Todeszauber
fuhr weiter und traf Punkt zwölf Uhr in Opal Town ein. Vor der Polizeistation stand Sergeant Blake.
»Guten Tag, Miss Lacy!« rief er durch das Heulen des Windes. »Sie haben sich aber kein schönes Wetter ausgesucht.«
»Ja, ein scheußlicher Wind, nicht wahr?« entgegnete Diana liebenswürdig. »Ich habe ein paar dringende Besorgungen zu machen, die konnte ich leider nicht aufschieben. Übrigens, Vater macht sich große Sorgen.«
»Oh, worüber denn?«
»Er macht sich Sorgen um Inspektor Bonaparte. Er meint, wenn der Inspektor tatsächlich Rekurrensfieber hat, sollte er unbedingt einen Arzt aufsuchen. Sie müssen wissen, daß sich mein Vater verantwortlich fühlt. Schließlich befindet sich der Inspektor in seinem Haus. Es wäre doch schrecklich, wenn Mr. Bonaparte in seinem einsamen Lager im Busch ernstlich erkrankte.«
»Ach, soweit wird es schon nicht kommen, Miss Lacy. Ich fahre ja jeden Abend zu ihm hinaus. Er möchte unbedingt den Fall abschließen, und nach dem Stand der Dinge scheint es auch nicht mehr lange zu dauern.«
»Nun, dann wollen wir hoffen, daß es ihm recht bald gelingt, damit er sich in ärztliche Behandlung begeben kann. Er sieht sehr krank aus. Er erzählte mir, daß die Symptome ganz so wären, als wenn man das Deutebein auf ihn gerichtet hätte. Er glaubt doch wohl nicht im Ernst, daß die Kalchut das getan haben?«
»Einigen von ihnen würde ich es durchaus zutrauen«, entgegnete Blake vorsichtig. »Wollen Sie nicht auf einen Sprung hereinkommen? Meine Frau würde sich freuen, Ihnen eine Tasse Tee anbieten zu können.«
»Das weiß ich, und ich werde sie auch darum bitten. Ich habe schrecklichen Durst. Bleiben Sie ruhig hier und passen Sie gut auf die Verbrecher auf. Unser Klatsch würde Sie doch nicht interessieren.«
Blake lächelte und öffnete ihr die Tür, dann blickte er nachdenklich die staubige Straße entlang. Eine dumme Sache, wenn Bonaparte draußen auf Karwir sterben sollte. Da würde ich ganz schöne Scherereien bekommen, dachte der Sergeant.
Im Wohnzimmer bemühte sich Mrs. Blake um ihren Gast.
»Jetzt gehen Sie erst mal ins Schlafzimmer und waschen sich den Staub ab, Miss Lacy. Sie kennen sich ja aus. Ich mache inzwischen Tee.«
Diana beeilte sich. Sie hoffte inständig, daß der Sergeant nicht hereinkommen und ihre Pläne durchkreuzen würde.
»Wie geht's Vater?« fragte Mrs. Blake, als Diana ins Wohnzimmer kam. »Er ist ein wundervoller Mann. Schade, daß es nicht viele gibt wie ihn.«
»Danke, ihm geht es gut. Er denkt natürlich nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Aber er macht sich Sorgen um Mr. Bonaparte.«
»Ja, mein Mann erzählte mir schon, daß es dem Inspektor nicht gut geht«, erwiderte Mrs. Blake, »ein netter Mensch, so höflich und bescheiden.«
»In Brisbane hält man große Stücke von ihm, nicht wahr?« Diana hoffte immer noch, daß dieses Gespräch nicht unterbrochen würde.
»Ja. Mein Mann sagt, daß man ihn mit den schwierigsten Fällen betraut«, antwortete Mrs. Blake. »Ist der Tee stark genug?«
»Wunderbar. Ich hatte großen Durst. Es ist ja auch ein schrecklicher Tag. Hm, und deshalb macht sich Vater solche Sorgen um Mr. Bonaparte. Sehen Sie, wenn der Inspektor da draußen im Busch sterben sollte, würde sich mein Vater ewig Vorwürfe machen. Und in Brisbane würde man ihm womöglich die Verantwortung dafür geben, weil er den Inspektor nicht veranlaßte, nach Hause zu fahren.«
»Ja, das könnte durchaus passieren, Miss Lacy. Aber so krank ist doch Mr. Bonaparte gar nicht, oder?«
»Ich habe ihn heute morgen auf der Straße getroffen. Er sieht elend aus. Sagt, er könne keine Nahrung behalten. So kann es doch nicht weitergehen mit ihm, meinen Sie nicht auch?«
»Hm, allerdings.« Eine steile Falte erschien auf Mrs. Blakes Stirn.
»Ihr Mann sollte ihm gut zureden, daß er sich endlich in ärztliche Behandlung begibt. Gewiß, es geht mich eigentlich gar nichts an, aber wenn Mr. Bonaparte etwas zustoßen sollte, wird man bestimmt auch Ihrem Mann heftige Vorwürfe machen, weil er nichts unternommen hat. So, nun muß ich mich wieder auf den Weg machen. Ich will rasch einkaufen, damit ich nach Hause komme, bevor der Sturm schlimmer wird. Besten Dank für den Tee. Wann bringen Sie eigentlich Ihren Mann dazu, daß er Sie mit dem neuen Wagen nach Karwir fährt? Es wird langsam Zeit für einen Besuch.«
Mrs. Blake lächelte. »Er behauptet immer, so schrecklich viel zu tun zu haben.«
Sie begleitete Diana zum Wagen, und das
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