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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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zweite brachte ein Känguruh, dessen Hinterbeine zusammengebunden waren.
    »Schneide die Kehle durch und laß das Blut auf die Rinde fließen«, ordnete der Häuptling an.
    Das Blut ergoß sich in eine Schale aus Baumrinde, die bereits von eingetrocknetem Blut verklebt war. Die beiden Gehilfen waren völlig nackt, nur ihre Füße waren dicht mit Federn bedeckt. Nero erteilte einen weiteren Befehl, und ein gestreifter, prall mit Federn gefüllter Matratzenbezug wurde gebracht.
    Wandin und Nero hatten inzwischen ihre Hosen ausgezogen und sich im Staub gewälzt. Sie setzten sich auf den Boden, und als die Rindenschale vor sie hingesetzt wurde, badeten sie ihre Füße in dem frischen Blut und tauchten sie anschließend in den mit Federn gefüllten Matratzenbezug. Die beiden Gehilfen hatten unterdessen Tee gekocht, den sie Wandin und Nero in Marmeladenbüchsen kredenzten. Dazu reichten sie Streifen von blutigem rohem Känguruhfleisch, um einen kräftigen Zauber zu bewirken.
    »Wo hat dieser Bony heute nacht sein Lager aufgeschlagen?« fragte Nero.
    »Er schläft auf der Veranda der Grünsumpf-Hütte. Er schläft immer auf der Veranda und nicht im Innern.«
    »Hast du noch Zigarettenstummel aufgesammelt?«
    »Seit Tagen nicht mehr. Bony hat gemerkt, daß wir sie aufgesammelt haben. Nun bewahrt er sie auf und verbrennt sie in seinem Lagerfeuer.«
    »Was hat Bony den ganzen Tag getrieben?« wollte Nero wissen. »Er hat in den Dünen und bei den Channels zu beiden Seiten des Grenzzauns nach Spuren gesucht.«
    Die Unterhaltung wurde im Dialekt der Kalchut geführt, und Wandin lachte.
    »Bony wird nicht mehr lange nach Spuren suchen. Bevor der Mond sich wieder rundet, ist er tot. Die Mauiarinde verriet es mir, als ich sie verbrannte.«
    Die Augen der beiden Gehilfen leuchteten weiß im Schein des Lagerfeuers.
    »Was habt ihr vor, wollt ihr das Deutebein auf ihn richten?« fragte der eine mit furchtsamer Stimme.
    Nero nickte. »Dieser Bony hat zuviel herausgefunden. Das ist nicht gut für die Kalchut. Sobald ich mit Wandin gegangen bin, legt ihr beide euch hin und schlaft. Und ihr vergeßt alles, was ihr gesehen und gehört habt, verstanden?«
    Die beiden Schwarzen nickten gehorsam. Nero und Wandin zogen ihre Füße aus dem Kissenbezug und entfernten sorgfältig alle Federn, die nicht fest genug hafteten. Dann erhoben sie sich und marschierten in die Mondnacht hinaus.
    Nach einiger Zeit gelangten sie zu den Channels, die bar jeglichen Pflanzenwuchses waren. Sie gingen auf der Sohle des Grabens entlang, bis sie zum Grenzzaun kamen. Vorsichtig stiegen sie darüber hinweg, achteten darauf, daß keine Federn am Stacheldraht hängenblieben. Kurz danach hatten sie den westlichen Ausläufer der Anhöhe erreicht, auf der neben dem Brunnen die Grünsumpf-Hütte stand.
    Das Mondlicht fiel voll auf die Vorderfront der Hütte, ließ das Wellblechdach silbern erglänzen und beleuchtete die Gestalt, die in Decken gehüllt auf dem Boden der Veranda lag. Keine zweihundert Meter von dem Schläfer entfernt legten sich Nero und Wandin auf die warme Erde. Mit den Händen errichtete Nero einen Sandwall, der ihm und seinem Gefährten Deckung bot.
    Wandin vergrub inzwischen die sechs Knochen um die Adlerklaue, aus denen das Deutebein bestand, im Sand. Nero entnahm seinem Brustbeutel eine Kugel aus dem gummiartigen Saft des Spartgrases, die er zu einem flachen Kuchen knetete. Dann holte er die zwanzig Zigarettenstummel aus dem Beutel, die Bony weggeworfen hatte, legte sie auf den flachen Kuchen, bog den Rand in die Höhe und formte wieder eine Kugel. Diese Kugel legte er zwischen sich und Wandin auf die Erde, die beiden Männer beugten sich darüber, und nun begann die Beschwörung.
    »Bony soll sterben«, murmelte Nero.
    »Bony soll langsam aber sicher sterben, wie die Rinde prophezeit hat«, fügte Wandin hinzu.
    »Möge die Adlerklaue dein Innerstes zerreißen.«
    »Möge deine Leber verbluten.«
    »Mögen deine Knochen zu Sand werden.«
    »Möge dir übel werden, wenn du ißt.«
    »Mögest du Hunger haben und doch vor Übelkeit nicht essen können.«
    »Mögest du heulen wie ein Dingo.«
    »Mögest du quaken wie ein Frosch.«
    »Mögest du dich auf dem Boden wälzen.«
    »Mögest du verdursten.«
    »Mögest du sterben, mit blutigem Schaum vor dem Mund.«
    Der Reihe nach spien sie auf den Gummiball, dann grub Nero das Deutebein aus – fünf spitze kleine Knochen, die an dem einen Ende einer aus Menschenhaaren geflochtenen Schnur befestigt waren,

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