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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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nicht erkennen, daß Bony gerade für derartige Fälle eine besondere Begabung besaß, doch die folgenden Fragen zeigten es ihm um so deutlicher.
    »Haben Sie Anderson Ihre Anweisungen erst an dem betreffenden Morgen erteilt?«
    »Ja. Nachdem ich die Leute eingeteilt hatte, sprach ich mit ihm. Er sollte nicht nur den Grenzzaun abreiten, er sollte sich auch den Grünen Sumpf ansehen und mir melden, wie hoch das Wasser steht. Wenn der Wasserspiegel zu tief absinkt, entsteht ein tiefer Morast. Dann müssen wir ihn einzäunen und die Pumpe in Betrieb nehmen.«
    »Erinnern Sie sich noch, um welche Zeit er losgeritten ist?«
    »Wir frühstücken immer um acht«, antwortete der Viehzüchter sofort. »Anderson bewohnte ein Zimmer im Bürobau, aber er aß mit uns und kam auch manchmal abends herüber, wenn er gerade Lust hatte. Ich habe zwar nicht gesehen, wann er losritt, aber es dürfte ungefähr zwanzig Minuten vor neun gewesen sein.«
    »Schön. Aber nun kommt ein sehr wichtiger Punkt: Haben Sie ihm vorgeschrieben, wie er den Zaun abreiten sollte – im Uhrzeigersinn oder anders herum?«
    »Er ritt gegen den Uhrzeigersinn, also von hier aus am Südzaun in östlicher Richtung.«
    »Woher wissen Sie das?« bohrte Bony weiter.
    »Weil der Knecht gesehen hat, daß er in dieser Richtung davongeritten ist.«
    »Richtig, der Knecht. Auf ihn komme ich gleich zu sprechen. Wo dürfte sich nun nach Ihrer Schätzung Anderson um die Mittagszeit befunden haben?«
    »Nun, er ritt ein schnelles Pferd, den Schwarzen Kaiser. Der Südzaun ist acht Meilen lang. Angenommen, er hatte in diesem Abschnitt keine Reparaturen, dann müßte er gegen elf Uhr an der Ecke angekommen sein. Nun mußte er am Ostzaun acht Meilen in nördlicher Richtung reiten. Er dürfte also kurz vor ein Uhr die Sanddünen erreicht haben. An diesem Punkt wird er den Zaun verlassen haben, um zu der eine halbe Meile westlich gelegenen Hütte, die an der Wasserstelle des Grünen Sumpfes liegt, zu reiten. Dort dürfte er sich Tee gekocht und zu Mittag gegessen haben.«
    »Aber als am nächsten Tag die Leute der Suchmannschaft in der Hütte nachsahen, fanden sie keine Anzeichen dafür, daß Anderson dort gekocht hatte«, widersprach Bony.
    »Stimmt«, gab der alte Lacy zu. »Er kann genausogut am Fuße der Sanddünen Rast gemacht haben. Er hatte ja einen vollen Wassersack dabei.«
    »Er hatte einen Wassersack dabei? In Blakes Bericht wird aber nichts davon erwähnt. Hing der Wassersack noch am Sattel, als der Knecht das Pferd am nächsten Morgen vor dem Gattertor fand?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    Bony lächelte. »Wir machen Fortschritte, wenn auch langsam. – Nehmen wir einmal an, daß Anderson nicht in der Hütte, sondern am Zaun bei den Dünen Mittagsrast machte. Nach Ihrer eigenen Beobachtung müßte sich um diese Zeit gerade die zweite Wolkenmasse genähert haben. Da sich Anderson im Busch ebensogut auskannte wie Sie, würde er doch beim Anblick dieser Wolken damit gerechnet haben, daß Regen kommt?«
    »Donnerwetter! Ja, ganz bestimmt!« pflichtete der Viehzüchter bei.
    »Schön. Nun sagten Sie, daß es kurz nach zwei Uhr zu regnen begann. Angenommen, Anderson hatte an diesem Morgen einige Reparaturen vorzunehmen und kam erst kurz nach eins bei den Sanddünen an. Während der Mittagsrast begann es zu regnen. Glauben Sie, daß er im Sumpf den Wasserstand kontrolliert hätte?«
    »Nein, niemals!« Die Stimme des alten Herrn klang erregt. »Der Zweck einer solchen Kontrolle wäre gewesen, festzustellen, wieviel Wasser noch vorhanden war, um eine eventuelle Gefahr für das Vieh zu beseitigen. Aber in dem Augenblick, in dem es zu regnen begann, bestand eine solche Gefahr nicht mehr. Ich sehe, worauf Sie hinauswollen, Inspektor. Falls es zu regnen anfing, während Anderson Rast machte, würde er weiter in nördlicher Richtung am Zaun entlanggeritten sein, sich an der nächsten Ecke nach Westen wenden und, falls der Regen inzwischen aufgehört haben sollte, dort den Zaun verlassen, um den Nordrand des Sumpfes zu kontrollieren.«
    Bonys Augen glänzten. »Wir haben nun eine Erklärung, warum Anderson nicht in der Hütte und beim Sumpf war. Durch den einsetzenden Regen konnte er sich die vorgesehene Kontrolle sparen. Jetzt muß ich natürlich noch beweisen, daß er überhaupt bis zu den Sanddünen gekommen ist. Übrigens ist bis heute ungeklärt, ob Anderson – wie üblich – ein Lasso dabeihatte. Was glauben Sie?«
    »Niemand kann mit Sicherheit behaupten, daß er ein

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