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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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sei unsere Deckung längst aufgeflogen. Ich greife nach meinem Handy. Doch bevor ich erneut versuchen kann, Wilsberg zu erreichen, schaltet sich der Empfänger ein.
    »Guten Tag. – Setzen Sie sich bitte!« Das ist Reichweiler. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich suche eine Arbeit«, sagt Anna.
    »Was können Sie denn?«
    »Ich habe lange Jahre als Assistentin für einen Zauberkünstler gearbeitet …«
    »Dann müssten Sie sich erst einmal einen Zauberkünstler besorgen, bevor Sie bei uns anfangen können«, kommt es spöttisch zurück.
    »Wir haben gehört«, meldet sich Cornfeld zu Wort, »dass Sie auch Jobs für Assistentinnen anbieten, die gerade kein Engagement bei einem Magier haben.«
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Der Manager von Frau Vega.«
    »Der Manager«, wiederholt Reichweiler und seine Stimme trieft vor Ironie. »Von wem haben Sie denn gehört, dass wir Zauberassistentinnen suchen?«
    »Von einer Freundin«, sagt Anna. »Sie hat mir das einmal erzählt.«
    »Wie heißt denn diese Freundin?«
    »Isabel Ortega.«
    Daraufhin höre ich gar nichts. Erst nach einer Weile redet wieder Reichweiler. »Frau Ortega wurde ermordet …«
    »Ja«, sagt Anna. »Ich weiß. Da ist doch ihr Job jetzt frei.«
    Reichweiler zieht die Luft ein. »Sie sind ja eine ganz toughe.«
    »Ich habe in Kuba eine Familie zu ernähren«, antwortet Anna. Und zum ersten Mal kommt es mir so vor, als ob ihre Stimme zittern würde. »Da kann man nicht wählerisch sein.«
    »Was hat Ihnen Frau Ortega denn über ihre angebliche Arbeit bei uns erzählt?«
    »Dass es hier einen exklusiven Club für Magier gibt, die sich regelmäßig zum Zaubern treffen und bei ihren Vorführungen Assistentinnen benötigen.«
    »Das war alles?«
    »Dass die Arbeit gut bezahlt wird. Und die Leute nett sind«, fährt Anna fort.
    »Tatsächlich?«
    »Stimmt das denn nicht?«, fragt Cornfeld.
    »Doch, das stimmt«, antwortet Reichweiler. »Und es stimmt auch, dass diesem Club einflussreiche und wohlhabende Geschäftsleute angehören, die nicht möchten, dass etwas über ihren Zauberzirkel nach außen dringt.«
    »Warum?«, fragt Cornfeld. »Da ist doch nichts dabei.«
    »Ist es auch nicht. Trotzdem legen diese Leute keinen Wert darauf, dass ihr Hobby in der Öffentlichkeit bekannt wird. Aus Angst, dann in ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld nicht mehr ernst genommen zu werden. Die Zauberei hat in bestimmten Kreisen leider keinen allzu guten Ruf.«
    »Das ist der einzige Grund?«, hakt Cornfeld nach.
    »Natürlich. Daher wundert es mich auch, dass Frau Ortega über unseren Club gesprochen hat. Das war ihr nämlich strengstens untersagt.«
    »Sie hat ja nicht viel erzählt«, verteidigt Anna ihre Schwester. »Sie hat keine Namen genannt.«
    »Hat sie nicht?«, fragt Reichweiler scharf.
    »Wie sieht es denn jetzt aus? Können Sie Frau Vega eine Arbeit anbieten?«, mischt sich Cornfeld ein. »Sie ist eine hervorragende Show-Assistentin, die den Job schon seit Jahren erfolgreich macht. Ich kann Ihnen gerne eine Liste ihrer Arbeitgeber und Engagements geben, ebenso wie eine Anzahl ganz exzellenter Referenzen. Wir haben Videoaufnahmen …«
    »Das interessiert mich eigentlich weniger«, sagt Reichweiler. »Ich würde mich gern persönlich davon überzeugen, was sie kann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Unsere Clubräume sind oben. Ich würde vorschlagen, Frau Vega kommt mit und zeigt mir auf der Bühne, was sie draufhat.«
    »Das können wir natürlich gerne machen …«, sagt Cornfeld.
    »Ich rede von Frau Vega. Nicht von Ihnen. Sie bleiben hier.«
    »Das kommt überhaupt nicht infrage …«
    Verdammt! Jetzt passiert genau das, was ich auf gar keinen Fall wollte: Anna und Cornfeld werden getrennt. Es hilft alles nichts, ich muss da jetzt rein. Zur Not eben allein. Dass Wilsberg noch auftauchten wird, glaube ich mittlerweile nicht mehr. Irgendetwas ist passiert. Irgendetwas, was ihn daran hindert, hierherzukommen.
    Ich greife nach dem Telefon, um einen letzten Versuch zu starten. Da dröhnt wieder der tiefe Männerbass aus dem Empfänger.
    »Ganz ruhig, Jungchen. Du bleibst schön hier sitzen, bis die Erwachsenen wiederkommen.«
    Cornfelds Antwort kann ich schon nicht mehr verstehen, anscheinend hat Anna das Zimmer verlassen. Ich starre an der Hausfassade hoch und überlege, wo Cornfeld wohl stecken könnte, wo er festgehalten wird, als ich hinter einem der Fenster eine Bewegung bemerke.
    Dann höre ich Reichweilers Stimme. »Wenn Sie so versiert sind, Frau

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