Todeszauber
Doktor würde sagen: ›Mein lieber Mann, du hast Rekurrensfieber. Da mußt du vor allem sofort aus dem Busch abreisen, und dann verschreibe ich dir eine Arznei, die das Fieber bekämpfte Nun interessiert mich mein Zustand sehr. Er ähnelt nämlich durchaus dem Zustand eines Mannes, auf den die Eingeborenen das Deutebein gerichtet haben. Ich habe gesehen, wie ein Mann daran gestorben ist. Auch er war nicht in der Lage, Nahrung aufzunehmen, und er erzählte mir, daß ihn nachts schreckliche Alpträume am Schlafen hinderten. Er hatte das Gefühl, daß ihm spitze Knochen die Leber durchbohrten und Adlerklauen die Nieren zerfleischten. Auch ich spüre Schmerzen in diesen Organen.«
»Aber Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, daß Ihre Krankheit mit den Schwarzen zusammenhängen könnte?« Diana zog ungläubig die Brauen hoch.
»Ich habe Rekurrensfieber, Miss Lacy. Aber das soll mich nicht von meinen Ermittlungen abhalten. Noch nicht. Anscheinend hatten Sie mehr Glück als ich bei Ihrem Besuch auf Meena. Als ich hinkam, war niemand zu Hause.«
»Warum waren Sie dort?« entfuhr es Diana, und sie hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen.
»Ich wollte einen Matratzenbezug abgeben, den ich im Busch gefunden hatte. Ein Etikett verriet mir, daß er nach Meena gehörte, Vermutlich brauchten die Schwarzen die Federn und haben sich die Matratze einfach genommen. Dabei waren sie sich nicht im klaren, daß sie damit nach unseren Gesetzen ein Verbrechen begingen.«
»Oh!«
»Sie müssen wissen, daß die Schwarzen ihre Füße mit Federn bekleben, um keine Spuren zurückzulassen. Sie tun das auch, wenn sie vorhandene Spuren beseitigen wollen.«
Diese Bemerkung ignorierte sie. »Haben Sie die Telefon-Akkus in der Kiefernhütte zerstört?«
»Nein. Warum sollte ich denn?«
»Das weiß ich auch nicht. Unsere Telefonverbindung mit Opal Town war von gestern abend acht Uhr bis heute morgen gegen acht Uhr ebenfalls unterbrochen. Sie sind so ein seltsamer Mensch, und seit Sie nach Karwir kamen, sind viele seltsame Dinge geschehen.«
»Tatsächlich?«
»Jawohl! Die kleinen Kreuze, die jemand am Telefon der Kiefernhütte in den Staub gemalt haben soll, gehören auch dazu. Als ich heute morgen dort war, konnte ich keine Kreuze entdecken.«
»Ich habe das Brett abgewischt, nachdem ich sie gesehen hatte«, entgegnete Bony mit ernstem Gesicht. »Und inzwischen dürfte sich frischer Staub angesammelt haben. Sie haben also heute morgen keine Kreuze entdeckt?«
»Ich glaube, ich muß jetzt weiter, Mr. Bonaparte«, sagte Diana ein wenig scharf, hätte sich aber beinahe durch ihr Lachen verraten. Dann warf sie noch rasch ihren Köder. »Nun, - haben Sie in Meena Haare von Mr. Gordon gefunden?«
Bony riß die Augen auf. »Haare von Mr. Gordon? Warum sollte ich mich denn dafür interessieren?«
»Um sie mit dem zu vergleichen, das Sie an dem Baum gefunden haben.«
»Ach so. Dumm, daß ich nicht daran gedacht habe. Richtig – Mr. Gordon soll ja auch hellbraunes Haar haben. Wenn ich Mr. Gordon treffe, werde ich ihn um einige von seinen Haaren bitten.«
Dieser Mann war nicht in die Falle getappt. Ihm war einfach nicht beizukommen. Er mochte krank sein, aber sein Verstand arbeitete völlig normal.
»Also dann – auf Wiedersehen!« rief sie. »Sie sollten wirklich einen Doktor aufsuchen, sonst reden Sie sich zum Schluß tatsächlich noch ein, die Schwarzen hätten das Deutebein auf Sie gerichtet. Vor allem aber sollten Sie das Rezept meines Vaters befolgen: Kartoffelscheiben, in Essig gelegt. Sie müssen wissen, daß Vater ein guter Buschdoktor ist.«
Bony nickte zum Zeichen, daß er sie trotz des heulenden Windes verstanden hatte, sah dem Sportwagen nach, der in einer Staubwolke verschwand.
»Er hat das Rückfallfieber«, murmelte Diana. »Diese Geschichte mit dem Deutebein ist ja Quatsch. Dazu würde John die Schwarzen niemals anstiften. Außerdem würde doch an einem Mann wie dem Inspektor ein derartiger Zauber abprallen. Er ist doch viel zu gebildet, um daran zu glauben.«
Aus dem roten Dunst tauchte die Kiefernhütte auf. Diana gelangte auf die Straße nach Opal Town. An der Abzweigung hielt sie. Sie wußte nicht recht, ob sie lieber in die Stadt oder nach Hause fahren sollte.
»Natürlich war der Inspektor in Meena, um sich ein paar Haare von John zu besorgen«, überlegte Diana laut. »Bestimmt hat er sich auch welche beschafft. Dieser Mann ist ein ganz stilles Wasser! Aber trotzdem, es käme auf einen Versuch an …«
Diana
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