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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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sich hier mit jemandem unterhalten wollen, dann müssen Sie sich schon mit uns beiden unterhalten«, sagt Frau Reichweiler. In einem erstaunlich leisen und ruhigen Ton, wenn man bedenkt, wie laut sie vor wenigen Sekunden noch geschrien hat.
    »Okay«, sage ich. »Es geht um die Ermordung beziehungsweise den Selbstmord von Herrn Rosenberg …«
    »Herr Rosenberg ist bei einem Unfall ums Leben gekommen«, erwidert Reichweiler scharf.
    »Auf jeden Fall ist er tot«, sagt Wilsberg. »Und ohne ihn wird es für Sie sehr viel schwieriger, in Hamburg Geschäfte zu machen. Vor allem, wenn es um die Privatisierung des Hafens geht.«
    »Die Northsea Shipping GmbH ist eine der erfolgreichsten Reedereien Hamburgs …«
    »Trotzdem kann es nichts schaden, einen Wirtschaftssenator an seiner Seite zu haben. Zumal wenn man an HHLA-Aktien interessiert ist. Und sollte er sich nicht vor den Karren spannen lassen, kann man ihn ja ein bisschen erpressen.«
    »Das haben wir nicht nötig …«
    »Und ob Sie das nötig haben«, sage ich und lege das unscharfe Standfoto auf den Tisch. »Es existieren Filmaufnahmen, auf denen eindeutig zu erkennen ist, dass Isabel bei einer Zaubernummer, die Rosenberg vorgeführt hat, ums Leben kam.«
    Reichweiler greift nach dem Foto. An seinem Handgelenk blitzt ein silberner Manschettenknopf auf. Ein winzig kleines Messer und eine ebenso winzig kleine Gabel, die gekreuzt übereinander liegen.
    »Isabel ist nicht bei dieser Zaubernummer gestorben«, sagt Frau Reichweiler leise. »Das war alles inszeniert.«
    »Und weshalb?«
    »Wir wollten Rosenberg einen Schrecken einjagen. Das war so eine Art Initiationsritual. Das haben wir danach sofort aufgeklärt«, behauptet ihr Mann.
    »Das haben Sie nicht«, fährt Wilsberg ihn an. »Sie haben ihn im Glauben gelassen, eine Frau getötet zu haben. Erst als er am nächsten Tag einen anonymen Anruf bekam, hat er erfahren, dass man ihn reingelegt hat.«
    »Und dieser Anruf hat all Ihre Pläne zunichte gemacht«, sage ich. »In dem Moment war Rosenberg aus dem Schneider. Die Erpressung funktionierte nicht mehr. Der ganze Aufwand war umsonst gewesen.«
    »Von wem haben Sie diese Aufnahme?«, unterbricht mich Frau Reichweiler.
    »Keine Ahnung. Auf dem Umschlag stand kein Absender. Vielleicht war es ja jemand, der Ihren Mann belasten wollte.«
    »Für den Zeitpunkt von Isabels Ermordung hat mein Mann ein wasserdichtes Alibi. Das hat die Polizei längst überprüft.«
    »Vielleicht wurde jemand mit dem Mord beauftragt?«, schlägt Wilsberg vor.
    »Passen Sie auf, was Sie da reden!«, wird Reichweiler laut. »Für Ihre Beschuldigungen brauchen Sie Beweise. Und wenn Sie die nicht haben, kann ich Sie wegen übler Nachrede anzeigen. Und das werde ich auch tun. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Es ist besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagt seine Frau. »Wir müssen zu einem Termin.«
    Reichweiler erhebt sich und schiebt den Bürostuhl mit so viel Schwung zurück, dass er gegen die Wand stößt. Schnell greife ich nach dem Foto, das auf seinem Schreibtisch liegt, aus Angst, Reichweiler könne es verschwinden lassen. In dem Moment fällt mir etwas auf.
    »Was wird da eigentlich serviert?«, frage ich und deute auf einen der Kellner, der am Bildrand über seinem Kopf ein Tablett balanciert.
    Reichweiler wird blass. »Keine Ahnung.«
    »Das sieht aus wie eine Kröte.« Ich gehe mit der Nasenspitze ganz dicht an den Ausdruck heran.
    »Die ist aus Gelatine«, erklärt Reichweiler und greift nach seiner Jacke, die hinter ihm über der Stuhllehne hängt.
    »Und daneben auf dem Teller …«
    »… liegen Froschschenkel«, mischt sich jetzt Frau Reichweiler ein. Und so wie sie das sagt, ist offensichtlich, dass sie den Geschmack ihres Mannes nicht teilt.
    »Und wenn schon«, sagt Reichweiler und fixiert seine Frau mit hartem Blick, »es ist nicht verboten, Froschschenkel zu essen. Und es geht auch niemanden etwas an.«
    Problemlos hält sie seinem Blick stand. »Aber es ist widerlich. Absolut widerlich.«

29
    Wilsberg verschwindet
    Während wir vor dem Gebäude der Northsea Shipping GmbH standen und auf das Taxi warteten, dachte ich darüber nach, wie unsere bisherigen Erkenntnisse zusammenpassten, wer wen aus welchem Grund ermordet hatte. In dem Puzzle fehlten noch eine Menge Teilchen.
    »Eines scheint jedenfalls klar«, sagte ich. »Miguel hat Isabel ermordet.«
    »Hast du nicht gehört, was Anna gesagt hat?«, meinte Pia. »Sie kann sich genauso wenig wie ich vorstellen, dass Miguel

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