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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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angeblich nicht das Geringste über Isabels Privatleben. Sie mauerten, ließen mich auflaufen. Wie Kemmer, der Besitzer des Zauberkastens . Hamburg war nicht meine Stadt. Ich fühlte mich fremd, abgeschnitten von den Drähten und Netzwerken, die ich in Münster nutzen konnte, um Türen zu öffnen oder jemanden unter Druck zu setzen.
    Ich sog am Strohhalm meines nächsten Caipirinha. Langsam entfaltete der Alkohol seine Wirkung. Und mit ihr kam der Wunsch, immer weiter zu trinken. Bis mir alle gleichgültig sein würden. Pia, Anna, Isabel. Denn Isabel O., die ermordete schöne Salsa-Tänzerin aus der Zeitung, war Annas Schwester. Gleich nach meiner Rückkehr ins Hotelzimmer hatte ich Anna angerufen. Da wusste sie es schon. Von Hauptkommissar Stürzenbecher, der in ihrem Hotel aufgetaucht war und Fragen zu Isabels Lebenswandel gestellt hatte. Fragen, die sie nicht beantworten konnte, denn Anna und Isabel hatten sich nie besonders gut verstanden, in Kuba nicht und auch nicht in Deutschland. Seitdem die beiden Schwestern in Europa lebten, hatten sie höchstens ein-oder zweimal im Jahr miteinander telefoniert.
    Erstaunlich ruhig hatte Anna die zweite Schreckensnachricht innerhalb kurzer Zeit hingenommen. Erst als ich die Möglichkeit erwähnte, dass Stefan und Isabel ein Verhältnis gehabt und sich heimlich in Hamburg getroffen haben könnten, war ein Gefühlsausbruch erfolgt. Anna tobte, schrie und beschimpfte mich. Vollkommen undenkbar, dass Stefan mit Isabel ins Bett gestiegen sei. Keinen blassen Schimmer hätte ich von dem wunderbaren Charakter ihres Mannes, der so etwas ausschließe. Dass es jemand auf sie und ihre Familie abgesehen habe, müsse auch dem Dümmsten einleuchten. Oder wollte ich etwa behaupten, es sei ein Zufall, dass man ihre Schwester zur gleichen Zeit wie ihren Mann ermordet habe. Anstatt ihr impertinente Fragen zu stellen, sollte ich lieber die Arbeit erledigen, für die sie mich bezahle.
    Widerspruch war praktisch unmöglich gewesen. Oder nur um den Preis, Anna noch mehr zu verletzen. Also hatte ich sie gebeten, mir alles zu erzählen, was ihr zu Isabel einfiel. Das wenige, was Anna mit Sicherheit sagen konnte, betraf Isabels Leidenschaft für Salsa. Schon auf Kuba habe sie sich fast jede Nacht in Salsa-Clubs herumgetrieben. Clubs wie dem Cucaracha in Hamburg.
    Und da war ich nun.
    Mit dem dritten oder vierten Caipirinha fand ich Gefallen an den Salsa-Melodien, die mir am Anfang süßlich, fast kitschig vorgekommen waren. Die Stimmung auf der Tanzfläche war vollkommen unaggressiv, die Menschen bewegten sich mit kindlicher Freude, die Latinos gekonnt, die Deutschen ein wenig hüftsteif. Wer hierherkam, wollte tatsächlich tanzen. Dass die Einrichtung mehr einem Jugendheim als einer modernen Disco entsprach, schien niemanden zu stören, die Stehtische und Holzbänke dienten ohnehin nur für kurze Zwischenstopps. Getrunken wurde wenig. Nur ich machte eine Ausnahme.
    Ich stellte das leere Glas auf die Theke und gab der Barfrau ein Zeichen.
    Sie ignorierte mich.
    »Hallo! Krieg ich noch was?«
    »Nein.« Sie schaute auf. »Besser, Sie gehen jetzt!«
    »Wieso?«
    »Ich denke, Sie haben genug.« Ihr Blick huschte zur Wand. Dort lehnte mit verschränkten Armen der dicke, grauhaarige Geschäftsführer, den ich vorhin in seinem winzigen Kabuff heimgesucht hatte, und beobachtete uns. Ich verspürte das Bedürfnis, ihm die schiefe Nickelbrille vom Gesicht zu nehmen und gerade zu biegen.
    Vorsichtig glitt ich vom Hocker. Der Boden schwankte leicht. Die grünen, gelben und roten Farbfetzen der prähistorischen Lichtorgel verschwammen zu einem zähen Brei, der das Vorwärtskommen erschwerte. Die Fahnen an der Decke flatterten wie aufgeregte Vögel. Nach dem zweiten Schritt beschloss ich, nicht noch einmal mit dem Geschäftsführer zu reden. Jedenfalls nicht heute. Auf dem Weg zum Hotel würde ich bestimmt eine Bar finden, in der man mir Drinks verkaufte, solange ich zahlen und sitzen konnte.
    Die kühle Luft vor der Tür traf mich wie eine Keule. Mit geschlossenen Augen atmete ich tief ein.
    »Adiós!«, sagte eine Stimme neben mir.
    Der Rausschmeißer. Ich stützte mich an der Glasscheibe ab.
    Er blieb mit locker herabhängenden Armen vor mir stehen. »Geh nach Hause!«
    »Eine Frage.« Der Sauerstoff kitzelte mein Gehirn wach. »Du bewachst die Tür und siehst, wer rein-und rausgeht.«
    Sein Gesicht war so ausdruckslos wie eine Scheibe Kinderwurst.
    »Mal angenommen, Isabel Ortega würde mit einem Kerl

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