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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Rücken!«
    Die Wirkung dieser Worte war unterschiedlich.
    Der junge Lacy saß stocksteif auf seinem Stuhl und riß die Augen auf. Diana kniff die Augen zusammen, die Pupillen verwandelten sich in winzige violette Punkte, und die Lippen bildeten einen schmalen Strich. Der alte Lacy setzte mit Schwung die Tasse ab.
    »Wie haben Sie das herausgefunden!« rief er überrascht.
    Bony ließ sich nicht anmerken, wie zufrieden er mit der Wirkung dieser wohlgezielten Bombe war. Lächelnd registrierte er, wie sich das Mädchen zusammenriß, wie ihr Gesicht einen kühlen, desinteressierten Ausdruck annahm.
    »Wenn die Leute davon lesen, daß die Polizei einen Eingeborenen als Spurensucher beschäftigt, glauben sie immer, daß die Schwarzen besonders scharfe Augen besäßen«, fuhr Bony fort. »Aber jeder gute Tracker macht eine lange Lehrzeit durch, genau wie jeder Handwerker. Diese Lehrzeit beginnt für ihn schon als kleiner Junge, wenn die Lubras ihn mit auf die Jagd nehmen. Bei der Jagd hängt der Erfolg vor allem von der Fähigkeit ab, Spuren lesen zu können. Ohne diese Lehrzeit wäre kein Schwarzer einem Weißen überlegen, der sein Leben im Busch zugebracht hat.
    Ich begann meine Lehre sofort nach Verlassen der Universität. Meine schwarzen Lehrmeister waren sehr zufrieden mit mir, denn ich hatte ja von meinem Vater die Fähigkeit des weißen Mannes geerbt, schnell und logisch zu denken. Auf den Lehmflächen hatten sich die Hufspuren des Schwarzen Kaisers erhalten. Ich hatte ja das Pferd selbst geritten und mir seine Hufspuren gut eingeprägt. Aus verschiedenen Fakten konnte ich auf die ungefähre Regenmenge schließen, die zu diesem Zeitpunkt gefallen war. Die Art, wie das Tier gelaufen war, verriet mir, daß es keinen Reiter getragen hatte. Es dauert viele Jahre, bis man Universitätsprofessor wird. Wie viele Jahre würde wohl ein Professor benötigen, um ein Tracker werden zu können?«
    »Loveacre hatte ganz recht, als er mir erzählte, Sie seien ein ganz schlauer Fuchs«, bemerkte der junge Lacy. »Je mehr man über die Schwarzen weiß, um so weniger fühlt man sich ihnen überlegen. Gordon, der drüben am Meenasee wohnt, könnte Bücher darüber schreiben.«
    »Ich habe gehört, daß er und seine Mutter sehr engen Kontakt zu den Eingeborenen halten«, meinte Bony. »Übrigens, morgen ist Sonntag, könnten Sie mich da einmal nach Meena hinüberfliegen? Ich hätte verschiedenes mit Mr. Gordon zu besprechen.«
    »Gern«, versicherte Eric Lacy. »Das macht weiter keine Umstände.«
    »Vielleicht sollten wir Gordon vorher anrufen«, schlug der alte Herr vor.
    »Ja. Fragen Sie doch bitte, ob es ihm im Laufe des Nachmittags paßt«, fügte Bony hinzu. »Aber da wäre noch ein Punkt: was ist eigentlich aus Andersons Sachen geworden?«
    »Die befinden sich noch in seinem Zimmer«, antwortete der alte Herr. »Am Morgen, als er weggeritten war, wurde das Zimmer wie üblich aufgeräumt und das Bett gemacht, seither blieb alles unverändert.«
    Bony strahlte. »Ich möchte mir das Zimmer bald einmal ansehen. Man erzählt allgemein, daß er ein wahrer Künstler mit der Stockpeitsche war. Die Peitsche, die er an dem Unglückstag bei sich hatte, wurde nie gefunden. War es die einzige, die er besaß?«
    »Aber nein!« erwiderte der junge Lacy. »Er besaß mehrere.«
    »Und wo sind die jetzt? Auf seinem Zimmer?«
    »Sicher bei seinen Sachen.«
    »Würden Sie die einmal holen?«
    Der junge Lacy stand sofort auf, und auch Diana wollte sich erheben, doch Bony hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
    »Eric kann sie auch allein holen, Miss Lacy. Ich nehme an, Sie haben etwas Stickgarn im Hause?«
    »Ja, warum?« fragte sie verwundert.
    Bony lächelte sie an. Der alte Lacy beobachtete den Inspektor und nicht seine Tochter, deshalb entging ihm ihr kühl ablehnendes Verhalten.
    »Würden Sie wohl so freundlich sein und mir etwas davon bringen?«
    »Ja. Ich habe einige Stränge in meinem Nähkörbchen.«
    »Jeder glaubt immer, daß seine eigene Tätigkeit wichtiger ist als die der anderen, Mr. Lacy«, sagte Bony, nachdem sich das Mädchen entfernt hatte. »Ich zum Beispiel halte die Aufklärung von Verbrechen für die wichtigste Tätigkeit, während es für Sie wahrscheinlich nichts anderes gibt als Viehzucht und Wollproduktion. Dabei sollten wir uns doch im klaren sein, daß jeder Beruf seine Daseinsberechtigung hat, ob man nun Parlamentarier oder Bergmann, Sekretärin oder Ministerpräsident ist. – Ah, da sind ja die Stockpeitschen.

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