Todeszauber
hinzukam.
»In die Autos baut man doch auch bequeme Sitze ein«, beharrte Bony.
»Und in die Flugzeuge ebenfalls«, fügte Diana hinzu. »Die Sitze in deiner Maschine sind doch wirklich der Gipfel an Bequemlichkeit, Eric.«
»Ganz meine Meinung«, erklärte Bony. »Wenige Jahrzehnte haben genügt, um bei Autos und Flugzeugen bequeme Sitzmöglichkeiten zu schaffen. Unsere Sättel aber haben sich seit vielen hundert Jahren nicht geändert.«
»Komfort, Luxus, Bequemlichkeit!« polterte der alte Lacy los. Er saß in einem Ledersessel mit breiten Armlehnen und Nackenstütze. »In meiner Jugend gab es keine Bequemlichkeit und keinen Luxus.«
»Das war dein Pech, Vater«, entgegnete Diana. »Nimm ruhig diese Porzellantasse und behaupte bitte nicht, du würdest lieber aus einem Blechnapf trinken.«
»Au! Besten Dank, mein Mädchen. Ihr jungen Leute bildet euch immer ein, klüger als wir Alten zu sein. Aber das ist ein großer Irrtum. So, und nun wollen wir den Familienstreit begraben und Inspektor Bonaparte bitten, uns zu erzählen, was er fand.«
»Ein guter Polizist spricht nicht über seine Arbeit«, erwiderte Bony mit ernstem Gesicht, und die Lacys musterten ihn verwundert über diesen plötzlichen Stimmungsumschwung. »Gewiß, ich bin kein richtiger Polizist, wie ich Ihnen bereits gesagt habe, aber wenn Sie mich mit Inspektor anreden, muß ich mich als Polizeibeamter fühlen.«
»Sehr gut, Bony, ich habe nicht daran gedacht«, rief der alte Lacy mit dröhnender Stimme.
»Das ist schon besser. Nun fühle ich mich wieder mehr als Privatmann«, meinte Bony lächelnd. »Ich komme nur langsam voran, aber das hatte ich nicht anders erwartet. Immerhin bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß es sich um einen höchst interessanten Fall handelt. Wenn Sie ein wenig Fachsimpelei nicht langweilt, Miss Lacy …«
Diana neigte den Kopf. Sie tat zwar desinteressiert, aber Bony merkte deutlich, wie ungeduldig sie war.
»Nach den Spuren, die ich entdeckt habe, bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß Jeffery Anderson sich in der nördlichen Hälfte der Grünsumpf-Weide von seinem Pferd getrennt hat. Ich habe festgestellt, daß er an dem Tag, an dem er hier losgeritten ist, am Fuß der Dünen Mittagsrast gemacht hat. Sie sehen, Mr. Lacy, wir hatten ganz richtig vermutet. Er lagerte am Fuß der Dünen, und bevor er aufbrach, begann es zu regnen. Da kam er zu dem Schluß, die Inspektion des Sumpfes und der Hütte unterlassen zu können. Von diesem Punkt an konnte ich Andersons Weg nicht mit absoluter Sicherheit weiterverfolgen, aber ich nehme an, daß er am Ostzaun nach Norden geritten ist, bis er auf den Grenzzaun aus Maschendraht stieß. Dann ritt er am Grenzzaun nach Westen, verließ also die Dünen und gelangte in die Niederungen der Channels. Wie gesagt, das ist lediglich erst eine Annahme. Genausogut kann Anderson in Anbetracht des Regens vom Rastplatz aus direkt nach Westen geritten sein. Er stieß dann bei den südlichen Gräben auf die Zaunecke und folgte dem Zaun zum Gattertor. Südlich des Eckpfostens fand ich Spuren, die vom Schwarzen Kaiser stammten. Diese Hufspuren entstanden während des Regens, und zwar, nachdem eine Niederschlagsmenge von ungefähr dreizehn Millimeter gefallen war. Sie sagten mir, Mr. Lacy, daß Sie an dem betreffenden Nachmittag den Regenmesser abgelesen und eine Niederschlagsmenge von vier Millimeter festgestellt haben. Wann dürfte nun Ihrer Meinung nach ein Niederschlag von dreizehn Millimeter erreicht worden sein?«
»Hm!« Der alte Herr runzelte die Stirn. »Was meinst du, mein Junge?«
»Nun, es dauerte ungefähr zwei Stunden, bis vier Millimeter gefallen waren«, erwiderte der junge Lacy bedächtig. »Ich arbeitete an diesem Tag sehr lange im Büro. Als ich gegen halb sechs Schluß machte, trat ich ans Fenster, und da hatte ich den Eindruck, daß es nun heftiger regnete. Ich möchte also annehmen, daß eine Niederschlagsmenge von dreizehn Millimeter zwischen sieben und halb acht erreicht worden sein dürfte.«
»Ja, mein Junge, das dürfte stimmen«, pflichtete der alte Lacy bei.
»Dann müßte der Schwarze Kaiser also gegen sieben Uhr an der betreffenden Stelle gewesen sein, zu einer Zeit also, zu der Anderson bereits hätte zu Hause sein sollen. Vielleicht können Sie morgen einmal herumhören, ob jemand in der fraglichen Stunde den Regenmesser abgelesen hat. Der springende Punkt ist nämlich der: Zu dieser Zeit hatte der Schwarze Kaiser keinen Reiter mehr auf dem
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