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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Jahren hier stationiert war. Der betreffende Beamte müßte inzwischen pensioniert sein, aber er ist sicher noch am Leben. Wenn er also noch nicht gestorben ist, dann erkundigen Sie sich bei ihm, ob er sich an eine Irin erinnert, die vermutlich als Köchin auf Karwir gearbeitet hat. Ist das klar?«
    »Ja.«
    »Das wäre für heute alles. Sorgen Sie bitte dafür, daß Sie mir die beiden Hunde sofort bringen können, wenn ich sie anfordere. Und bewahren Sie absolutes Stillschweigen.«
    Nachdem Blake abgefahren war, hockte Bony noch eine ganze Weile an dem Lagerfeuer und rauchte seine selbstgedrehten Zigaretten. Wenn ihm die Beine einzuschlafen drohten, bewegte er sich kurz, doch nicht ein einziges Mal blickte er vom Feuer auf oder sah sich gar um. Das hatte er auch gar nicht nötig, denn er spürte mit jeder Faser seiner Nerven, daß er beobachtet wurde. Er glaubte sogar zu wissen, wo der Späher steckte, denn drei unaufhörlich schwatzende Galahs auf einem Baum in der Nähe seines Pferdes verrieten es ihm.
    Er war sich im klaren, daß es sinnlos war, in dem dichten Mulgawald zu versuchen, den Späher zu stellen. Tief in Gedanken versunken hockte Bony im Schatten der Kohlpalmen. Möglicherweise war sein Leben in Gefahr. Niemand würde an seinen kriminalistischen Fähigkeiten zweifeln, wenn er die Ermittlungen einstellte und weisungsgemäß nach Brisbane zurückkehrte. Führte er seine Ermittlungen aber weiter, konnte es durchaus passieren, daß man diesmal mit seiner Entlassung Ernst machte. Bisher hatte sein Chef die Drohung, den Inspektor fristlos zu entlassen, stets handschriftlich hinzugefügt. Diesmal aber war der ganze Brief mit Maschine geschrieben.
    Die Versuchung war also groß, aber er würde ihr doch nicht erliegen. Er konnte nicht aufgeben, selbst wenn es ihn die Stellung, ja das Leben kosten sollte! Das schuldete er seiner Selbstachtung.
    Bony hatte zwei Seelen in seiner Brust, die eine hatte ihm sein weißer Vater, die andere seine schwarze Mutter mitgegeben. Colonel Spendor und seine Kollegen hatten keine Ahnung, wie eng Inspektor Bonaparte der schwarzen Rasse verbunden war. Auch die Lacys und die Gordons hatte er täuschen können, nicht aber die Kalchut. Sie erkannten ihn, ihr Blut floß in seinen Adern. Ihr Glaube war auch sein Glaube, und ihr Aberglaube war auch sein Aberglaube. Daran hatte auch der Universitätsbesuch nichts ändern können.
    Er spürte deutlich den Schatten der Kalchut, der sich über ihn gesenkt hatte, während ein Weißer überhaupt nichts davon merkte. Ein Weißer hätte auch nicht den Verdacht gehabt, beobachtet zu werden, denn er hätte ja keine Spuren entdecken können, während selbst ein Skorpion seine Spur im Sand hinterläßt.
    Ja, die Kalchut konnten ihn töten, und es sah ganz so aus, als würden sie es auch tun. Er konnte ihnen nicht entgehen. Aber ja – er konnte ihnen entkommen, bevor sie zuschlagen konnten. Er konnte ja nach Brisbane zurückkehren und ein Klagelied anstimmen, daß man ihn daran gehindert hatte, diesen Fall aufzuklären. Aber vor sich selbst konnte er diese Ausrede nicht gelten lassen.
    Seine unsichtbaren Verfolger hatten den weggeworfenen Zigarettenstummel aufgehoben. Nun kam die Zeit, wo man gegen ihn aktiv wurde. Jemand hatte beschlossen, ihn zu beseitigen, weil er gefährlich war. Und er war ihrem Zauber ausgeliefert, mit dem sie ihn töten würden.
    Sie waren dabei, das Deutebein auf ihn zu richten!
    Das Ganze war im Grunde nichts als Theater, doch die psychologische Wirkung wurde sowohl von den Zauberern als auch von dem Opfer verspürt. Die Macht, zu töten, hing vor allem von der Willenskraft der Zauberer ab. Bony wußte, daß praktisch jedes männliche Mitglied aller australischen Stämme mit dem Deutebein umgehen konnte, aber der Erfolg hing von der Willenskraft dessen ab, der sein Opfer töten wollte. War aber die Willenskraft des Opfers stärker als die der Zauberer, dann konnte es ihm gelingen, den Tod hinauszuzögern, bis seine Verwandten herausgefunden hatten, wer das Deutebein auf ihn richtete, und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.
    Für Bony kam es nun darauf an, mit all seiner Willenskraft dem Todeszauber zu widerstehen, bis er die Ermittlungen abgeschlossen hatte und nach Brisbane zurückkehren konnte. Dort befand er sich nicht länger in der Einflußsphäre der Eingeborenen, und mit Hilfe eines erfahrenen Hypnotiseurs konnte er sich dann von dem Zauber lösen.
    Ein kalter Finger fuhr an Bonys Rückgrat entlang, strich

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