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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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Sinclair getötet?«
    »Weil er wusste, was in der Loge passiert ist. Von Stefano oder von einer anderen Quelle.«
    »Das sind ganz viele Vermutungen«, sagte Anna.
    »Ja«, erwiderte ich kleinlaut. »Bis jetzt ist es nur eine Theorie. Sie steht und fällt damit, dass wir herausfinden, wer zur Loge gehört und was an dem Abend bei der Zaubershow tatsächlich geschehen ist. Und, ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wie wir das anstellen sollen.«
    Sie lächelte. »Aber ich.«

20
    Pia Petry hat ein schlechtes Gewissen
    Mir ist übel. Schuld daran ist die Currywurst. Was weniger an ihrer Qualität als an der Tatsache liegt, dass ich so spät abends fettiges Essen nicht sonderlich gut vertrage. Ein wenig hilft der Mojito, an dem ich nippe, während ich das Treiben im Cucaracha beobachte.
    Nachdem ich mich von Florian von Sandleben verabschiedet hatte, wollte ich eigentlich nach Hause fahren. Am Fernsehturm habe ich mich dann aber falsch einsortiert, bin, anstatt geradeaus zu fahren, links abgebogen und irgendwie im Schanzenviertel gelandet. Da ich an Vorhersehung und Zeichen glaube, kam mir der Gedanke, dass mir diese Odyssee etwas sagen soll: In der Schanze wartet noch eine Aufgabe auf mich. Und als ich den Wagen in einer Parklücke am Schulterblatt abstelle, fällt mir auch wieder ein, welche das sein könnte.
    Im Moment sieht es mit der Realisierung allerdings nicht gut aus. Weit und breit ist keine Juanita zu sehen. Dafür steht Miguel an der gegenüberliegenden Wand und ist völlig in den Anblick seiner Schuhspitzen vertieft.
    Mit dem Glas in der Hand schlendere ich auf ihn zu. Als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt bin, hebt er den Kopf. Ich verharre mitten in der Bewegung, dann drehe ich ab, gehe zurück zum Tresen und klettere auf einen der Barhocker. Die Currywurst fängt wieder an, in meinem Magen zu rumoren, und ich kippe den Rest meines Mojitos hinunter. Doch die Wurst war nicht der Grund, warum ich umgedreht bin. Es war diese Bewegung, diese für einen Mann eigentlich viel zu anmutige, fast grazile Art, den Kopf zu heben, die mich irritiert und an etwas erinnert hat. Und zwar an den Gärtner in Reichweilers Rosenbeet. Als er mich am Fenster entdeckt und zu mir hochgesehen hat.
    Während ich noch darüber nachgrübele, ob die Tatsache, dass Miguel für Isabels Liebhaber Gartenarbeiten verrichtet, irgendeine Bedeutung für den Fall haben könnte, entdecke ich Juanita, die eilig an mir vorbei Richtung Toilette läuft.
    Ich folge ihr und fange sie ab, bevor sie in einer der Kabinen verschwinden kann. »Juanita!«
    Sie dreht sich zu mir um. Und ich zucke zusammen. Irgendjemand hat ihr ein Veilchen verpasst. Die Haut um ihr linkes Auge herum ist geschwollen und grünlich verfärbt.
    »Was ist denn passiert?«, frage ich erschrocken.
    Sie presst die Lippen zusammen.
    »Juanita!«
    »Nichts«, sagt sie.
    »Wer was das?«
    »Ein Unfall.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Sie zuckt mit den Schultern und strebt auf eine der Türen zu. Ich halte sie am Arm fest. »Juanita, wer war das?«
    »Miguel«, sagt sie.
    »Miguel? Der Miguel, der hier arbeitet?«
    »Das hättest du nicht gedacht, nicht wahr?« Triumphierend sieht sie mich an. »Der nette, liebe Miguel, der gar nicht so nett und lieb ist, wie jeder meint.« Sie kämpft mit den Tränen. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Er hat zwei Gesichter. Wie Dr. Jekyll and Mr Hyde«, schluchzt sie.
    »War das immer schon so?«, frage ich und kann nicht ganz glauben, was ich höre.
    »Nein.«
    »Hast du eine Idee, woran das liegt? Hat er irgendeinen Stress? Gibt es irgendwelche Probleme?«
    Sie mustert mich böse, so als wäre ich an ihrer Verletzung schuld, und presst die Lippen wieder fest aufeinander.
    Offensichtlich werde ich auf diese Frage keine Antwort erhalten. Ich versuche es mit einer anderen. »Seid ihr ein Liebespaar?«
    »Waren! Wir waren ein Liebespaar. Aber auf die Machonummer habe ich keinen Bock. So lasse ich mich nicht behandeln. Von niemandem. Und außerdem …« Sie blinzelt gegen ihre Tränen an. »Außerdem ging es ihm anscheinend die ganze Zeit nur um Isabel.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Isabel«, schnappt sie, »war eine Nutte. Die hat auf Kuba angeschafft. Sie ist nur von dort weg, weil ihr Zuhälter sie ständig verprügelt hat. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie auch hier auf den Strich gegangen wäre. Und in so eine Schlampe verliebt er sich. Seit sie tot ist, tut Miguel, als wäre sie die tollste Frau der Welt gewesen. Da ist

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