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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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verkaufe Zaubertricks, ich verrate keine. Die Kiste dürfen Sie sich erst angucken, nachdem Sie einen Vertrag unterschrieben haben.«
    »Eigentlich interessiere ich mich mehr für den Kugeltrick. Sie wissen schon, bei dem man eine Kugel scheinbar mit den Zähnen auffängt. Was können Sie mir da empfehlen?«
    Sein Gesicht wurde finster. »Solche Pistolen führe ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie zu gefährlich sind«, stieß Kemmer schroff hervor. »Außerdem braucht man dafür einen Waffenschein. Haben Sie einen?«
    »Nein«, gab ich zu. »Ich dachte, das Projektil, das abgefeuert wird und die Glasscheibe durchschlägt, ist aus Wachs.«
    »Natürlich. Aber man kann mit so einer Pistole auch echte Munition verschießen. Was schon mehr als einmal passiert ist.«
    »Wie neulich in Münster«, nickte ich. »Da ist doch ein Magier gestorben. Wie hieß er noch gleich?«
    »Stefano Monetti«, sagte Kemmer und schaute über mich hinweg zur Wand.
    »Kannten Sie ihn?«
    »Flüchtig.«
    »Komisch. Ich habe gehört, dass er bei Ihnen sein Handwerk gelernt hat.«
    Trotz der schummrigen Beleuchtung sah ich, dass sein Gesicht bleich wurde. »Wer sagt das?«
    »Seine Partnerin. Anna Ortega.«
    Die Kiefer des alten Mannes mahlten. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
    »Frau Ortega glaubt, dass ihr Mann ermordet worden ist.«
    »Unsinn«, sagte er ärgerlich. »Ich habe nie etwas von dem Kugeltrick gehalten und Stefan davon abgeraten. Nur um des Effektes willen sollte man kein unnötiges Risiko eingehen. Aber Mord? Wer sollte Stefan ermorden? Und weshalb?«
    »Das frage ich Sie. Was hat Monetti hier in Hamburg gemacht? Wem hat er hier Privatunterricht gegeben?«
    Der Magier blinzelte. »Keine Ahnung«, log er wenig überzeugend. »Ich weiß nichts von irgendwelchen Zauberseminaren.«
    »Kommen Sie! Er soll seinem alten Lehrer nichts davon erzählt haben? Bestimmt ist er bei Ihnen aufgekreuzt, wenn er in Hamburg war.«
    »Und wenn schon! Was geht Sie das an?«
    »Anna möchte, dass ich Monettis Tod untersuche. Sie wird keine Ruhe geben, bis sie erfahren hat, was hier vorgefallen ist.«
    »Anna?« Kemmer verzog verächtlich den Mund. »Sind Sie scharf auf sie? Können Sie es nicht mal abwarten, bis ihr Mann unter der Erde ist?«
    »Ich bin Privatdetektiv. Anna meint, Monetti hätte Ihnen am Herzen gelegen. Aber vielleicht irrt sie sich auch und sein Tod ist Ihnen egal?«
    Der alte Mann wandte sich ab und ging in den zweiten Raum zurück. Als ich schon dachte, er würde mich einfach stehen lassen, begann er zu reden: »Stefan durfte nicht darüber sprechen. Er hatte unterschrieben, gegenüber Dritten Stillschweigen zu wahren. Und daran hat er sich gehalten.«
    Fast die gleichen Worte, die Anna gewählt hatte. Nur dass ich Kemmer weniger Glauben schenkte als ihr. »Sie sind Insider«, sagte ich, während ich ihm folgte. »Eine Gruppe reicher Leute, die regelmäßig einen Magier engagiert, dürfte Ihnen nicht verborgen bleiben. Ich schätze, einige von Monettis Schülern sind auch Ihre Kunden.«
    Er blieb abrupt stehen und starrte mich an. »Selbst wenn ich eine Ahnung hätte, wer diese Leute sind, würde ich Ihnen keine Namen nennen.«
    »Wovor haben Sie Angst?«
    »Im Moment habe ich davor Angst, dass Sie mir weiter auf die Nerven gehen.«
    »War Stefan nach seinem letzten Auftritt bei Ihnen?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Und wie wirkte er?«
    »So wie immer.«
    »Kein Wort darüber, dass er Probleme hatte?«
    »Nein. Wirklich nicht. Bestellen Sie Anna mein Beileid! Nein, lassen Sie es! Ich werde sie selbst anrufen. Und gehen Sie endlich!«
     
    Ich ging. Quer über die Straße in ein Café. Um darüber nachzudenken, was ich Anna vorschlagen sollte: weitermachen und versuchen, den mysteriösen Auftraggeber Monettis zu finden, oder abbrechen und ruhmlos nach Münster zurückkehren.
    Als ich mich an einen Tisch setzte und mich umblickte, merkte ich, dass ich kein ganz gewöhnliches Café gewählt hatte. Zwischen lauter Schwulen-und Lesbenpaaren sowie Magazine lesenden Männern, die mir interessierte Blicke zuwarfen, kam ich mir als Heterosexueller ein wenig verloren vor. Verunsichert schnappte ich, nachdem ich bei einem freundlichen Kellner einen Milchkaffee bestellt hatte, nach einer Zeitung, die ich als Deckung benutzen konnte. Es war ein Boulevardblatt, das den Tod der schönen Salsa-Tänzerin in Buchstaben verkündete, die auch Daniela Hansen hätte lesen können. Beim Anblick des dazugehörigen Fotos stockte mir der Atem.

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