins Auge, der mit ausgeschnittenen Fotos beklebt ist. Jemand hat ihn unter dem Bett hervorgezogen und den Deckel abgenommen, um eine Sammlung von Verbänden, Pflastern, Nadeln und Fäden zu entdecken. Es ist Siennas Ritzer-Set und Nähkästchen.
    Die

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