Todeszauber
des Mädchens plötzliche Furcht. Diana berichtete ihm von Bonys Erkrankung, aber auch davon, daß der Inspektor erwähnt habe, die Symptome glichen denen eines Mannes, auf den das Deutebein gerichtet worden sei. Ihr Vater sei überzeugt davon, daß dies der Fall wäre. Sie sah John deutlich an, wie erschrocken er war, und ihr fiel eine Zentnerlast vorn Herzen, denn nun wußte sie, daß John nicht die Schwarzen veranlaßt hatte, das Deutebein auf Bony zu richten.
»Es waren die Schwarzen«, rief sie mit schriller Stimme. »Deshalb haben sie dir nichts von seiner Krankheit erzählt. O John, und ich hatte schon geglaubt, du hättest sie angestiftet, um den Inspektor von hier zu vertreiben.«
»Natürlich habe ich es nicht getan. Wenn sie tatsächlich das Deutebein auf ihn gerichtet haben, dann geschah es aus eigenem Entschluß. Sie wußten genau, daß ich nicht einverstanden gewesen wäre.« Gordon kräuselte die Lippen. »Ob Inspektor Bonaparte weiß, daß ein tödlicher Zauber auf ihm ruht?«
»Ja, John, ich bin überzeugt davon. Er ist so tapfer, würde lieber sterben als aufgeben. Ich habe mir alle Mühe gegeben, ihn von hier wegzubekommen. Ich habe Mrs. Blake zugeredet, der Sergeant solle die Erkrankung Bonapartes nach Brisbane melden, und auch Vater habe ich dazu gebracht zu schreiben.«
Eine steile Falte stand immer noch auf Gordons Stirn. »Ob das klug war? Der Inspektor wird davon erfahren, und dann muß er glauben, daß du in die Geschichte verwickelt bist.«
»Ach, ich bin doch längst darin verwickelt. Bony weiß, daß ich von der Kiefernhütte aus mit dir telefonierte, und daß wir uns damals in der Nähe des Blutgummibaums getroffen haben. Er findet alles heraus. Vor ihm läßt sich nichts geheimhalten. Wir können nur hoffen, daß man ihn zwingt, aufzugeben.«
John drückte das Mädchen an sich, das sich an den jungen Mann klammerte.
»O John, was wird geschehen, wenn er Anderson doch findet?« rief sie verzweifelt.
»Dann dürfte es allerdings sehr dramatisch werden«, antwortete er leise.
»Aber ich versichere dir nochmals, daß er Anderson nicht finden wird. Und ohne Leiche kann er nichts beweisen. Nein, Kleines, nur keine Sorge! Dagegen hast du mir heute noch nicht ein einziges Mal gesagt, daß du mich liebst.«
»Aber das weißt du doch! Ich möchte mit dir auf eine einsame Insel gehen, wo uns kein Mensch finden kann. Statt dessen muß ich jetzt aufbrechen. Sieh dir die Sonne an, es wird schon spät.«
Gordon blickte ihr nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden war. Dann setzte er über den Zaun und marschierte mit langen Schritten davon. Eine halbe Meile entfernt warteten Jimmy Partner und Abie mit den Pferden. Abies Füße waren dick mit Federn beklebt. Als sich Gordon näherte, erhoben sie sich, und sie bemerkten sofort das Wetterleuchten auf seinem Gesicht.
»Was ist los?« fragte Jimmy Partner.
John Gordon trat dicht vor den athletisch gebauten Eingeborenen, und seine Stimme klang schneidend.
»Weißt du, daß auf den Inspektor das Deutebein gerichtet wurde?«
Jimmy Partner blickte auf seine Füße.
»Ja, John«, erwiderte er schließlich leise. »Ich dachte, daß wir ihn auf diese Weise am besten losbekommen. Er findet zuviel heraus. Ich habe mich mit Nero und Wandin beraten, und die waren einverstanden, das Deutebein –«
Gordons Rechte fuhr dem Schwarzen mitten ins Gesicht, und Jimmy Partner ging sofort zu Boden. Wütend drehte sich Gordon zu Abie um, der erschrocken zurückwich. Er sollte sofort alle Spuren der Zusammenkunft mit Miss Lacy beseitigen, wurde ihm befohlen. Als Jimmy Partner taumelnd in die Höhe kam, sah er durch einen rosa Schleier seinen Freund und Boss im Galopp nach Meena zurückreiten.
Seit Diana Lacys Besuch auf Meena hatte Mary Gordon täglich Kamm und Bürste ihres Sohnes sorgfältig nach Haaren abgesucht und das Haus keine Sekunde aus den Augen gelassen.
An diesem Nachmittag erwartete sie John und Jimmy Partner um sechs Uhr zurück. Um halb sechs war der Braten schön braun, der Pfirsichpudding dampfte, und die Kartoffeln hatte sie gerade auf den Herd gesetzt. Da hörte sie, wie das Gartentor ins Schloß fiel. Sie trat an die Tür und stand einem sehr aufgeregten Wandin gegenüber. »Johnny Boss noch nicht heim, Missis?«
»Nein, noch nicht, Wandin. Was möchtest du?«
Wandins Augen waren sehr groß, er atmete heftig.
»Sie kommen mit?« brachte er grinsend hervor. »Alle Karnickel gehen Wanderschaft. Verschwinden hier. Ganz
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