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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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gebraucht. Sie hatte es ihm verdammt leicht gemacht, ohne sich dessen bewusst zu sein.
    Dank der sozialen Netzwerke, in denen Charlotte angemeldet war, hatte er sie schnell aufgespürt und anschließend verfolgt und manipuliert. Sie hatte sich von ihm beinahe wie eine Marionette führen lassen. Die Hütte in Herzheim hatte er nicht einmal mehr vorbereiten müssen. Ursprünglich hatte er sie bereits für ihre Mutter hergerichtet, war von diesem Plan aber aus Sicherheitsgründen abgekommen. Katharina hätte er nicht so leicht nach Herzheim locken können, und die zweistündige Fahrt mit einer Geisel im Kofferraum war ihm zu gefährlich gewesen. Als er von Charlottes Existenz erfahren hatte, hatte er jedoch nicht länger widerstehen können.
    Alles andere wusste Charlotte bereits aus eigener leidvoller Erfahrung.
    Doch in diesem Moment, als Jennifer Leitner ihr die DVD gab, wusste sie von alldem noch nichts. Und war auch noch nicht bereit, es zu erfahren.
    Die Stille im Krankenzimmer wurde jäh von einem Klopfen unterbrochen. Einem leisen Klopfen, das eher zaghaft klang. Die beiden Frauen blickten zur Tür, die sich langsam öffnete.
    Charlottes Herz setzte einen Schlag aus.
    Es war Joshua.
    Der junge Mann blieb unsicher auf der Schwelle stehen.
    Charlotte konnte ihn nur anstarren. Sie öffnete den Mund, doch ihre Kehle fühlte sich vollkommen ausgetrocknet an. Kein Wort kam über ihre Lippen.
    Jennifer erhob sich und nahm ihre Jacke von der Stuhllehne. »Ich muss los«, sagte sie mit einer einladenden Geste in Joshuas Richtung. »Kommen Sie doch rein.«
    Die Kommissarin verließ das Krankenzimmer und zwang Joshua, den Raum zu betreten, indem sie hinter sich die Tür schloss. Verunsichert näherte er sich dem Bett. »Hey.«
    Charlotte brachte noch immer kaum einen Ton heraus. »Hi.«
    Unbehagliches Schweigen folgte.
    Charlotte musterte Joshua, und ihr schlechtes Gewissen meldete sich mit aller Macht zurück. Ihr war inzwischen schmerzlich bewusst geworden, dass sie ihm Unrecht getan hatte, doch noch hatte sie sich nicht dazu überwinden können, ihn anzurufen und um ein Treffen zu bitten.
    Sein Anblick verstärkte nur noch ihre Schuldgefühle. Joshua sah furchtbar aus. Sein Nasenrücken und der gesamte Bereich um seine Nase herum waren geschwollen und blutunterlaufen. Seine Nase war gerichtet und fixiert worden, und obwohl er sicher Schmerzmittel bekam, war ihm anzusehen, dass ihm das Atmen noch wehtat.
    Joshua fasste sich endlich und reichte ihr das in Geschenkpapier eingeschlagene Päckchen, das er die ganze Zeit verkrampft festgehalten hatte. »Ich wusste nicht, ob du Blumen magst.« Er setzte sich auf den Stuhl, den Jennifer Leitner freigemacht hatte. »Du liest gerne und hast ja jetzt Zeit, deshalb dachte ich, ich bringe dir ein Buch mit.«
    »Danke.« Sie hielt das Päckchen in beiden Händen. Einige Sekunden lang zupfte sie an der Verpackung herum, öffnete es aber nicht. »Das mit deiner Nase … das tut mir so leid. Du hattest das nicht verdient. Ich habe falsche Rückschlüsse gezogen … «
    »Ich weiß, was passiert ist, und ich verstehe es.« Er blickte beschämt auf seine Füße hinunter. »Es war außerdem nicht deine Schuld. Wenn ich von Anfang an ehrlich zu dir gewesen wäre, wäre es nie dazu gekommen.«
    Charlotte sah ihn fragend an. »Was meinst du damit?«
    Joshua rang einige Momente mit sich, bevor er gestand: »Ich habe dich angelogen.«
    Sie wartete, auch wenn ihre Geduld mit jeder Sekunde, die er schweigend und mit gesenktem Kopf vor ihr saß, mehr schwand.
    »Ich stamme nicht aus gutem Hause. Meine Mutter ist Hausfrau und mein Vater Feinmechaniker. Und ich studiere auch nicht an der Privatuni. Ich bin dort lediglich angestellt. Ich habe nicht mal Abitur.« Er sah auf und begegnete ihrem Blick. »Es tut mir leid.«
    Er schien mit einem wütenden Ausbruch ihrerseits zu rechnen, doch Charlotte blieb vollkommen ruhig. Sie hatte Zeit zum Nachdenken gehabt, und dass irgendetwas an seiner Geschichte nicht stimmen konnte, war ihr bereits vor seinem Geständnis klar gewesen. »Du arbeitest in der Bibliothek, oder?«
    Er nickte. »Ich bin nur Bibliotheksassistent, nicht mehr. Ich arbeite allerdings meist hinter den Kulissen, bestelle Bücher, betreue den Katalog … Solche Dinge.«
    Das erklärte, warum sie ihn nie zuvor dort gesehen hatte. Und warum er die Bibliothekare so gut kannte. Sie dachte einen Moment lang darüber nach, bevor sie fragte: »Wieso das alles? Du hättest doch ehrlich zu mir sein

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