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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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weißen Pferdes hatte in Erfahrung bringen wollen. Als er am Morgen beobachtete, daß der alte Lacy mit seinem Sohn nach Opal Town fuhr, schien ihm der Zeitpunkt günstig.
    Wie die meisten Menschen, die in der Einsamkeit leben, liebte es auch Bony, sich mit seinem Pferd zu unterhalten.
    »Als ob ich jemals ans Ende eines Briefes Kreuze gemacht hätte!« sagte er. »Sehe ich vielleicht so aus?«
    Die Stute schnaubte, warf den Kopf zurück und schlug eine schnellere Gangart ein.

»Meine liebe Kate, was bin ich doch für ein schrecklicher Lügner«, fuhr Bony fort. »Dieses nette junge Mädchen, das sich für schrecklich klug hält, hätte meine Frage gar nicht besser beantworten können als mit ihrem Schweigen. Damit gab sie nämlich zu, sich mit John Gordon getroffen zu haben. Die beiden jungen Leute lieben sich, und nun glaubt das Mädchen tatsächlich, während des Telefongesprächs in der Kiefernhütte unbewußt kleine Kreuze in den Staub gemalt zu haben. Mithin könnte es sich bei dem Treffen am Grenzzaun tatsächlich um das harmlose Stelldichein zweier Liebender gehandelt haben. Dabei ist der alte Lacy fest davon überzeugt, seine Tochter habe noch keinen Freund. Nun, er hat in dieser Hinsicht seine Pläne, möchte seine Tochter mit einem vermögenden und einflußreichen Mann verheiraten. Zweifellos weiß dies Diana. Unglücklicherweise liebt sie einen Mann, der weder vermögend noch einflußreich ist. Dabei ist John Gordon durchaus eine gute Partie. Aber Diana ist noch nicht mündig. Vielleicht liebt sie auch ihren Vater so sehr, daß sie ihn jetzt noch nicht verlassen möchte. Es wäre also durchaus denkbar, daß die Schwarzen die Spuren des Stelldicheins nur deshalb vernichtet haben, damit überhaupt niemand, vor allem aber der alte Lacy nicht, davon erfährt. Das aber würde bedeuten, daß ganz allein die Schwarzen etwas mit Andersons Verschwinden zu tun haben.«
    Bony war so in Gedanken versunken, daß er nicht spürte wie die Sonne auf die linke Gesichtshälfte, auf Nacken und Hände brannte. Die Stute trug ihn durch die leicht gewellte Steppe. In derFerne dehnte sich der Mulgawald, der vom Grenzzaun durchschnitten wurde. Über den Niederungen lagen Luftspiegelungen. Sie gaukelten einen riesigen See vor. Die Gummibäume vom Bach in Karwir ragten hoch über die flimmernde Fata Morgana, verwandelten sich in schlanke Kokos- und Dattelpalmen, die mit zunehmender Entfernung rasch zusammenschrumpften. Plötzlich tauchte aus der Fata Morgana ein Ungeheuer auf, ein riesiger Käfer auf Stelzen. Mit einem dumpfen Brummen versank der Käfer wieder in der Luftspiegelung, um kurz darauf dicht vor Bony wieder hervorzuquellen. Der Inspektor riß das Pferd zur Seite, da hielt auch schon das Auto neben ihm, und er vernahm die dröhnende Stimme des alten Lacy.
    »Ich hatte gehofft, Sie bleiben über Nacht, Bony«, rief der alte Herr und kletterte umständlich, mit dem Rücken voran, aus dem Wagen. Mit seiner großen Hand tätschelte er den Hals des Pferdes. »Hatte mich auf ein kleines Spielchen mit Ihnen gefreut, Warum mußten Sie so schnell wieder weg?«
    »Die Pflicht, Mr. Lacy. Ich wollte mir nur mal Andersons Stockpeitschen ansehen. Ihre Tochter hat mir einen prachtvollen Lunch geboten. Aber nun muß ich zurück, ohne das Vergnügen gehabt zu haben, den Abend mit Ihnen zu verbringen. Mein Chef hat mir geschrieben, daß ich fristlos entlassen werde, wenn ich mich bis morgen nicht bei ihm zurückgemeldet habe.«
    »Fristlos entlassen?«
    Bony lächelte und nickte. »Er hat mir zwei Wochen Zeit gelassen, diesen Fall zu klären – als ob das in dieser kurzen Zeit möglich wäre. Und weil ich meine Ermittlungen nicht abgebrochen und mich rechtzeitig zurückgemeldet habe, ist mein Chef wütend. Aber keine Angst, Mr. Lacy, ich denke nicht daran, diesen Fall aufzugeben.«
    »Natürlich nicht!« Die Augen des alten Herrn funkelten, »Und machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Stellung. Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden. Ist noch genügend Verpflegung für Sie und Futter fürs Pferd in der Hütte?«
    »Reichlich, besten Dank. Aber vielleicht könnten Sie mir etwas Fleisch schicken.«
    »In Ordnung. Ich schicke es Ihnen morgen. Genügt das?«
    »Durchaus. Aber noch etwas: könnten Sie mir wohl Ihr Mikroskop leihen? Ich werde sehr vorsichtig damit umgehen.«
    »Selbstverständlich. Der Junge kann Ihnen die Sachen morgen mit dem Flugzeug bringen. Sonst noch was?«
    »Nein, danke. Das wäre alles.«
    Der alte Herr

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