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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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jeden Fall gelöst zu haben. Entspricht das den Tatsachen, oder haben Sie nur ein wenig geprahlt?«
    »In meiner bisherigen Laufbahn habe ich mindestens hundert Ermittlungen geführt«, erwiderte Bony. »Ein Teil waren unwichtige Fälle, dafür waren andere mehr als kompliziert. Und ich habe bisher noch jeden Fall aufgeklärt, mit dem ich mich beschäftigt habe.«
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie auch diesmal Erfolg haben werden?«
    »Ich wüßte nicht, warum es diesmal nicht der Fall sein sollte.«
    Diana aß weiter und blickte auch nicht von ihrem Teller auf, als sie die nächste Frage stellte.
    »Darf ich aus Ihren Worten schließen, daß Sie mit Ihren Ermittlungen bereits gut vorangekommen sind?«
    »Leider nein. Ich muß gestehen, daß ich bisher nur sehr wenig herausgefunden habe. Nun sind Ermittlungen, die erst Monate nach dem Verschwinden einer Person einsetzen, zwangsläufig höchst schwierig. Trotzdem wüßte ich nicht, warum ich nicht herausfinden sollte, was Jeffery Anderson zugestoßen ist. Das Ganze ist eigentlich nur eine Zeitfrage.«
    »Und etwas Glück braucht man auch?«
    Bony überlegte, während Diana, die ihren Kopf nach wie vor gesenkt Kopf, den Inspektor unter ihren langen Wimpern hervor musterte.
    »Ja, auch Glück«, bestätigte Bony. »Schließlich kann man auch den Zufall als Glücksumstand bezeichnen. Aber diese Glücksfälle spielen eine viel geringere Rolle als die Fehler, die von den Verbrechern selbst begangen werden. Sogar bei meinen jetzigen Ermittlungen wurde mir ein großer Gefallen getan, weil jemand einen bösen Fehler beging.«
    »Einen bösen Fehler!« wiederholte das Mädchen mit tonloser Stimme. »Was war es denn für ein Fehler?«
    »Wie ich bereits sagte, Miss Lacy, benötige ich zur Aufklärung des Falles nichts als Zeit«, fuhr Bony fort, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Kein Kriminalist kann versagen, wenn ihm genügend Zeit zur Verfügung steht.«
    Vielleicht fürchtete Diana eine Falle, vielleicht auch eine Ablehnung, auf jeden Fall wiederholte sie ihre Frage nicht.
    »Mein Ruf der Unfehlbarkeit beruht lediglich darauf, daß ich meine Ermittlungen nicht beende, solange ich einen Fall nicht geklärt habe«, erläuterte Bony nach kurzem Schweigen. »Meist bin ich nach acht, spätestens vierzehn Tagen damit fertig. Aber es hat auch Fälle gegeben, die mich monatelang beschäftigt haben, einmal sogar elf Monate. Ich hoffe nur, Ihnen nicht so lange zur Last Zu fallen, falls ich elf Monate brauchen sollte, um Andersons Schicksal zu klären.«
    Sie hob den Kopf und lächelte. Fast schien es, als sei ein seelischer Druck von ihr genommen.
    »Elf Monate – das ist eine lange Zeit, Mr. Bonaparte. Würden Ihre Frau und die Kinder Sie nicht vermissen?«
    »Meine bedauernswerte Frau und meine nicht weniger bedauernswerten Kinder haben sich langsam an diesen Zustand gewohnt. Aber wenn ich Seemann wäre, müßte ich meine Familie ja noch länger allein lassen. Nach so langer Trennung ist die Wiedersehensfreude dann um so größer.«
    »Jetzt werden Sie sarkastisch.«
    »Man behauptet, daß ein sarkastischer Mensch bei anderen immer nur die schlechten Eigenschaften bemerkt, während er die guten geflissentlich übersieht«, entgegnete Bony lächelnd. »Allein aus diesem Grund kann ich gar nicht sarkastisch sein.«
    »Nach allem, was Sie mir erzählt haben, scheinen Sie hinsichtlich der Zeit völlig freie Hand zu haben«, sagte Diana rasch, denn sie hatte den Eindruck, daß Bony vom Thema abkam.
    »Ach ja«, meinte Bony. »Pünktlich am Ende der zweiten Woche erhalte ich von meiner Frau einen Brandbrief, ich möge doch nach Hause zurückkehren, und mein Vorgesetzter möchte wissen, was ich treibe. Nach vier Wochen werde ich dann von Colonel Spendor fristlos entlassen. Natürlich werde ich dann ohne die geringste Gehaltseinbuße wieder eingestellt. Auf diese Weise kann der Colonel mir seine Großzügigkeit zeigen.«
    »Wie Sie den Colonel schildern, scheint er große Ähnlichkeit mit meinem Vater zu haben.«
    »Sehr viel, Miss Lacy. Verzeihen Sie meine Vertraulichkeit, aber wir beide haben etwas gemeinsam: wir wissen, wie man menschliche Löwen zähmt.«
    Bonys Versuch, das Mädchen für sich zu gewinnen, schlug fehl. Die Barriere, die sie errichtet hatte, gab nicht nach. Sekundenlang beschäftigte er sich mit Messer und Gabel, während er überlegte, auf welche Weise sich die unsichtbare Barriere einreißen ließe.
    An einem Rassenvorurteil konnte es nicht liegen, dann würde dieses

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