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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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auf seiner Südseite, wo sie vor Überflutung sicher war. Daneben war das Windrad errichtet, das das Wasser aus dem tiefen Brunnen förderte. Beim Anblick des dichten Walles aus grünen Bäumen mußte man zugeben, daß der Name ›Grüner Sumpf‹ völlig zu Recht bestand.
    Als am nächsten Morgen die Sonne über die Buchsbäume kletterte, ritt Bony zu der Ecke des Zaunes, die er am Abend zuvor verlassen hatte. Wieder mußte er feststellen, wie dringend der Maschendrahtzaun in diesem Abschnitt eine Reparatur nötig hatte. Er mochte ungefähr ein Drittel der Entfernung bis zum Gartentor an der Straße nach Opal Town zurückgelegt haben, als er einige Männer entdeckte, die am Zaun arbeiteten. Ungefähr zwanzig Meter jenseits des Zaunes, auf dem Gebiet von Meena, brannte vor einem Zelt ein Lagerfeuer. Als sich Bony weit genug genähert hatte, sah er, daß es sich um drei Eingeborene handelte. Doch bevor er die Männer erreichte, passierte er das Zelt, vor dem eine Menge leere Konservendosen lagen. Das Zelt mußte sich also bereits seit einigen Tagen an dieser Stelle befinden. Er ritt weiter und begrüßte die Arbeiter.
    Zwei der Eingeborenen erwiderten seinen Gruß, der dritte arbeitete schweigend weiter. Sie gruben den alten, verrosteten Maschendraht aus dem Boden und setzten den neuen ein, so daß der Zaun für die Kaninchen wieder ein unüberwindliches Hindernis bildete.
    »Der Zaun ist in sehr schlechter Verfassung«, sagte Bony und drehte sich eine Zigarette.
    »Ganz recht«, erwiderte der Schwarze, der Bonys Gruß nicht erwidert hatte.
    Die klare Stimme, die für einen Eingeborenen gepflegte Aussprache, der kraftvolle Körperbau, dies alles paßte zu dem Bild, das Sergeant Blake von Jimmy Partner entworfen hatte. Er machte einen sympathischen Eindruck und schien offensichtlich der Führer des Arbeitstrupps zu sein. Die beiden anderen waren jünger. Der eine hatte einen verschlagenen Blick und dünne Beine, der zweite war kräftiger, auf seinem Gesicht stand ein dümmliches Grinsen.
    »Arbeiten Sie schon lange hier?« fragte Bony.
    »Seit drei Tagen«, antwortete Jimmy Partner. Er lehnte seine Schaufel an den Zaun und trat näher. »Ich habe Sie noch nie gesehen. Arbeiten Sie für Karwir?«
    »Hm, nicht direkt für Karwir. Ich bin Kriminalinspektor Napoleon Bonaparte und will das mysteriöse Verschwinden von Jeffery Anderson aufklären. War eigentlich der Zaun damals auch bereits in so schlechter Verfassung?«
    »Nein. Er war schon reparaturbedürftig, aber erst der Aprilregen gab ihm den Rest. Sie suchen also Anderson? Na, da werden Sie wenig Glück haben. Vor reichlich fünf Monaten haben wir ihn schon einmal gesucht, und inzwischen haben Wind und Regen auch die letzten Spuren verwischt.«
    »Ach, ich glaube, meine Chancen stehen gar nicht so schlecht«, entgegnete Bony betont optimistisch. »Für solche Ermittlungen benötigt man lediglich Zeit. Und die habe ich massenhaft. Wie heißen Sie eigentlich?« fuhr er plötzlich den Eingeborenen mit den dürren Beinen an.
    »Ich? Ich sein Abie.« Der Schwarze glotzte erschrocken.
    »Und wie heißen Sie?«
    »Das sein Inky Boy«, sagte er.
    Bony zog die Brauen hoch. »Aha – Sie sind also Inky Boy! Sergeant Blake hat mir von Ihnen erzählt. Anderson hat Sie ausgepeitscht, weil Sie die Widder zugrunde gehen ließen.«
    Das Grinsen von Inky Boys Gesicht wich einem Ausdruck von Haß.
    »Es hätte auch genügt, wenn er ihn mit seinem Gürtel verdroschen hätte«, mischte sich Jimmy Partner rasch ein. »Aber es bestand kein Grund, Inky Boy bis zur Bewußtlosigkeit auszupeitschen.« Er lachte. »Inky Boy wird bestimmt keinen Widder mehr umkommen lassen.«
    »Das glaube ich gern.« Bony war nicht entgangen, daß Jimmy Partners Augen trotz des Lachens gefährlich glitzerten. »So, und nun muß ich weiter. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.«
    Er schnalzte mit der Zunge. Kate wachte auf und trottete weiter. Jimmy Partner konnte sich eine letzte Bemerkung nicht verkneifen.
    »Sie werden Jeff Anderson auf der Grünsumpf-Weide nicht finden«, rief er hinter dem Inspektor her. »Wenn Sie ihn dort finden sollten, fresse ich ein Karnickel mit Haut und Knochen.«
    Bony zupfte am Zügel und ritt zurück.
    »Und wie wäre es, wenn ich ihn im Umkreis von zehn Meilen auf einer Nachbarweide finde?«
    »Dann fresse ich sogar drei Karnickel – mit Haut und Knochen. Aber Sie werden ihn nicht finden, weil er gar nicht hier ist. Wir haben uns alle davon überzeugt, als er damals

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