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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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Riesensauerei.«
    »Mal sehen. Ich habe einen Freund, der Biologie studiert. Vielleicht kann der uns weiterhelfen«, antwortet Cornfeld und nimmt mir vorsichtig das Taschentuch mit dem Knochen aus der Hand. »Hinweise darauf, dass Frau Reichweiler einen schwungvollen Mädchenhandel betreibt, haben Sie aber nicht gefunden?«
    »Nein. Nicht den geringsten. Und wie ist es bei Ihnen? Konnten Sie schon etwas in Erfahrung bringen?«
    Er schüttelt den Kopf. »In den Foren hat noch nie jemand etwas von einem solchen Club gehört. Und die beiden Taxifahrer, mit denen ich gesprochen habe, konnten mir auch nicht weiterhelfen. Aber ich bleibe dran. Vielleicht kann mir ja der ein oder andere Wirt etwas erzählen.«
    »Noch was«, sage ich. »Wenn sich mein Verdacht, dass die Magier bei ihren Zaubernummern Tiere töten, bestätigt, müssen wir diesen Idioten das Handwerk legen. Ich weiß aber noch nicht, wie …«
    Cornfeld mustert mich nachdenklich. »Sie haben doch erzählt, dass es in diesem Club eine Kamera gibt.«
    Ich nicke.
    »Mit oder ohne Kabel?«
    »Ohne.«
    Er schnalzt mit der Zunge. »Also arbeiten die mit WLAN. Mit Funk.«
    »Das klingt so, als hätten Sie eine Idee.«
    Er grinst breit. »Richtig. Aber ich verrate sie Ihnen erst, wenn ich weiß, ob es auch klappt.«
    »Geben Sie mir einen Tipp. Einen Hinweis. Irgendetwas«, bettele ich.
    Doch er bleibt stur. Und da ich ihn kenne und weiß, dass er sich in solchen Situationen nicht erweichen lässt, gebe ich auf. Vorerst.
    »Okay«, sage ich und gehe zur Tür. »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Cornfeld bejaht und ich mache mich auf den Weg in die Küche, als es klingelt.
    »Kundschaft!«, rufe ich erfreut, laufe in den Flur und öffne die Tür.
    Am liebsten würde ich sie gleich wieder zuschlagen. Wilsberg steht vor mir. Mit einer Frau im Schlepptau, die für meinen Geschmack viel zu hübsch ist. Die gute Nachricht ist: Ihr Outfit wirkt ein bisschen billig. Der Rock ist zu kurz, der Pulli zu eng, die Schuhe zu hoch. Die schlechte Nachricht ist: Sie kann es sich leisten. Sie hat eine super Figur, ein hübsches Gesicht und dichtes, leicht welliges dunkles Haar. Sogar ihre langen, im French Style lackierten Fingernägel sind perfekt. Doch meinem Laserblick entgeht nichts. Innerhalb von Sekunden habe ich ihre Schwachstelle entdeckt: Sie hat hässliche kleine Knubbelohren. Mitleidig sehe ich sie an und signalisiere ihr mit einem Blick: Du bist keine Konkurrenz. Nicht für mich.
    Sie signalisiert zurück: Wenn du dich da mal nicht täuschst.
    Das fängt ja gut an.
     
    Ich habe ihnen die Tür natürlich nicht einfach vor der Nase zugeschlagen, sondern sie hereingebeten, ihnen einen Platz in meinem Büro angeboten und Cornfeld dazugerufen. Wie sich herausstellte, heißt Wilsbergs Begleiterin Anna Ortega, ist seine Auftraggeberin und Isabels Schwester. Cornfeld, dem Annas hässliche Ohren entweder nicht aufzufallen oder den sie nicht zu stören scheinen, ist von ihr derart hingerissen, dass ich ihn zwei Mal bitten muss, Kaffee für unsere Gäste zu holen, bevor er endlich das Büro Richtung Küche verlässt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Michaelas Marktwert gerade eine rasante Talfahrt erlebt. Wenn sich das Thema mit dem Auftauchen von Anna nicht ohnehin schon erledigt hat. Was mich aber noch mehr ärgert, ist, dass Wilsberg einen genauso verblödeten Eindruck macht. Wenn er Anna ansieht, strahlt er wie ein Honigkuchenpferd, seine Stimme klingt, als hätte er drei Nächte durchgesoffen, und seine Körpersprache signalisiert eine merkwürdige Mischung aus Aufgedrehtheit und Verlegenheit.
    Und dann kommt’s. Anna öffnet den Mund. »Wir haben eine Leiche gefunden«, sagt sie und blickt verstört.
    Wie niedlich – sie hat einen spanischen Akzent … Was hat sie da gerade gesagt? Sie haben eine Leiche gefunden?
    »Was habt ihr gefunden?«, frage ich.
    »Kemmer«, erklärt Wilsberg. »Den Besitzer des Zauberladens. Er lag in seinem eigenen Geschäft in einem Holzkasten, der für den Trick mit der zersägten Jungfrau vorgesehen war …«
    »Nein!«, sage ich entsetzt.
    »Doch«, sagt Wilsberg. »Sie haben ihn in der Mitte durchgesägt.«
    »Das ist ja grässlich«, höre ich Cornfelds Stimme, der gerade mit zwei Kaffeebechern in der Hand den Raum betritt. »Wer macht denn so was?«
    »Ein Schwein macht so was«, sagt Anna mit Nachdruck. »Ich gehe da hin!«
    Cornfeld und Wilsberg nicken in kollektiver Begeisterung. Doch dann scheinen ein paar von Wilsbergs Ganglien aus dem

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