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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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nichts.«
    »Anna Ortega hat die gleiche Hautfarbe wie ihre Schwester, nehme ich an.«
    Langsam wurde mir klar, worauf er hinauswollte. Der Zeuge, der sich an die Polizei gewandt hatte, hatte nicht nur mich, sondern auch Anna beschrieben.
    »Spielt Hautfarbe für Sie eine besondere Rolle, Herr Hauptkommissar?«
    Lademanns Augen verengten sich. »Wo befindet sich Anna Ortega im Moment?«
    »Keine Ahnung. Fragen Sie sie doch selbst!«
    »Das würden wir ja gerne. Aber sie ist ohne Angabe eines Ziels aus Münster abgereist.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Lademanns Gesicht blieb ausdruckslos. »Ziehen Sie sich etwas an!«
    »Und dann?«
    »Fahren wir zum Präsidium.«
    »Haben Sie einen Haftbefehl?«
    »Den brauche ich nicht.«
    Das fehlte mir gerade noch, dass mich Lademann einkassierte. Und Pia, Anna und Cornfeld die Sache womöglich allein durchzogen. Ich musste die drei stoppen, und zwar sofort.
    »Muss mal telefonieren«, sagte ich und griff zu dem Handy, das auf dem Nachttisch lag.
    »Mit wem?«
    »Mit meiner Anwältin.«
    »Das können Sie später, im Präsidium.«
    »Verdammt noch mal!«, fuhr ich ihn an. »Sie haben kein Recht …«
    »Geschenkt.« Lademann streckte seine Hand aus. »Geben Sie mir das Gerät!«
    Ich drückte auf die Taste mit dem roten Telefon, bis sich das Display verabschiedete. Ohne PIN-Code würde er nicht so schnell an die gespeicherten Telefonnummern herankommen.
    Der Hauptkommissar steckte das Handy in seine Jackentasche. »Und jetzt sollten Sie sich anziehen. Sonst nehmen wir Sie im Handtuch mit.«

22
    Pia Petry gerät in Panik
    Wilsberg ist nicht gekommen. Und ich weiß nicht, ob ich ihn verfluchen oder bedauern soll. Während ich mir ein Horrorszenario nach dem anderen ausmale, mir vorstelle, wie er eingeklemmt in einem verunglückten Taxi sein Leben aushaucht, trommelt der Regen immer heftiger auf das Autodach. Ich habe schon zig Mal versucht, ihn auf seinem Handy zu erreichen. Aber das Einzige, was ich höre, ist die automatische Stimme seiner Mailbox. Und das in einer Situation, in der ich ohnehin schon viel zu viel Adrenalin produziere.
    Mittlerweile schüttet es wie aus Kübeln. Was immerhin den Vorteil hat, dass ich in meinem Wagen, der schräg gegenüber des Hanse-Theaters steht, nicht so leicht gesehen werde. Aus dem mobilen Empfänger, den ich in der Hand halte und der vom Aussehen her an die erste Handygeneration erinnert, quakt Annas Stimme. Sie trägt einen Minisender von der Größe einer Streichholzschachtel am Körper und eine rothaarige Perücke auf dem Kopf. Zusammen mit Cornfeld sitzt sie in der Lobby des Hanse-Theaters, wo sie darauf wartet, zu Reichweiler vorgelassen zu werden. Bis jetzt ist nichts Dramatisches passiert. Und ich hoffe, das bleibt auch so.
    Wieder höre ich Anna und diesmal auch Cornfeld, die sich miteinander unterhalten und, im Gegensatz zu Wilsberg und mir vor zwei Tagen, nicht den Fehler machen, ihre wahre Identität zu verraten. Ihre Stimmen sind klar und deutlich zu verstehen. Was daran liegt, dass die Abhörgeräte dem technisch neuesten Stand entsprechen und laut Eigenwerbung beste Voraussetzungen für die drahtlose Raumüberwachung und den Personenschutz bieten. Um den Empfang zu verbessern, hat Cornfeld sogar noch eine Kfz-Mini-Magnetfußantenne besorgt, die ich auf dem Autodach befestigt habe.
    Langsam lässt der Regen etwas nach, meine Sicht verbessert sich und ich versuche mal wieder, Wilsberg zu erreichen. Aber auch diesmal meldet er sich nicht. Da schert ein dunkelblauer BMW mit quietschenden Reifen direkt vor dem Hanse-Theater in eine Parklücke ein. Ein Kerl im schwarzen Anzug mit der Statur eines Kleiderschranks steigt aus, eilt auf das Theater zu und verschwindet durch die Drehtür im Inneren.
    Annas Stimme dringt wieder an mein Ohr.
    »Anna Vega«, scheint sie sich jemandem vorzustellen.
    »Bernstein«, höre ich meinen Assistenten.
    »Kommen Sie bitte mit!«, sagt eine Frauenstimme.
    Dann vernehme ich einen tiefen Männerbass. »Lassen Sie ruhig, Frau Meyerhöfer. Ich bringe die beiden zu Herrn Reichweiler.«
    Mich beschleicht das ungute Gefühl, dass ich gerade die Stimme des Mannes höre, der soeben seinen blauen BMW nur wenige Meter von mir entfernt eingeparkt hat. Das gefällt mir nicht. Hat Reichweiler etwa schon Verdacht geschöpft? Hat er Verstärkung angefordert? Ich setze mich auf und halte Ausschau nach Wilsberg. Wo steckt der Typ bloß? Dass dieser Bodyguard hier auftaucht, sieht nach Ärger aus. Nach Falle. So als

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