Todeszauber
Matratze und Decken mitnehmen?«
»Nein, dann schickt er mich gleich wieder weg.«
Blake eilte ins Büro, wo das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, und zu seinem Erstaunen drang die Stimme des alten Lacy an sein Ohr.
»Guten Tag, Sergeant. Nein, ich bin noch nicht wieder auf. Das Bein ist immer noch in Gips. Mein Junge hat in meinem Zimmer einen Telefonanschluß angebracht, nun kann ich vom Bett aus telefonieren. Wie geht's Bony?«
»Noch nicht besser, Mr. Lacy. Er wird immer schwächer.«
»Hat er immer noch diese Schmerzen in Nieren und Leber?«
»Ja, besonders in der Nacht. Und tagsüber legt er sich nicht hin, weil er da arbeitet.«
»Hm. Ich muß schon sagen, der Mann hat Mut. In den letzten Tagen hatte ich reichlich Zeit zum Nachdenken, und ich mache mir immer mehr Sorgen. Vielleicht erinnern Sie sich, daß mir die Symptome nicht so recht zum Rückfallfieber passen wollten?«
»Ja.«
»Nun, wie gesagt, ich habe viel nachgedacht. Ich war von Anfang an der Meinung, daß die Kalchut Jeff Anderson umgebracht haben, und nun versuchen sie die Aufklärung des Verbrechens zu verhindern, indem sie das Deutebein auf ihn gerichtet haben. Bony ist Mischling und deshalb besonders empfänglich für derartigen Zauber.«
Inspektor Bonaparte sei ein studierter Mann, also in jeder Hinsicht aufgeklärt, widersprach Blake. Da könne doch von Aberglauben keine Rede sein.
»Das hat nichts zu sagen, es dauert dann höchstens etwas länger, Sergeant«, erklärte der Viehzüchter. »Entweder ist er vergiftet worden, oder man hat das Deutebein auf ihn gerichtet. Den Schwarzen würde ich zutrauen, daß sie während seiner Abwesenheit das Brunnenwasser vergiften. Aber ich tippe auf das Deutebein. Er muß unbedingt aus dem Busch verschwinden. Es gibt keine andere Möglichkeit. Sonst stirbt er. Sie sollten an seine Dienststelle schreiben und veranlassen, daß man ihn schleunigst abholt.«
»Tja, das wäre das beste«, meinte Blake. Nach zwei Sekunden fügte er hinzu: »Hat Ihre Tochter mit Ihnen über diesen Punkt gesprochen?«
»Ja. Sie erzählte mir, daß sie Bony getroffen hätte. Sein ganzes Aussehen erinnere an einen Mann, auf den das Deutebein gerichtet wurde. Sie macht sich natürlich auch Sorgen. Nun hören Sie zu: Sie stehen rangmäßig unter Bony und möchten sich vielleicht nicht einmischen. Wie wäre es, wenn ich nach Brisbane schreibe?«
»Wäre keine schlechte Idee«, meinte Blake nachdenklich.
»Gut! Dann will ich noch heute schreiben. Am Nachmittag bringt der Junge die Post mit dem Flugzeug nach Opal Town. Ich hätte Bony gern noch eine Weile hier, aber wir können ihn nicht sterben lassen. Und was aus Jeff Anderson geworden ist, wird wohl kein Mensch jemals aufklären können. Also dann!«
»Was macht denn das Bein?« rief Blake noch rasch, bevor der alte Lacy wieder auflegen konnte.
»Wie? Ach das Bein. Das bringt mich noch um den Verstand. Man hat es mit einer Art Flaschenzug an der Zimmerdecke aufgehängt, und die Frauen passen auf, daß ich mich ja nicht bewege. Linden meint, ich müsse noch ein paar Wochen so liegen.« Der Viehzüchter lachte. »Der Doktor wollte mich unbedingt ins Krankenhaus bringen lassen, damit er mich besser im Auge behalten kann. Aber mich bringt man nur im Sarg aus dem Haus. Wenn ich hier bin, kann ich mich wenigstens um alles kümmern. Ich bin noch lange nicht tot oder so verkalkt, daß ich mich für nichts mehr interessiere.«
Kurz vor zwölf Uhr traf der Sergeant am Grenzzaun ein. Die Stelle, die früher als Treffpunkt gedient hatte, wurde wegen Bonys zunehmender Schwäche nicht mehr benützt. Blake passierte das Gattertor und bog in den Buschpfad ein, der zum Grünen Sumpf führte. Nach drei Meilen gelangte er zu dem Eckpfosten, von wo aus der Maschendrahtzaun zwei Meilen weit nach Norden lief, um dann in die östliche Richtung abzubiegen. Dort, am Fuße der Dünen, hatte Bony sein Lager. Durch seine verschiedenen Besuche hatte der Sergeant bereits eine Fahrspur durch die Niederungen und über die Sandbänke gezogen. Als er jetzt zur Mittagszeit diesem primitiven Pfad folgte, hatte er das Gefühl, über einen See zu fahren, so flimmernd lag die Luftspiegelung über dem Land.
Als er sich den Dünen näherte, zu deren Füßen das weiße Zelt von Bony stand, kamen ihm zwei Hunde entgegengesprungen und begrüßten ihn laut kläffend. Sie beruhigten sich erst wieder, als der Sergeant einige Meter vor dem Lagerfeuer anhielt.
Inspektor Bonaparte saß im Schatten einer
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