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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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würde ich nicht mehr ausschließen. Aber sicher bin ich mir nicht.«
    »Wissen Sie etwas über women’s help? «, frage ich unvermittelt.
    »Die Hilfsorganisation von Frau Reichweiler?«
    Ich nicke.
    »Nicht viel. Außer, dass sie junge Prostituierte unterstützt und ihnen beim Ausstieg hilft.«
    »Sind je Frauen, die durch diesen Verein nach Deutschland gekommen sind, als Assistentinnen in Ihrem Zauberclub eingestellt worden?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagt er. »Wie kommen Sie darauf?«
    »War nur so eine Idee«, wiegele ich ab. »Wussten Sie«, sage ich und nehme ihm die Aufnahme aus der Hand, »dass Isabel schwanger war?«
    »Nein.«
    Sein Gesichtsausdruck bleibt unverändert. Die Information scheint keinerlei Gefühlsregung in ihm auszulösen.
    »Nehmen wir mal an, Isabel hatte vielleicht nicht nur mit Reichweiler, sondern auch noch mit einem der anderen Zauberlehrlinge ein Verhältnis, mit jemandem, der verheiratet ist und eine Menge zu verlieren hat. So jemandem käme Isabels Tod doch sehr gelegen.«
    »Keiner unserer Clubmitglieder würde so etwas tun. Da bin ich mir ganz sicher«, antwortet von Sandleben mit einer Schärfe in der Stimme, die ich nicht von ihm gewohnt bin. Anscheinend habe ich am Zauberer-Ehrenkodex gekratzt.
    »Okay«, sage ich. »Dann verraten Sie mir wenigstens, wer diese Clubmitglieder sind. Wie heißen sie?«
    »Houdini, Kellar, Dante, Goldin, Chung Ling Soo, Kalanag …«
    »Ich wüsste gern die richtigen Namen.«
    »Das geht nicht. Die sind geheim.«
    Mit besorgter Miene kommt die Kellnerin an unseren Tisch. »Schmeckt es Ihnen nicht?«, fragt sie und deutet auf die unberührten Speisen.
    »Doch, doch«, sage ich. »Vor lauter Reden haben wir ganz das Essen vergessen.«
    Ich greife erneut nach Messer und Gabel und säbele ein Stück von der abgekühlten Wurst ab. »Dann wissen Sie wahrscheinlich auch nicht, wie der ominöse Cagliostro im wahren Leben heißt?«
    »Keine Ahnung«, sagt von Sandleben und beobachtet mich, wie ich ein Stück Wurst zum Mund führe und anfange zu kauen.
    »Schmeckt es Ihnen?«
    »Lecker!«
    »Wissen Sie eigentlich, was ein Metzger so alles in eine Currywurst hineintut?«
    »Nein«, sage ich. »Ich will es auch gar nicht wissen.«
    Doch das hält von Sandleben nicht davon ab, ins Detail zu gehen. Und es dauert nicht lange und ich schiebe den Teller von mir.

19
    Wilsberg schläft zu wenig
    Ich lauschte den Geräuschen, die von draußen hereindrangen. Ein paar Säufer zogen grölend durch die Straße, Autos fuhren knapp unterhalb des Hotelzimmers vorbei. Es war laut in Sankt Georg, selbst um drei Uhr nachts. Kein Vergleich zu meinem beschaulichen Kreuzviertel. Ich sehnte mich nach meinem eigenen Schlafzimmer, in dem ich die Fenster öffnen konnte. Ich vermisste mein Büro, den Cappuccino bei meinem Lieblingsitaliener, all die Gewohnheiten, die ich vor Kurzem noch hatte ändern wollen. So schlecht waren sie eigentlich gar nicht. Tausendmal besser, als in einem fremden Bett zu liegen, die Wand anzustarren und sich zu ärgern. Zum Glück gab es keine Minibar. Ich war nicht sicher, ob ich der Versuchung der kleinen bunten Fläschchen widerstanden hätte.
    Am meisten ärgerte ich mich über Pia. Über Pia und Florian von Sandleben. Über Pias Geheimniskrämerei. Sie kannte von Sandleben und von Sandleben kannte Reichweiler. Wieso hatte sie mir das verheimlicht? Was bezweckte sie damit? Der schwarz gelockte Schönling war offenbar ein Freund des Reeders. Möglicherweise sogar ein Mitglied der Loge. Folglich für unseren Fall relevant. Unseren Fall? Den gab es nicht. Pia machte ihr eigenes Ding, teilte mir wichtige Informationen nicht mit und zog dann mit diesem Aufschneider ab.
    Doch was ging das mich an? Es war ihre Sache, mit wem sie die Nacht verbrachte. Im Moment wollte ich einfach nur schlafen, die Gedanken stoppen und schlafen.
    Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Nahm eine Schlaftablette aus dem Kulturbeutel und schluckte sie mit etwas Leitungswasser. Warf einen Blick auf das Spiegelgesicht eines Mannes, der mit sich und seinem Leben unzufrieden war, und wartete auf die Segnungen der Chemie.
     
    Neben meinem Kopf brummte ein lästiges Insekt. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass das mein Handy war. Mit verklebten Augen tastete ich auf dem Nachttisch herum. Endlich erwischte ich die richtige Handytaste.
    »Ja?«
    »Er ist tot«, flüsterte eine Frauenstimme.
    Die Stimme hörte sich nicht nach Pia an.
    »Sind Sie noch

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