Todeszauber
ein alter Pittongumann das Gebiet des Murchison und wanderte weit nach Norden. Er war bewaffnet mit Steinäxten, Steinmessern, spitzen Speeren und einem tödlichen Zauber, dem Maringilitha.
Eines Tages, er war auf seiner Wanderung schon weit gekommen, ließ er etwas von dem Maringilitha-Zauber fallen, und es ereignete sich eine gewaltige Explosion. Der alte Pittongumann löste sich in eine riesige Staubwolke auf, ebenso seine Waffen. Doch als sich die Staubwolke verzogen hatte, lagen an dieser Stelle ein Felsbrocken und viele kleine Steine. Alle diese Steine hatten nun den Maringilitha-Zauber angenommen, und schon bald trieben die beiden Stämme, die über dieses Land herrschten, die Worgia und die Gnanji, einen eifrigen Handel mit Zaubersteinen.
Allerdings waren es nur mutige Männer, die diese Steine aufsammelten und mit Zauberformeln besangen. Daraufhin wickelten sie die Steine in die Rinde des Papierrindenbaums und verschnürten sie mit Menschenhaar. Die Stämme im Süden und Osten hielten diesen neuen Zauber, man nannte ihn jetzt Mauia, für die wirksamste Waffe gegen ihre Feinde.
Im Laufe der Zeit waren auch mehrere dieser Steine in den Besitz der Kalchut gelangt. Sie wurden zusammen mit den heiligen Gegenständen, die bei den Reiferiten benötigt wurden, im geheimen Schatzhaus des Stammes aufbewahrt, das östlich des Meenasees zwischen den Hügeln lag.
Noch bevor Bony den Gordons einen Besuch abgestattet hatte, war Nero mit einigen älteren Männern zum Schatzhaus gewandert. Von dort holten sie einen der Mauiasteine und die Garnitur Deutebeine. In der folgenden Zeit hatte Wandin, den Mauiastein in dem aus Känguruhleder gefertigten Brustbeutel, eine Gelegenheit abgepaßt, Bonys Körper zu ›öffnen‹, damit die spitzen Knochen der Deutebeine besser eindringen konnten.
Nur die Galahs waren Zeugen, wie er Bony und Sergeant Blake beobachtete. Nachdem der Sergeant weggefahren war, legte Wandin die Unterarme auf die angewinkelten Knie, preßte die Stirn auf die Arme und suggerierte Bony Schlaf. Als er glaubte, sein Ziel erreicht zu haben, schabte er von dem Mauiastein feinen Staub auf ein Stück Rinde. Vorsichtig trug er die Rinde zu dem schlafenden Mischling und bestreute ihn mit dem Staub des magischen Steins.
Dies vollbracht, zog er sich zu einem geheimen Lager zurück. Dort zündete er ein Feuer an, legte die Rinde in die Flammen und sah zu, wie sie verbrannte. Sie verbrannte sehr langsam. Nun wußte Wandin, daß sein Opfer sehr langsam sterben würde.
Von den übrigen Angehörigen des Stammes unbemerkt, hielt er noch in der gleichen Nacht mit dem Häuptling eine Besprechung ab. Die beiden Männer entschlossen sich, in der nächsten Vollmondnacht das Deutebein auf Bony zu richten, denn Mindye, der gefürchtete Buschgeist, verabscheute Helligkeit und würde in dieser Nacht in seiner Hütte bleiben.
So kam es, daß sich Nero und Wandin heimlich aus dem Camp stahlen, als sich der kupferfarbene Mond dick und rund über den östlich des Sees gelegenen Hügeln erhob. Die beiden Eingeborenen schlichen an der Veranda von Meena vorüber, auf der die Gordons saßen. Der Sohn las, die Mutter strickte. Außer ihren Hosen hatten Nero und Wandin nichts an, die nackten Füße verursachten keinerlei Geräusch. Vor einem Baum, der von einem Blitzschlag gespalten worden war und seitdem von den Vögeln zum Nistplatz gewählt wurde, hielten sie.
Nero kniete nieder, Wandin kletterte auf den breiten Rücken des Häuptlings, langte in ein Loch im Stamm und holte einen Satz Deutebeine heraus. Er steckte die zugespitzten Knochen in seinen Brustbeutel und stieg wieder herab.
Alles geschah in tiefem Schweigen, und schweigend marschierten die beiden Männer nun zu dem geheimen Lager. Nero ging voran, setzte behutsam Fuß vor Fuß, vermied es, auf Zweige oder Laub zu treten. Soweit es möglich war, benützte er harte Lehmflächen, Wandin folgte dichtauf, in der Dunkelheit wirkten die beiden Männer wie eine einzige Gestalt.
Der Mond stand im Zenit, als sie zwischen Grenzzaun und Kiefernhütte die Straße erreichten. Die Eingeborenen überquerten sie an einer Stelle, die aus hartem Lehm bestand. Dort waren selbst bei Tageslicht die Reifenspuren von Wagen kaum zu erkennen. Um zwei Uhr langten sie im geheimen Lager an und weckten die beiden Schwarzen, die neben dem eingedämmten Feuer schliefen. Nero erteilte einige kurze Befehle. Der eine legte Zweige auf das Feuer und stellte ein altes, verrostetes Kochgeschirr darauf. Der
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