Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
Vom Netzwerk:
sein.«
    Colonel Spendor seufzte tief, dann blickte er seinen Sekretär an. »Na schön, Lowther. Sie haben Glück, daß ich so sanftmütig und tolerant bin. Schicken Sie Browne herein.«
    Der Leiter der Kriminalpolizei wartete bereits im Vorzimmer. Er war ein Hüne von Anfang Fünfzig und erinnerte unweigerlich an eine Bulldogge.
    »Wie können Sie es wagen, mich jetzt schon zu stören!« fuhr ihn der Colonel an, als der Chef Inspektor durch die Tür trat. »Sie wissen genau, daß ich immer erst meine Post durchsehe. Da – setzen Sie sich.«
    Colonel Spendor deutete auf den Stuhl an der anderen Seite des Schreibtisches.
    »Danke, Sir. Wenn Sie gehört haben, worum es sich handelt, werden Sie wahrscheinlich froh sein, daß ich Sie so zeitig gestört habe«, erwiderte Browne ruhig, dann nahm er Platz. »Ich habe ein persönliches Schreiben erhalten von Sergeant Blake aus Opal Town. Mrs. Blake ist mit meiner Frau verwandt, deshalb hat sich der Sergeant privat an mich gewandt, statt den offiziellen Weg zu wählen. Sie werden sich gewiß erinnern, daß Inspektor Bonaparte vor mehreren Wochen nach Opal Town fuhr, um in einer Vermißtenangelegenheit Nachforschungen anzustellen.«
    »Ja doch, weiter!«
    »Ich werde Ihnen am besten den Brief vorlesen. Der Sergeant schreibt: ›Lieber Harry, ich habe lange gezögert, Dir zu schreiben, weil es sich im Grunde um eine offizielle Angelegenheit handelt. Halte ich aber den Dienstweg ein, könnte der Eindruck entstehen, ich wollte mich in fremde Angelegenheiten mischen. Deshalb schreibe ich Dir privat. Wie Du weißt, versucht Inspektor Bonaparte das rätselhafte Verschwinden von Jeffery Anderson aufzuklären.
    Als Inspektor Bonaparte mit seinen Ermittlungen begann, war Anderson seit fünf Monaten vermißt. Im Laufe der Ermittlungen kam der Inspektor zu dem Schluß, daß ein hier ansässiger Eingeborenenstamm etwas mit Andersons Verschwinden zu tun hatte. Die Schwarzen beobachteten den Inspektor heimlich die ganze Zeit über.
    Am 19. Oktober wurde von einem oder mehreren Stammesangehörigen das Deutebein auf Inspektor Bonaparte gerichtet, als er auf der Veranda einer alten Hütte schlief. Am nächsten Morgen fand er neben seiner Schlafstelle eine Gummikugel mit von ihm weggeworfenen Zigarettenstummeln. Auf diese Weise wird dem Opfer mitgeteilt, daß ein tödlicher Zauber auf ihm ruht.
    Kurz darauf klagte der Inspektor über Schlaflosigkeit und Schmerzen in Leber und Nieren. Außerdem leidet er unter Erbrechen. Als ich ihm nahelegte, die Ermittlungen zu unterbrechen und nach Brisbane zurückzukehren, wies er diesen Gedanken entschieden zurück. Er machte einen sehr nervösen Eindruck und beklagte sich bitter, daß man ihn wie einen kleinen Polizisten herumkommandierte und für seine Ermittlungen nur unbezahlten Urlaub gäbe.
    Dann schrieb er auf einen alten Umschlag sein Entlassungsgesuch, das ich weiterleiten sollte, aber ich habe es verbrannt. In den folgenden Tagen verfiel er zusehends. Er ist nicht mehr in der Lage, Nahrung zu behalten, und seine Kräfte lassen nach. Trotzdem will er unbedingt den Fall abschließen.
    Kate hat für ihn Schonkost zubereitet, die ich ihm jeden Abend bringe, aber er kann auch diese leichte Nahrung nicht zu sich nehmen, obwohl er großen Hunger hat. Gewiß, in mancher Hinsicht ähnelt seine Krankheit dem Rückfallfieber, trotzdem halte ich sie nicht dafür. Er war noch nicht lange genug im Busch, um sich infizieren zu können. Außerdem ist es merkwürdig, daß die Beschwerden ausgerechnet zu dem Zeitpunkt begannen, als die Schwarzen das Deutebein auf ihn richteten. Beim Rückfallfieber werden im allgemeinen die Nieren nicht angegriffen.
    Als ich Erkundigungen einziehen wollte, wer von den Schwarzen das Deutebein auf ihn gerichtet habe, verbot es mir der Inspektor. Er wollte auch nicht, daß ich mit Mr. John Gordon, der einen großen Einfluß auf die Schwarzen hat, über die Angelegenheit spreche. Nun schreibe ich Dir ohne sein Wissen, und mir ist gar nicht wohl bei dem Gedanken. Aber wir fühlen uns für Inspektor Bonaparte verantwortlich, und sollte ihm etwas zustoßen, dürften mir seine Vorgesetzten in Brisbane zweifellos die größten Vorwürfe machen. Meines Erachtens handelt es sich nicht um Rückfallfieber, sondern um die Folgen des auf ihn gerichteten Deutebeins. Ich weiß, daß viele Leute über solche Dinge lachen, aber hier im Busch denkt man anders darüber.
    Wir dürfen auch nicht vergessen, daß Inspektor Bonaparte ein Mischling ist und

Weitere Kostenlose Bücher