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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Leben. Die Explosion war so heftig, dass keine brauchbaren Spuren mehr zu finden waren. Melchior Lauer wurde einige Zeit verdächtigt, die Explosion herbeigeführt und seine Eltern getötet zu haben.«
    Grohmann konnte sie nur wortlos anstarren. Sein Verstand wollte nicht glauben, was sie ihm gerade vorlas.
    »Nicht einmal ein halbes Jahr später misshandelte, vergewaltigte und tötete er eine Prostituierte. Er hat sie auf grausamste Weise gequält und bekam lebenslänglich. Saß dreiundzwanzig Jahre in Stadelheim ein. Ist vor zwei Jahren nach Lemanshain gezogen.«
    Der Staatsanwalt schüttelte fassungslos den Kopf. »Verdammt. Das ist es! Er ist unser Mann!«
    »Ja, das ist er«, nickte Jennifer grimmig.
    »Warum sind Sie dann aber derart wütend? Das ist ein verdammter Grund zur Freude!«
    »Wieso ich wütend bin?« Jennifer biss die Zähne aufeinander und versuchte, ihren Zorn zu kontrollieren. »Weil der Scheißkerl uns an der Nase herumgeführt hat! Bereits nach dem ersten Mord habe ich ihn mir vorgeknöpft. Er war so was von hilfsbereit und zuvorkommend! Hat sogar seine Psychiaterin von der Schweigepflicht entbunden, und die hat mir versichert, was für ein resozialisierter, lieber Kerl er doch inzwischen sei! Ich habe bei diesem kranken Arschloch im Wohnzimmer gesessen und verdammt noch mal nicht das Geringste bemerkt!«
    Grohmann nickte. Er konnte nur zu gut verstehen, warum sie stinksauer war. »Dann ist es jetzt an der Zeit, ihm das heimzuzahlen. SEK ?«
    Jennifer dachte einen Moment lang nach. Dann griff sie zum Telefon. » SEK .«

19
    Charlotte kam erst wieder zu sich, als sie zitternd auf dem Holzstuhl an dem alten Tisch saß. Der Raum um sie herum nahm nur langsam wieder Konturen an. Endlich begriff sie, dass das eigenartige Geräusch, das sie fortwährend hörte, die Stimme der Archivarin war.
    Die alte Dame war sehr aufgeregt und redete unablässig auf sie ein. »Sind Sie in Ordnung? Oh Gott, brauchen Sie einen Arzt? Was ist denn mit Ihnen los? So sagen Sie doch etwas!«
    Charlotte sah sich außerstande, irgendeine dieser Fragen zu beantworten. Weder wollte sie zu dem Gedanken zurückkehren, der sie so aus der Bahn geworfen hatte, noch würde sie der alten Frau auch nur ansatzweise davon erzählen.
    Irgendwie gelang es ihr, die erschreckende Erkenntnis aus ihrem Kopf auszusperren und sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
    Ihre Mutter. Ihre Großeltern.
    Andere Verwandtschaft zählte nicht. Es gab keine andere Verwandtschaft.
    Sie kannte jetzt den echten Namen ihrer Mutter; warum sie ihn einst abgelegt hatte, war im Moment ohne Belang. Sie kannte den Namen ihrer Großeltern.
    Heinz und Ursula Funke.
    1966. Hatten Sie 1966 geheiratet?
    Doch viel wichtiger war: Warum hatten sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter gehabt? Wussten sie überhaupt, dass Charlotte existierte? Dass sie eine Enkelin hatten? Ganz gleich, was ihrer Mutter zugestoßen war, was hatte sie dazu bewogen, fortzugehen und alle Brücken hinter sich abzubrechen?
    Oder hatte es Kontakt gegeben, und Charlotte wusste nur nichts davon?
    Warum hatte ihre Mutter ihr nicht gesagt, dass … Stopp, Charlie! Falscher Gedanke! Ganz falscher Gedanke!
    Sie brauchte Antworten. Vielleicht würde sie Antworten bekommen.
    Charlotte schob Elisabeth Goldstein mit sanfter Gewalt von sich. Warum mussten Menschen ihres Alters andere Leute immer gleich berühren? Genügten Worte denn nicht? Offenbar verstand die alte Dame nicht einmal, dass sie sie loswerden wollte.
    »Es ist okay«, sagte sie schließlich, als sie das Gefühl hatte, ihrer Stimme wieder Herr zu sein. »Es geht mir gut.«
    »Sie sehen nicht so aus, als ob es Ihnen gut gehen würde«, antwortete Elisabeth Goldstein.
    »Doch. Es geht schon wieder.« Die Frau öffnete erneut den Mund, doch Charlotte kam ihr zuvor: »Ich brauche ein Telefonbuch von Herzheim.«
    »Ein Telefonbuch? Vielleicht vorne im Sekretariat … Aber das ist dann von der gesamten Umgebung und nicht nur … «
    »Umso besser.«
    »Na, dann sehe ich mal nach und … «
    Charlotte langte nach ihrem Rucksack und stand abrupt auf, wobei sie die verdatterte Archivarin beinahe umstieß. »Machen Sie sich keine Mühe. Ich sehe selbst nach.«
    »Aber Sie können nicht … «
    Den Protest ignorierend, lief Charlotte in den Flur und öffnete nacheinander die Türen, hinter denen Büros unterschiedlicher Größe und Ausstattung lagen. Das Sekretariat erkannte sie sofort, auch wenn sie nicht genau hätte sagen können, welches Detail das

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