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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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war nur eine kleine Rauferei mit Abie. Stimmt's, Abie?«
    Eine nachdenkliche Falte stand auf John Gordons Stirn, als er zum Haus ging.
     
     
     
    22
     
    Nie würde Bony den Augenblick vergessen, wie er am Morgen des 2. November aufgewacht war. Während der Nacht war mit ihm eine wundervolle Veränderung vorgegangen, und er grübelte darüber nach, was wohl geschehen sein könnte.
    Das weiße Zeltdach schimmerte grau, denn die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es war angenehm kühl, und die Fliegen schliefen noch. Auf dem obersten Ast einer der umstehenden Kohlpalmen hatte ein Würger Platz genommen und begrüßte den neuen Tag mit seinem schmetternden Gesang. Zwei Elstern hatten sich hinzugesellt, sehr zum Unmut der Krähen.
    Langsam wurde sich Bony über die vorgegangene Veränderung klar. Vorsichtig bewegte er seine Glieder, doch zu seinem grenzenlosen Erstaunen blieben die erwarteten Schmerzen aus. Statt dessen überkam ihn ein lange nicht empfundenes Wohlgefühl. Auch der Geist arbeitete wieder klar, und die bisherige Niedergeschlagenheit war verschwunden.
    Drüben am Meenasee mußte etwas geschehen sein. Man wünschte ihm plötzlich nicht mehr den Tod.
    Er war noch mit seinen Gedanken beschäftigt, als die beiden Hunde, die am Zelteingang lagen, knurrten und im nächsten Moment ein fürchterliches Gebell anstimmten. Sie rasten zum Grenzzaun, sprangen hinüber und rannten in nordwestlicher Richtung davon. Kurz darauf brach ihr Bellen ebenso plötzlich ab, wie es begonnen hatte.
    Eine tiefe Stille trat ein, die nicht einmal von dem Würger unterbrochen wurde. Die aufgehende Sonne warf einen gelben Streifen über das Zeltdach. Kurz danach vernahm Bony dumpfen Hufschlag. Ein Eisen klirrte, die beiden Hunde stürmten ins Zelt. Der eine preßte die kalte Schnauze gegen Bonys Unterarm, der andere versuchte dem Inspektor das Gesicht abzuschlecken. Dies war ihre Art, einen Besucher anzukündigen.
    Ein Wink von Bony, der eine Hund stellte sich neben das Feldbett, der andere setzte sich an die Zeltwand. Beide spielten mit ihren Lauschern.
    »Guten Tag, Boss!« vernahm Bony eine nicht unangenehme Stimme, die einem Eingeborenen gehörte.
    Beide Hunde knurrten, wedelten aber mit den Schwänzen.
    »Guten Tag«, grüßte Bony zurück. »Was willst du?«
    »Ich Malluc.«
    Nach Eingeborenensitte hatte Malluc fünfzig Meter vor dem Zelt angehalten und wartete nun auf Erlaubnis, das fremde Camp zu betreten.
    Malluc! Was mochte er so früh am Morgen hier wollen? Bony fragte ihn nach seinem Begehren.
    »Johnny Boss schicken Brief.«
    »Dann bring den Brief her«, rief Bony. Ein Brief von John Gordon? dachte er. Gingen die Leute, die das Deutebein auf ihn gerichtet hatten, etwa zum offenen Angriff über? Er zog die Pistole unter dem Kopfkissen hervor. Draußen näherten sich Schritte im weichen Sand. Mit einer Handbewegung gebot Bony den Hunden Schweigen.
    Am Zelteingang erschien ein Eingeborener. Er war groß, hatte graues Haar und einen grauen Bart. Er trug einen alten Arbeitsanzug, die Füße steckten in viel zu großen elastischen Reitstiefeln. In der linken Hand hielt er einen weißen Umschlag. Eine Waffe war nicht zu sehen, und da er Stiefel anhatte, konnte er auch keinen Speer zwischen die Zehen klemmen und heimlich im Sand mitschleifen. Er lächelte Bony an, der sich aufgerichtet hatte, um den Ankömmling besser mustern zu können.
    »Laß den Brief fallen«, befahl Bony, und nachdem der Eingeborene die Anordnung befolgt hatte, schickte Bony einen der Hunde vor.
    Der Hund verstand sofort, nahm den Brief auf und brachte ihn Bony. Malluc zog sich einige Schritte zurück, blieb aber in Sichtweite. Bony ritzte den Umschlag auf und zog den Brief heraus.
    ›Zu meinem Bedauern erfahre ich soeben, daß Sie an Rückfallfieber leiden. Ich schicke Ihnen den Medizinmann der Kalchut, denn ich weiß, daß er ein Experte bei Verdauungsbeschwerden ist. Wenn Ihnen jemand rasch helfen kann, dann bestimmt Malluc. Er hat sowohl meine Mutter als auch mich bereits mit bestem Erfolg behandelt.‹
    Diese Entwicklung kam so überraschend, daß Bony nicht recht wußte, was er tun sollte. Daß diese schwarzen Medizinmänner eine ganze Reihe Krankheiten erfolgreich zu behandeln wußten, war ihm bekannt. Und er war sicher, daß die Todesbeschwörungen unterbrochen worden waren.
    Wahrscheinlich hatte John Gordon eingegriffen. Trotzdem widersprach es jeglicher Vernunft, einen kräftigen, feindselig gesinnten Eingeborenen in die Nähe zu lassen, wenn man

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