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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Mädchen nicht mit ihm an einem Tisch sitzen. Nein, es war etwas anderes: sie hielt treu zu jemandem, für den Bonys Nachforschungen Folgen haben könnten.
    »Ich liebe Löwen, menschliche Löwen«, sagte Bony. »Wenn man das Löwenfell entfernt, kommt ein frischgeschorenes Lamm zum Vorschein. Sehen Sie, mein Chef schreit mich an, behauptet, ich sei überhaupt kein richtiger Polizeibeamter, aber er hat mir noch nie vorgeworfen, daß ich ein Narr sei. Und nun sagen Sie mir bitte, mit wem Sie sich an dem Tag, an dem ich hier eintraf, bei dem Blutgummibaum am Grenzzaun getroffen haben?«
    »Mit wem – wie bitte?«
    Bonys Stimme blieb ganz ruhig, als er seine Frage wiederholte. Er hatte absichtlich bis gegen Ende der Mahlzeit gewartet, bevor er die Bombe hochgehen ließ. Nun beugte er sich über den Tisch und bot Diana das geöffnete Zigarettenetui an. Wie gebannt starrte das Mädchen in Bonys blaue Augen, tastete nach einer Zigarette, und im nächsten Augenblick flammte ein Streichholz vor ihr auf. Sie zündete die Zigarette an, dann sprang sie empört auf und blickte Bony, der sich ebenfalls erhob, aus zornfunkelnden Augen an.
    »Sie sind impertinent!« rief sie erregt. »Ihre Frage ist eine gehässige Unterstellung.«
    »Aber nein, Miss Lacy. Ich habe eine offene und ehrliche Frage gestellt und muß Sie um eine offene und ehrliche Antwort bitten.«
    »Ich weigere mich, darauf einzugehen, Mr. Bonaparte.«
    »Nachdem Sie sich mit diesem Unbekannten, der von Meena herüberkam, getroffen hatten, haben die Schwarzen alle Spuren ausgelöscht.« Bony war zufrieden mit der Wirkung seiner Worte. »Das Vorgehen der Schwarzen beweist eindeutig, daß entweder Sie oder die Person, mit der Sie sich getroffen haben, nicht möchten, daß ich von der Zusammenkunft erfahre. Offensichtlich handelt es sich um ein Geheimnis, das unter allen Umständen gewahrt bleiben soll. Wäre ich überzeugt, daß es sich lediglich um ein Stelldichein zweier Verliebter gehandelt hat, würde ich meine Frage nicht gestellt haben. Da ich aber nicht davon überzeugt bin, muß ich auf einer Antwort bestehen.«
    Die blauen Augen des Mädchens funkelten ärgerlich. »Ich weigere mich nach wie vor, Ihre Frage zu beantworten. Das Ganze geht Sie überhaupt nichts an.«
    Diana hatte den Kopf zurückgeworfen, ihre Brust hob und senkte sich heftig, und die Augen sprühten Blitze. Bony stand auf der anderen Seite des Tisches, und seine Augen leuchteten wie blaues Eis.
    »Ist es vielleicht so, daß die Person, deren Namen Sie mir nicht nennen wollen, mit am Verschwinden von Jeffery Anderson beteiligt war?« bohrte Bony weiter. »Die Ereignisse zeigen deutlich, daß die Eingeborenen, die die Spuren des Stelldicheins verwischt haben, äußerst besorgt sind, ich könnte Andersons Schicksal aufklären.«
    »Da irren Sie gewaltig. Aber ich weigere mich nach wie vor, eine Frage zu beantworten, die nur mein Privatleben betrifft.«
    Bony seufzte, zuckte betont resigniert die Achseln, verbeugte sich steif und ging zur Tür. Er hatte bereits die Hand auf den Türknopf gelegt, als er sich umdrehte und zu dem Mädchen zurückkam. Er baute sich vor ihr auf und blickte auf sie herab. Sie hielt unwillkürlich den Atem an, öffnete die Lippen, und seine Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen.
    »Sollten Sie wieder einmal von der Kiefernhütte aus telefonieren, würde ich nicht noch mal in den Staub auf dem Schreibpult kleine Kreuze machen.«
    »Kleine Kreuze?«
    »Ganz recht, Miss Lacy: kleine Kreuze. Als ich noch jung war, zeichnete ich auch kleine Kreuze ans Ende der Briefe, die ich einem gewissen jungen Mädchen schrieb.«
    Im nächsten Moment hatte er sich umgedreht und verschwand durch die Verandatür. Diana aber starrte ihm aus weitaufgerissenen Augen nach.
    Eine halbe Stunde später konnte sie beobachten, wie er – wieder in seiner alten Buschkleidung – das Haus verließ und zur Gartentür ging. Sie lief hinaus und lugte durch die Bambusgrashecke. Der Inspektor verschwand im Büro, kam gleich darauf mit einem Schlüssel zurück und schloß die Tür von Andersons Zimmer auf. Eine Minute hielt er sich in dem Raum auf, dann kehrte er zum Büro zurück. Zehn Minuten später führte er sein Pferd zum Gattertor. Dort saß er auf und ritt Richtung Opal Town davon.
     
     
     
    15
     
    Bonys Augen waren umwölkt, um seinen Mund spielte ein grimmiges Lächeln. Er hatte dem Herrenhaus nur deshalb einen Besuch abgestattet, weil er mehr über die Reiter des braunen und des

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