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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Würth
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schwer. Angeblich ist Isabel Ortega mit Nicolás’ ganzem Geld nach Deutschland getürmt. Als Nicolás sie dann in Hamburg aufgespürt hat, musste er feststellen, dass sein Geld weg war, Isabel einen reichen Liebhaber hatte und schwanger war. Da ist er durchgedreht.«
    »Und warum ist er dann auf uns losgegangen?«, wollte Cornfeld wissen.
    »Aus Angst. Die Reichweiler behauptet, er habe sich bedroht gefühlt. Vor allem von Frau Petry, die hätte merken können, dass er nicht Miguel ist.«
    »Glauben Sie ihr?«, fragte ich.
    Petersen zuckte mit den Schultern. »Wir konnten Nicolás noch nicht vernehmen. Aber was Frau Reichweiler erzählt, klingt zumindest plausibel.«
    Hauptkommissar Lademann tauchte hinter seinem Untergebenen auf. »Petersen, was machen Sie hier?«
    Der junge Kripomann wurde rot. »Ich habe die Zeugen auf ihre Vernehmung vorbereitet.«
    Lademann grunzte. »Seien Sie bloß nicht zu freundlich zu ihnen. Sonst denken sie noch, sie hätten sich mit Ruhm bekleckert.«
    »Wie ist Nicolás überhaupt aus Kuba rausgekommen?«, wollte ich wissen. »Wer hat ihn eingeladen?«
    Lademann zögerte einen Moment. Aber dann sagte er es uns doch: »Frau Reichweiler.«

32
    Pia Petry hat eine Eingebung
    Am nächsten Tag wache ich viel zu früh auf. Mit höllischen Kopfschmerzen. Der Schlag, den mir Nicolás versetzt hat, hat Spuren hinterlassen. Eine Platzwunde am Kopf und zermürbende Stiche in den Schläfen, von denen ich gehofft hatte, sie heute Morgen nicht mehr spüren zu müssen. Ich war spät eingeschlafen. Zu sehr hatte mich die Geschichte von Frau Reichweiler beschäftigt. Die Vorstellung, was sie getan und vor allem wie sie es bewerkstelligt hat, ließ mir keine Ruhe. Irgendwann reagierte sie gestern Abend nur noch mit stoischem Schweigen auf Lademanns Fragen. Aber es war nicht schwierig gewesen, die Ereignisse, die zu Isabels Tod geführt hatten, zu rekonstruieren.
    Nachdem die Reichweiler die Filmaufnahmen erhalten hatte, die Isabel und ihren Mann beim Austausch von Zärtlichkeiten zeigten, war ihr klar gewesen, dass Isabel von ihrem Mann ein Kind erwartete und die beiden nicht nur eine Affäre, sondern eine Liebesbeziehung unterhielten. Die Reichweiler wusste, dass diese Schwangerschaft das Ende ihrer Ehe bedeutete. Dass sie, die jahrelang vergeblich versucht hatte, Kinder zu bekommen, jetzt einer jungen Frau und deren Nachwuchs weichen musste. Dazu einer Frau, die sie selbst nach Deutschland geholt hatte. Ihre Wut und Verzweiflung war so groß, dass sie den perfiden Plan ausheckte, Nicolás, Isabels gewalttätigen Zuhälter, nach Deutschland zu holen und ihn auf Isabel zu hetzen. Ihn quasi wie eine Waffe scharf zu machen und abzufeuern. Mit der Konsequenz, dass Isabel und ihr ungeborenes Kind ums Leben kamen.
    Wir haben gestern Nacht noch lange zusammengesessen und über die Ereignisse der letzten Tage geredet. Sogar Lademann ist ein bisschen zugänglicher geworden und gestand in einer schwachen Minute ein, dass wir einen nicht unerheblichen Beitrag zur Lösung des Falls beigesteuert haben. Es gab Momente, da wirkte er fast sympathisch.
    Müde drehe ich mich zur Wand, ziehe mir die Decke über den Kopf und versuche, noch einmal einzuschlafen. Aber daraus wird nichts. In meinem Badezimmer rauscht das Wasser. Wilsberg steht unter der Dusche. Das Rauschen macht mir bewusst, dass ich nicht allein in meiner Wohnung bin und Wilsberg jeden Moment in mein Schlafzimmer kommen kann. Unter welchem Vorwand auch immer. Zudem fällt mir wieder ein, dass er heute Nachmittag zusammen mit Anna den Zug nach Münster nehmen will und bis dahin noch einiges zu tun ist. Widerwillig stehe ich auf, schlüpfe in meinen Bademantel und absolviere auf meiner Gästetoilette eine Art Katzenwäsche mit rudimentärer Gesichtsreinigung, Zähneputzen und einmal Haare kämmen.
    In der Küche erwartet mich eine Überraschung. Der Tisch ist gedeckt, frische Brötchen türmen sich im Brotkorb, das Hamburger Abendblatt liegt neben meinem Teller und der Kaffee tropft zischend in die Glaskanne meiner Kaffeemaschine. Und das nach einer Nacht, die alles andere als zu Wilsbergs Zufriedenheit verlaufen ist. Er hat mal wieder auf meiner Couch im Wohnzimmer übernachtet.
    Ich schenke mir frischen Kaffee ein, setze mich an den Tisch und schlage die Zeitung auf. Nachdem ich die Überschriften des Feuilletons überflogen habe, wende ich mich dem Wirtschaftsteil zu und betrachte das Aufmacherfoto auf der ersten Seite. Sekundenlang starre ich das Bild

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