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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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selbst völlig geschwächt war.
    Malluc verschwand aus der Sichtweite, und Bony packte die Pistole fester. Wenn ein Angriff erfolgen sollte, dann jetzt – obwohl ein solches Vorgehen nicht mit Gordons Brief zu vereinbaren war. Wenige Sekunden später erschien Malluc wieder im Zelteingang.
    Er trug die Insignien seiner Würde. Das Haar war über der Stirn hochgebunden, und eine Schnur aus Menschenhaar preßte fünf Blätter des Gummibaums gegen die Stirn. Die Nase durchbohrte ein zwanzig Zentimeter langes Stöckchen mit nadelspitzen Enden. Seine Kleidung hatte er ausgezogen, er hatte lediglich den Lendenschurz aus Känguruhleder um. Auf Brust und Bauch hob sich weiß gegen die dunkle Haut das heilige Stammeszeichen der Kalchut ab.
    Malluc war tatsächlich ein Medizinmann, und Bony war bereit, sich von ihm behandeln zu lassen, denn kein Medizinmann der Eingeborenen Inneraustraliens durfte je etwas Übles tun. Ihre Aufgabe war, zu heilen. Es lag wohl an Bonys schwarzen Vorfahren, daß er so viel von der Kunst dieser Medizinmänner hielt.
    »Was du machen, Boss?« fragte Malluc. »Du ganz in Ordnung. Aber in deinem Innern Deutebein und Adlerklauen. Ich guter Medizinmann. Malluc sehen spitze Knochen und Klauen in dir.«
    Da zu Beginn des Todeszaubers ein Schauspiel geboten wurde, mußte auch am Anfang der Heilung eine solche Schau stehen.
    »Du bist ein guter Blackfeller, Malluc«, sagte Bony. »Du machst mich wieder kräftig?«
    Malluc nickte grinsend und verschwand erneut. Wenige Sekunden später hörte Bony, wie trockenes Holz auf dem Lagerfeuer prasselte. Er schob langsam die Beine vom Feldbett und setzte sich auf. Sofort durchzuckte ihn ein wilder Schmerz, ließ ihn laut stöhnend auf das Bett zurücksinken.
    Malluc trat ein. »Du besungen mit Deutebein und Adlerklauen. Ich sie sehen in dir.«
    Er schob die Arme unter seinen Patienten. Dabei entdeckte er die Pistole, verriet aber keine Überraschung. Mühelos hob er Bony hoch und trug ihn vor das Zelt. Dort legte er ihn sanft am Rande des Feuers ab und zog ihm den Pyjama aus.
    Bony wurde von einem heftigen Schmerzanfall geschüttelt, sein Atem ging stoßweise. Er hatte das Gefühl, eine eiserne Faust wühlte in seinem Inneren, und Angstschweiß trat auf seine Stirn. Die Hoffnung, die am Morgen in ihm aufgekeimt war, schwand. Ihm wurde klar, daß er sterben müßte, wenn der tödliche Zauber nicht von ihm genommen wurde. Malluc holte aus einem Jutesack eine Rolle dünne Baumrinde, entleerte die darin verwahrten getrockneten Blätter in ein Kochgeschirr. Dann schüttete er Wasser dazu und stellte das Blechgefäß auf das Feuer.
    Dann begann Malluc, mit einem seltsamen Storchenschritt seinen Patienten zu umkreisen, wobei er immer wieder seine Hand nach Bony ausstreckte. Gleichzeitig murmelte er im Dialekt der Kalchut:
    »Ich bin der Medizinmann vom Stamme der Kalchut.
    Ich bin der größte Heiler vom Stamme der Kalchut.
    Ich bin der Herr über den guten Zauber, kein böser Zauber kann mir etwas tun.
    Ich bin das Kind von Tatuchi und Maliche, den Allmächtigen, die im Himmel wohnen, die nie geboren wurden und nie sterben können.
    So hört denn, ihr kleinen Knochen des Deutebeins, und auch ihr Adlerklauen:
    Ich hole euch aus dem Körper des Mannes, der krank am Boden liegt. Ich sauge euch aus. Und ich löse den bösen Zauber.
    Ich sehe euch, ihr kleinen Knochen und ihr Adlerklauen. Ich bin der Medizinmann vom Stamme der Kalchut.«
    Malluc fiel neben Bony auf die Knie, wälzte den Mischling auf den Bauch. Dann saugte er heftig an Bonys Nacken. Mehrere Minuten saugte er, bis er einen gurgelnden Schrei ausstieß, aufsprang und vor Bonys Kopf trat. Er bückte sich, zwang Bony, ihn anzublicken, und Bony sah, wie der Medizinmann einen kleinen spitzen Knochen ausspuckte.
    Nach einer Stunde hatte Malluc sechs Knochen und zwei Adlerklauen aus Bonys Körper gesogen. Er rollte seinen Patienten auf die linke Seite, damit Bony alles gut beobachten konnte, schob Knochen und Klauen mit Hilfe seines Nasenstöckchens auf ein Stück Rinde. Einige Meter vom Feuer entfernt grub er mit dem Stöckchen ein Loch, versenkte die Rinde mit den Knochen und Klauen. Nachdem dies vollbracht war, schob er sich das Stöckchen wieder durch die Nase.
    Die Schau war zu Ende, und mit einem triumphierenden Lächeln drehte sich Malluc zu seinem Patienten um.
    »Du nun bald gesund«, versicherte er. »Keine spitzen Knochen und Adlerklauen mehr in dir. Du jetzt trinken Blackfellermedizin, und in ein, zwei

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