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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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ebenfalls abgesucht«, entgegnete der alte Lacy. »Und außerdem, wo sollen denn sein Hut, seine Stockpeitsche und sein Lasso geblieben sein?«
    »Ich gebe zu, daß das fehlende Lasso gegen die Theorie spricht, Anderson sei vom Pferd gestürzt und habe sich verletzt«, pflichtete Bony bei. »Ich möchte mir einmal den Schwarzen Kaiser ansehen. Könnte er morgen früh hereingeholt werden?«
    »Er ist drüben auf der Koppel bei den Jungtieren, die zugeritten werden. Wenn Sie wollen, können wir gleich hingehen.«
    Sie erhoben sich, und der alte Lacy ging durch die Verandatür voran. Während er Bony durch den Garten und über einen freien Platz führte, pries er die Vorzüge des Schwarzen Kaisers, verschwieg aber seine Untugenden.
    Der Rappe befand sich mit einem Dutzend anderer Pferde in einer Koppel. Bonys Augen leuchteten auf, als er dieses pechschwarze, wahrhaft königliche Pferd erblickte.
    »Er ist sechs Jahre alt«, erklärte der Viehzüchter, und ein leichtes Bedauern schwang in seiner Stimme. »Das schönste Pferd, das Sie in Queensland finden, und doch taugt es nichts. Es wirft den Reiter ab und trampelt ihn auch noch zu Tode. Der Schwarze Kaiser hat in mehr als einer Hinsicht prächtig zu Anderson gepaßt.«
    »Wenn Sie erlauben, möchte ich ihn morgen reiten«, meinte Bony vergnügt. »Ein wunderschönes Tier! Wird es nie beschlagen?«
    »Nein.«
    »Die Hufe müßten beschnitten werden.«
    »Wenn Sie ihn reiten wollen, dann können Sam und Bill der Wetter die Hufe beschneiden.«
    »Danke, aber ich möchte das lieber selbst besorgen.«
    Der Schwarze Kaiser schnaubte und legte die samtigen Ohren zurück, als Sam – der schmächtige, sehr träge wirkende Zureiter – mit dem Zaumzeug in der Hand auf ihn zutrat. Doch so leicht ließ sich das Pferd nicht einfangen, dazu mußte erst noch ein Lasso geholt werden. Als der Schwarze Kaiser schließlich zwischen den Hürden stand, machte sich Bony mit dem gebogenen Hornmesser ans Werk. Fachmännisch gab er den Hufen eine Form, die der ähneln mochte, als Anderson das Tier zum letztenmal geritten hatte. Dann führte er das Pferd zurück auf die Koppel. Der alte Lacy, Sam und Bill hockten sich auf die Umzäunung und sahen zu, wie Bony das Tier an seine Nähe gewöhnte. Es dauerte nur wenige Minuten, dann stand der Schwarze Kaiser ruhig und offensichtlich völlig zahm da. Selbst als Bony das Zaumzeug entfernte, versuchte der Rappe nicht auszubrechen, sondern ließ sich den Hals tätscheln.
    »Morgen früh möchte ich ihn gern einmal reiten«, erklärte Bony und setzte sich zu den anderen auf den Zaun. »Für normale Arbeit ist er allerdings nicht zu gebrauchen – schade.«
    »Bill, Sie bringen ihn morgen früh mit den Arbeitspferden herein«, wies der alte Lacy den Knecht an.
    Bill der Wetter blickte Bony grinsend an. »Ich wette zwei Pfund, daß der Schwarze Kaiser Sie abwirft.«
    »Da würden Sie nur ihr Geld verlieren«, erwiderte Bony. Keiner der drei Männer bemerkte, daß sich vom Gattertor, das die Straße nach Opal Town abschloß, ein junges Mädchen auf einem weißen Pferd näherte. Erst als sie den Schimmel bis dicht zu den Männern geführt hatte, wurde sie von Bony entdeckt, und er sprang sofort vom Zaun.
    »Hallo, mein Mädchen!« rief der alte Lacy lauter als nötig. »Du bist wieder zu Hause?«
    Trotz seines hohen Alters kletterte er mit bemerkenswerter Geschwindigkeit vom Zaun. Sam ging wieder an seine Arbeit, während Bill der Wetter die weiße Stute wegführte.
    »Dies ist Inspektor Bonaparte«, stellte der alte Herr vor. »Inspektor, dies ist meine Tochter Diana.«
    »Und was für ein Inspektor sind Sie?« fragte das Mädchen mit klarer Stimme und musterte Bony kritisch.
    »Wieso, er ist ein –«, begann der alte Lacy, doch Bony fiel ihm ins Wort.
    »Ach, nichts, Miss Lacy«, sagte er und verbeugte sich. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Manche Leute glauben, ich sei Polizeibeamter, aber das bin ich in Wirklichkeit gar nicht. Mein Chef, Colonel Spender, würde es Ihnen jederzeit bestätigen. Ich heiße Napoleon Bonaparte und bin Kriminalbeamter.«
    Diana Lacy war ein zierliches, dunkelhaariges Persönchen. Sie betrachtete das braune Gesicht des Fremden, der so schnell das Vertrauen ihres Vaters gefunden zu haben schien, was an sich schon bemerkenswert war. Das Mädchen schlug sich mit der Gerte gegen die Reithose, und trotz des grellen Sonnenlichtes waren ihre blauen Augen weit geöffnet.
    Bony erkannte sofort, welch kraftvolle Persönlichkeit

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