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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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zu der Stute. »Er ist geradezu wie geschaffen für mich.«
     
     
     
    9
     
    Die Bewohner von Karwir bekamen Bony erst wieder am Nachmittag des 7. Oktober zu sehen. Es herrschte schönes, warmes Wetter, aber die erste Hitzewelle des Sommers ließ noch auf sich warten.
    Der alte Lacy saß im Büro an seinem Schreibtisch. Als er kurz aufblickte, sah er, wie Bony die Stute absattelte und zur Nachtkoppel brachte. Gleich darauf verschwand der Inspektor hinter der Gartenpforte. Der Viehzüchter war nicht länger in der Lage, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, wartete ungeduldig auf das Erscheinen des Mischlings. Aber erst nach einer Stunde trat Bony durch die Gartenpforte und kam auf das Büro zu. Er hatte geduscht, war rasiert und trug einen hellgrauen Anzug.
    »Schön, daß ich Sie treffe, Mr. Lacy«, sagte der Inspektor, als er durch die Tür trat. »Hoffentlich störe ich nicht.«
    »Durchaus nicht, Bony«, versicherte der Viehzüchter. »Ich packe gerade zusammen, und den Rest kann der Junge erledigen. Ohne ihn wäre ich sowieso verloren. Er gerät ganz seiner Mutter nach.« Er lachte. »Er kann Kurzschrift. Ich diktiere ihm meine Briefe, und er tippt sie dann stilistisch verbessert in die Maschine. Ich diktiere zum Beispiel: Zum Teufel, warum haben Sie die vor einem Monat bestellten Pumpenteile noch nicht geschickt? Aber mein Junge schreibt: Leider müssen wir Ihnen mitteilen, daß die am 20. v. M. bestellten Pumpenteile bis zum heutigen Tage noch nicht hier eingetroffen sind.
    Heute morgen sitze ich hier am Schreibtisch, und das Telefon klingelt. Mein Junge nimmt den Hörer ab. Phil Whiting, der Gemischtwarenhändler und Posthalter aus Opal Town, ist am Apparat. Wie ich aus dem Gespräch entnehmen kann, wurde unser Postsack aus Versehen dem Wagen nach Birdville mitgegeben. Mein Junge druckst herum, meint, der Irrtum sei höchst bedauerlich und sehr unangenehm für uns. Da nehme ich ihm den Hörer aus der Hand und sage: ›Sie sind es, Whiting? Gut! Was soll das ganze Drumherumgerede, und was nützt es mir, wenn es Ihnen leid tut. Wenn Sie noch einmal einen Postsack falsch verladen, zahle ich ein Jahr lang keine Gebühren mehr und damit basta!‹ Nun bitte, welche Methode ist Ihrer Meinung nach die bessere?«
    »Natürlich Ihre Methode«, erwiderte Bony lächelnd. »Wissen Sie, man könnte eine Menge Zeit sparen, wenn jeder auf unnötige Höflichkeitsphrasen verzichten würde. Colonel Spendor, mein Chef, sagt immer: ›Fassen Sie sich kurz und stehlen Sie mir nicht die Zeit!‹«
    »Das werde ich mir merken«, brummte der alte Herr gutgelaunt und nahm ein Bündel Briefe aus einem Kasten. »Die kamen gestern für Sie an. Hallo! Da ruft der Gong zum Nachmittagstee. Kommen Sie! Diana kann es nicht leiden, wenn man unpünktlich ist. Nun, wie steht es mit Ihren Ermittlungen?«
    »Ich mache Fortschritte, wenn auch langsam.«
    Der alte Herr ging einen halben Schritt vor Bony her.
    »Sind Sie verheiratet?« fragte er.
    »Ja. Seit über zwanzig Jahren«, erwiderte Bony. »Der älteste Sohn besucht die Universität, der jüngste geht in Banyo zur Schule. Leider bin ich nur selten mit meiner Familie zusammen.«
    »Hm.« Der alte Herr beschleunigte das Tempo. »Eine gute Schulbildung hat natürlich seine Vorteile, aber ob sie auch zufriedener macht, möchte ich bezweifeln.«
    Diana stand auf der Südveranda neben dem gedeckten Teetisch. Sie lächelte ihrem Vater zu, hatte aber für Bony nur ein kühles Nicken übrig. Trotzdem spürte er, daß sie sich stark für ihn interessierte. Wie sie später ihrem Vater gestand, war Bonys eleganter Anzug eine große Überraschung für sie.
    »Wenn man zum Herrenhaus einer großen Viehstation kommt, dann ist das fast so, als wenn man in der Wüste eine Oase erreicht«, wandte Bony sich an das Mädchen, obwohl er genau wußte, daß sie auf kühle Distanz bedacht war. »Vor dem Haus singen die Vögel, und im Haus findet man geradezu sündhaft bequeme Sessel.«
    Diana wies mit einer Kopfbewegung auf einen Korbsessel.
    »Dann darf ich Ihnen dieses ganz besonders sündhaft bequeme Sitzmöbel empfehlen«, erwiderte sie, ohne zu lächeln.
    »Danke.« Bony seufzte und nahm Platz, nachdem sie sich gesetzt hatte und den Tee einschenkte. »Warum kann man nicht einen Sattel erfinden, der wenigstens den Komfort eines gewöhnlichen Stuhles bietet?«
    »Würde es nicht etwas komisch aussehen, wenn man einen Korbsessel auf den Rücken eines Pferdes schnallte?« meinte der junge Lacy, der gerade

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