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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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hätte der Aufmerksamkeit dieser Krähe entgehen können.
    Fröhlich vor sich hinsummend, kehrte der Mischling zu seinem Lagerplatz zurück. Das Feuer war ausgegangen, er mußte es wieder anzünden, um Tee zu kochen. Immer neue Schwierigkeiten, immer neue Fragen tauchten im Verlauf der Ermittlungen auf, doch dies hob nur Bonys Stimmung.
    Warum war Diana Lacy zu dieser Stelle geritten und hatte ihren Schimmel an einen Mulgabaum gebunden, der dicht am Zaun wuchs? Warum war eine unbekannte Person von Meena herübergekommen, hatte ihr Pferd ebenfalls an einen Mulgabaum gebunden? Und war dieses Zusammentreffen zufällig zustande gekommen oder geplant gewesen? Und vor allem: Warum hatte man alle Spuren dieser Begegnung ausgelöscht?
    Fest stand auf jeden Fall, daß derjenige, der die Spuren gelöscht hatte, seine Füße in Blut gebadet und mit Vogelfedern beklebt hatte. Auf diese Weise hatte er selbst nicht die geringste Spur hinterlassen. Logischerweise kam für dieses Verfahren nur ein Eingeborener in Frage.
    Niemand hatte wissen können, wann Bony in Opal Town eintreffen würde, und als Sergeant Blake mit dem alten Lacy vereinbarte, den Inspektor mit dem Flugzeug abholen zu lassen, war Diana auf ihrem Schimmel unterwegs gewesen. Sie konnte also nichts von Bonys Ankunft wissen – es sei denn, der junge Lacy hatte eine Nachricht abgeworfen, als er nach Opal Town flog.
    Diana hatte sich vermutlich mit einem Mann getroffen, der von Meena herübergekommen war, und auch der konnte unmöglich über Bonys Ankunft Bescheid gewußt haben. War aber Diana von ihrem Bruder informiert worden, konnte sie natürlich auch dem Unbekannten Bescheid gesagt haben. Dieser Punkt mußte unbedingt nachgeprüft werden.
    Viel eher aber dürfte es so gewesen sein, daß der Unbekannte erst von Bonys Ankunft erfahren hatte, nachdem Sergeant Blake am Abend Wandin entlassen hatte.
    Im Grunde waren alle diese Fragen bei weitem nicht so wichtig wie die Tatsache, daß man einem Kriminalbeamten die Begegnung der beiden verheimlichen wollte. Warum sollte Bony nichts davon erfahren? Weder das Mädchen noch der Unbekannte konnten wissen, daß Bony ihre Pferde vom Flugzeug aus entdeckt hatte. Hatte sich Diana aber mit diesem Mann heimlich getroffen, war man sich natürlich im klaren darüber, daß der Kriminalbeamte im Laufe seiner Ermittlungen ihre Spuren entdecken und deuten würde. Deshalb wurden alle Spuren ausgelöscht.
    Fragen über Fragen! Noch war nicht geklärt, ob dieses Stelldichein mit dem Verschwinden von Jeffery Anderson zusammenhing. Wohl kaum, denn seit dem Verschwinden des Viehhirten waren bereits fünf Monate vergangen. Handelte es sich um eine rein zufällige Begegnung, bestand kein Grund, die Spuren auszulöschen. Zweifellos hatte sich Diana Lacy unter dem Blutgummibaum mit dem Mann getroffen, den sie liebte, und da dieser Mann von Meena herübergekommen war, dürfte es sich um John Gordon handeln. Nun war Gordon verhältnismäßig arm, der alte Lacy aber hatte mit seiner Tochter große Pläne, und außerdem war Diana noch nicht volljährig. Die jungen Leute mußten also fürchten, daß im Laufe von Bonys Ermittlungen ihr sorgsam gehütetes Geheimnis ans Tageslicht kam. Allein aus diesem Grund waren wohl die Spuren vernichtet worden.
    Ein Lächeln glitt über Bonys Gesicht. Verliebte hatten von ihm nichts zu befürchten.
    Doch zunächst galt es, für alle Vermutungen die Beweise zu erbringen. Noch war nicht bewiesen, daß sich unter dem Blutgummibaum ein Liebespaar getroffen hatte, die beiden konnten auch Komplicen sein.
    Dann dieses Rauchsignal, das aufgestiegen war, gleich nachdem Bony im Grünen Sumpf angekommen war. Das Interesse, das man ihm entgegenbrachte, entsprang also nicht nur normaler Neugier. Und da die Reparatur des Zaunes erst am Morgen nach Bonys Ankunft auf Karwir in Angriff genommen worden war, wurde die Vermutung bestätigt, daß der Unbekannte, mit dem sich Diana getroffen hatte, die Eingeborenen angewiesen hatte, am Zaun zu arbeiten und über die Tätigkeit des Inspektors zu berichten.
    »Wenn Bill der Wetter hier wäre, würde ich fünf Pfund wetten, daß es so ist«, sagte Bony zu der Stute, während er sie vom Baum losband und das zusammengerollte Lasso unter dem Hals befestigte. Er stieg in den Sattel, zog den Hut und verbeugte sich vor der Krähe, die ein spöttisches Krächzen ausstieß. Dann wendete er das Pferd und ritt in Richtung zur Straße davon.
    »Das wird ein höchst interessanter Fall, Kate«, sagte er

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