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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Australier als gar keiner.«
    »Wieso haben Sie es überhaupt bis zum Kriminalinspektor gebracht?« fragte der alte Herr ungeniert. »Das möchte ich zu gern wissen.«
    Mit einiger Mühe gelang es Bony, ernst zu bleiben, denn er wußte genau, warum dieser alte Herr so bissig war: Sein ganzes Leben lang hatte er schwer kämpfen müssen, verabscheute Schwächlinge und Duckmäuser. Nun wollte er den Fremden auf die Probe stellen.
    »Es würde sehr lange dauern, wenn ich Ihnen in allen Einzelheiten erzählen wollte, wie sich – nach erfolgreichem Universitätsbesuch – meine kriminalistische Laufbahn entwickelt hat«, erwiderte Bony ruhig. »In Australien ist die Hautfarbe ja kein Hinderungsgrund, wenn man nur doppelt so tüchtig ist wie die anderen. Man sollte mir nicht zum Vorwurf machen, daß ich zwischen den Rassen stehe. Ich habe mich damit begnügt, die von meinen Vorfahren ererbten Fähigkeiten auszunützen, während es für andere vor allem wichtig ist, viel Geld zu verdienen. Aber Geld und der Besitz einer großen Viehstation sind noch lange kein Grund, sich einem Mischling gegenüber arrogant zu benehmen – und vor allem, wenn dieser Mischling sein Leben der Verbrechensbekämpfung geweiht hat, damit diese Bürger in Sicherheit leben können.«
    Die grauen Augen leuchteten auf.
    »Sie haben vollkommen recht«, sagte der alte Lacy, und seine Stimme klang plötzlich bescheiden und leise. »Ich habe viele prächtige Burschen unter den Eingeborenen gefunden und auch unter den Mischlingen. Und es gibt tatsächlich viele Weiße, die eine Menge Geld gescheffelt haben und sich nun als König fühlen. Also, nehmen Sie mir meine Art nicht übel. Ich bin ein grober alter Klotz und froh, daß Sie gekommen sind. Ich möchte, daß das, was man meines Erachtens Jeffery Anderson angetan hat, gesühnt wird. Sie sind ein willkommener Gast auf Karwir, und Sie können auf jede erdenkliche Hilfe rechnen. Die werden Sie nötig haben, denn seit Jeffs Verschwinden sind viele Monate vergangen.«
    »Dessen bin ich sicher, Mr. Lacy«, versicherte Bony und spürte ein Glücksgefühl, weil er wieder einmal einen Sieg über die Voreingenommenheit eines Menschen errungen hatte. »Gewiß, meine Nachforschungen werden schwieriger sein und länger dauern, weil bereits so viel Zeit verstrichen ist. Es wäre durchaus möglich, daß ich Ihre Gastfreundschaft mehrere Monate in Anspruch nehmen muß. Ich werde nicht eher nach Brisbane zurückkehren, bis ich Andersons Schicksal geklärt habe.«
    »Das höre ich gern. Genauso würde ich handeln, wenn ich es auch nicht so gut ausdrücken könnte. Ah – setzen Sie das Tablett hier ab, Mabel.«
    Das Dienstmädchen stellte das Tablett auf den Tisch, der zwischen den beiden Männern stand, und verschwand wieder. Bony erhob sich. »Milch und Zucker, Mr. Lacy?«
    »Danke, keinen Zucker. Den kann ich mir in meinem Alter nicht mehr leisten. Genaugenommen konnte ich ihn mir nie leisten.«
    »Ich weiß. Zucker ist teuer«, murmelte Bony und tat zwei Löffel in seinen Tee. »Aber es gibt Dinge, die noch teurer sind, Flugzeuge zum Beispiel.«
    Der alte Herr lachte. »Inspektor, ich glaube, wir beide werden uns gut verstehen.«
     
     
     
    5
     
    »Nun möchte ich noch einmal auf den achtzehnten April zu sprechen kommen, Mr. Lacy«, sagte Bony. »Wie war an dem fraglichen Morgen das Wetter?«
    »Es war trüb«, erwiderte der alte Lacy sofort, für den das Wetter stets eine wichtige Rolle gespielt hatte. »Ein warmer, feuchter Wind wehte aus Norden, und aus derselben Richtung kam schließlich ein hohes Wolkenfeld. Wir erwarteten keinen Regen – denn dann hätte ich Anderson nicht zur Grünsumpf-Weide hinausgeschickt.«
    »Beschreiben Sie doch einmal, wie sich das Wetter im Laufe des Tages entwickelte.«
    »Gegen elf Uhr hellte sich der Himmel im Norden auf, und gegen zwölf trieb das Ende der geschlossenen Wolkendecke über uns hinweg. Gleichzeitig aber schoben sich von Nordwesten neue Wolken heran, die dann kurz nach ein Uhr hier waren. Eine Stunde später begann es zu regnen – zunächst ganz leicht, dann immer heftiger. Als ich um vier Uhr nach dem Regenmesser sah, waren bereits drei Komma neun Millimeter gefallen. Es regnete dann ununterbrochen und hörte erst in den frühen Morgenstunden auf.«
    »Wie oft hat es seitdem geregnet, und wie stark?«
    »Lediglich am siebenten August fiel ein ganz leichter Schauer, aber nicht einmal die Sandrinnen füllten sich mit Wasser.«
    Bis jetzt konnte der alte Lacy noch

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